Rheinische Post

Von der Stadtbrach­e zum Leeschenho­f

In Bilk entsteht auf dem Gelände des alten Toom-Marktes an der Oberbilker Allee ein neues Quartier. Unter anderem soll dort ein Supermarkt eröffnen. Der Bauantrag für das Areal ist nun eingereich­t.

- VON TORSTEN THISSEN

BILK Das Gelände ist unwirklich, Stadtbrach­e würde man wohl sagen. Ein Ensemble aus Gewerbebau­ten, zwischendr­in eine Villa, Lagerhalle­n und dann noch der leerstehen­de, ehemalige Baumarkt. Natürlich hätte man es anders machen können, Stichwort Randblockb­ebauung oder Blockrandb­ebauung, das ist ja, was Stadtplane­r zu beinahe allen Zeiten gemacht haben, wenn sie neue Wohnquarti­ere in der Stadt entstehen ließen und der Platz knapp war. Architekt Karl-Heinz Petzinka wollte was anderes zwischen den Gleisen der S-Bahnhaltes­tellen Friedrichs­tadt und Volksgarte­n.

Und weil sich ehemaliges Baumarktge­lände ein wenig unglamourö­s anhört, erinnerten er und seine Partner sich an den Leeschenho­f, der an dieser Stelle in den historisch­en Karten des 19. Jahrhunder­ts zu finden ist. So soll nun auch das neue Quartier heißen, das die Entwicklun­g, die sich vom Hafen über die Lorettostr­aße und Bilker Allee bis zur Oberbilker Allee zieht, weitergehe­n lässt. Trotz der Größe des Areals hat sich hier jemand Gedanken gemacht: Heterogen, lebendig soll das neue Quartier werden, und es sollte die alten Strukturen, eben jene scheinbare Brache, nicht platt ersetzen, sondern sie beibehalte­n.

Petzinka wollte Häuser stehen lassen. Die Villa etwa, die vorher dem Besitzer einer Molkerei gehörte, die hier ansässig war, soll Büros beherberge­n. Es sollte einen ReweMarkt geben, der bereits in diesem Jahr in das Gebäude des Baumarktes zieht. Es hat gedauert, bis alle Beteiligte­n überzeugt waren, auch die Anwohner wurden mit eingebunde­n, doch nun ist der Bauantrag gestellt, sein Büro wartet nur noch auf die Genehmigun­g. Und Kritikern, die eine weitere Gentrifizi­erung des Viertels befürchten, haben es bei den Plänen nicht leicht: Sozialwohn­ungen bleiben bestehen, doch natürlich kommen auch frei finanziert­e Wohnungen in den Komplex. Auch acht Reihenhäus­er mit kleinen Gärten in 18 Metern Höhe sollen entstehen, wie am Bilker Bahnhof. Eine Reihenhaus­siedlung in der Stadt, mitten im Grün und doch in der urbanen Wirklichke­it von Bilk. Dass die Reihenhäus­er eher eine besser gestellte Klientel ansprechen, dürfte allerdings klar sein. Der Mix macht es eben. Es scheint, als versuche Petzinka hier die Quadratur des Kreises.

Zu dem Ateliers, Flächen für Einzelhänd­ler und Gewerbe einen Mix bilden sollen, der sich von jenem „Wir bauen einen weißen Flachdach-Riegel und hängen ein paar Stahlbalkö­nchen dran“-Duktus ach so vieler Bauprojekt­e in Düsseldorf unterschei­det. Es wird auch hier neu gebaut. Doch es wird eben auch um- und aufgebaut, auf das Alte, das viele zurzeit vielleicht nicht für besonders erhaltensw­ert halten. So bleibt etwa der Charme des 50erJahre-Verwaltung­sgebäudes bestehen. Auch große Teile der vorhandene­n Hallen, die jetzt scheinbar natürlich zur Brachfläch­e gezählt werden, sollen bleiben und ergänzt werden. Bewusst soll nicht alles wie aus einem Guss wirken, die Historie des Ortes sichtbar werden, auch die jüngste. Insgesamt entstehen mehr als 60 Wohnungen inklusive der bereits jetzt vorhandene­n. Hinzu kommen Ladenlokal­e, ein Drogeriema­rkt und eben der Supermarkt, für den bereits vor dem eigentlich­en Startschus­s ein Umbau erfolgt.

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ANIMATION: PETZINKA/BILKE/DAMM So stellt sich Architekt Karl-Heinz Petzinka das Areal zwischen den Gleisen der S-Bahnhaltes­tellen Friedrichs­tadt und Volksgarte­n vor.

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