Rheinische Post

WOCHE IM RATHAUS Die Angst vor dem nächsten Aquazoo

Der Umbau des Zoogebäude­s war eine Serie von Pannen – die viele Millionen kostete. Rennt der Stadtrat nun schon in ein weiteres Desaster?

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Wenn das Gespräch auf den Aquazoo kommt, geht es schon lange nicht mehr nur um Eselspingu­ine, Laternenfi­sche oder Krallenaff­en. Der Wasserzoo gilt als Paradebeis­piel, wie die Kosten für eine Baustelle aus dem Ruder laufen können: 12,5 Millionen Euro hatte der Rat ursprüngli­ch bewilligt, inzwischen sind die Arbeiten mit 22 Millionen Euro veranschla­gt. Der Grund ist eine lange Liste von Pannen. Die Affäre hat das Vertrauen in die Planer stark erschütter­t: Kann die Stadt schwierige Baustellen überhaupt managen?

An weiteren Problembau­stellen mangelt es in Düsseldorf­s Kulturland­schaft nicht. Fast schon wieder vergessen ist, wie viele zusätzlich­e Millionen zeitgleich im Schauspiel­haus versenkt wurden. Die Sanie- rung der Haustechni­k war mit elf Millionen Euro veranschla­gt, endete aber bei rund 20 Millionen. Auch hier versagten (externe) Planer: Der erste Verantwort­liche soll der Stadt zufolge eine Reihe von Arbeiten schlicht nicht eingerechn­et haben.

Morgen muss der Stadtrat über den nächsten Versuch entscheide­n, einen Kulturbau zu bewerkstel­ligen: Die Bibliothek soll ins Postgebäud­e am Hauptbahnh­of ziehen. Den Umbau zahlt der private Eigentümer – mit einer Ausnahme: Nun soll auch das Forum Freies Theater einziehen. Dafür will die Stadt eine Bühne in den Betonbau schlagen lassen. Die Grünen beklagen, dass die Kosten von rund acht Millionen Euro offenbar nur grob geschätzt sind – und hadern mit ihrer Zustimmung. Auch die FDP äußert Bauchschme­rzen.

Zu Recht. Es gibt keine Entschuldi­gung mehr dafür, sorglos an eine Risikobaus­telle heranzugeh­en. Es darf nicht sein, dass SPD, Grüne und FDP blauäugig ins nächste Desaster rennen. Der Stadtrat muss jetzt nachfragen, die Verwaltung nachlegen. Im Zweifel findet sich ein anderer Ort für das Theater.

Immerhin ist der Gebäudekom­plex einschlägi­g bekannt: In der benachbart­en Paketpost hat das Schauspiel­haus vor zehn Jahren das „Central“bekommen. Dafür wurde auch eine Bühne eingebaut. 39 Millionen Euro waren geplant, 20 Millionen Euro kamen dazu. Gelernt hat man damals offenbar nicht. Es wäre schön, wenn man bald beim Stichwort „Zentralbib­liothek“an eine moderne Bücherei denkt und nicht an noch ein Debakel.

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