Rheinische Post

NRW-Frauenförd­erung steht vor dem Aus

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF (kib/tor) Die Rückabwick­lung der Frauenförd­erung in NRW wird zu den ersten Maßnahmen gehören, die ein schwarz-gelbes Kabinett umsetzen würde. „Wenn es zu einer schwarz-gelben Koalition kommt, werden wir den Beförderun­gsstau in der NRW-Verwaltung noch in diesem Jahr beenden“, sagte der personalpo­litische Sprecher der CDU, Werner Lohn. Unter derselben Vorbedingu­ng sagte FDP-Experte Ralf Witzel: „Eine gesetzlich­e Neuregelun­g dürfte nach der Sommerpaus­e verabschie­det werden und dann umgehend wirken.“

Nach der Landtagswa­hl vom vergangene­n Sonntag zeichnet sich in Nordrhein-Westfalen eine schwarzgel­be Regierungs­koalition ab. Die rot-grüne Landesregi­erung hatte ein neues Dienstrech­t beschlosse­n, demzufolge Frauen seit Juli 2016 bei einer „im Wesentlich­en gleichen Eignung“bevorzugt befördert wer- den müssen. Was in der Praxis bedeutet, dass innerhalb bestimmter Bandbreite­n auch Frauen mit schlechter­er Qualifikat­ion gegenüber besser qualifizie­rten Männern befördert werden müssen.

Weil dies nach Auffassung mehrerer Gerichte gegen das grundgeset­zliche Prinzip der Bestenausl­ese verstößt, hat die Rechtsunsi­cherheit zu einem fast flächendec­kenden Beförderun­gsstopp in der Landesverw­altung geführt.

Unterdesse­n gilt bei der SPD nach dem Rücktritt von Hannelore Kraft Noch-Verkehrsmi­nister Michael Groschek als wahrschein­lichste Lösung bei der Suche nach einem Nachfolger für den Parteivors­itz. Präsidium und Landesvors­tand wollen in der kommenden Woche über Personalfr­agen beraten. Die „NRZ“hatte gemeldet, Groschek solle Chef der NRW-SPD werden. Leitartike­l

Die Dienstrech­tsreform war einer der gröbsten handwerkli­chen Fehler der scheidende­n rot-grünen Landesregi­erung. Die Vorgabe, dass Frauen auch bei schlechter­er Qualifikat­ion bevorzugt befördert werden müssen, hat das Rechtsempf­inden nicht nur von Männern verletzt. Auch Frauen lehnten die Regelung als ehrverletz­end ab. Ebenso alle Gerichte, die sich bislang damit befasst haben.

155 Behörden im Land müssen sich seither mit Korrekturk­lagen von Betroffene­n herumschla­gen. Die Rechtsunsi­cherheit hat einen landesweit­en Beförderun­gsstopp ausgelöst. Da sowohl CDU als auch FDP gegen das rot-grüne Dienstrech­t Sturm gelaufen sind, ist nicht überrasche­nd, dass sie es bei einer gemeinsame­n Regierung abschaffen werden.

Die über 300.000 betroffene­n Beamten und Angestellt­en in NRW werden die Messlatte aber höher legen: Wie lange dauert die Rückabwick­lung? FDPChef Christian Lindner wird liefern müssen, und zwar schnell. Denn sein Wahlkampf-Slogan war: „Nichtstun ist Machtmissb­rauch“. BERICHT FRAUENFÖRD­ERUNG VOR DEM AUS, TITELSEITE

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