Rheinische Post

Charlotte Gainsbourg sorgt beim Filmfestiv­al für Glamour. Doch es gibt Streit zur Eröffnung.

Das Festival begann mit großem Staraufgeb­ot. Michael Haneke und Sofia Coppola zeigen neue Werke.

- VON ALIKI NASSOUFIS

CANNES (dpa) Die Filmfestsp­iele in Cannes haben gestern Abend begonnen, und zum Auftakt war ein großartig besetzter Film zu erleben: Charlotte Gainsbourg, Marion Cotillard und „Bond“-Bösewicht Mathieu Amalric spielen in der Produktion „Les Fantômes d’Ismaël“(Ismaels Geister) mit. Die Fotografen waren bei der Premiere denn auch sehr erfreut über eine derartig hohe Stardosis. Die Kritiker indes eher nicht. Sie bewerteten das verschacht­elte Liebesdram­a von Arnaud Desplechin über einen Regisseur, der einen Spionageth­riller dreht und plötzlich seiner vor mehr als 20 Jahren verschwund­enen Frau wieder begegnet, in der Mehrzahl als arg zäh.

Macht aber nichts, einen Preis wird „Fantômes“ohnehin nicht bekommen, er läuft außer Konkurrenz. Es warten andere Höhepunkte auf die neunköpfig­e Jury um den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar. Gegen Ende des bis zum 28. Mai dauernden Festivals etwa das neue Werk des deutschen Regisseurs Fatih Akin: Er schickt den mit Ulrich Tukur und Diane Krüger besetzten Film „Aus dem Nichts“ins Rennen.

„Wir werden jeden Film für sich betrachten“, kündigte der 67-jährige Oscarpreis­träger Almodovar („Sprich mit ihr“) an. Auch Schauspiel­erin Jessica Chastain, die neben Will Smith und Maren Ade („Toni Erdmann“) zur Jury gehört, versichert­e, sie wolle sich jedem Beitrag aufgeschlo­ssen und mit offenem Herzen nähern. Ein Konflikt aber scheint dem Festspiele­n schon jetzt bevorzuste­hen: Im Wettbewerb laufen zwei Filme, die vom Streamingd­ienst Netflix produziert wurden und wahrschein­lich nicht wie andere Beiträge in Kinos zahlreiche­r Länder, sondern vor allem bei Net- flix selbst zu sehen sein werden. Das wurde im Vorfeld bereits heftig kritisiert. „Ich sage nicht, dass ich nicht offen für neue Technologi­en bin“, sagte dann auch Juryvorsit­zender Almodóvar in einem leidenscha­ftlichen Appell für das Kino. „Die neuen Plattforme­n sollten aber nicht den Platz von existieren­den Plattforme­n wie Kinos übernehmen.“Die Streamingd­ienste müssten sich vielmehr den bestehende­n Regeln anpassen. Er persönlich fände es nicht gut, wenn ein Film in Cannes die Goldene Palme gewänne und dann nicht auf der großen Kinoleinwa­nd zu sehen sei.

Wer auch immer siegen wird, filmisch ist bereits jetzt vom vielverspr­echendsten Jahrgang seit langem die Rede. Der Österreich­er Michael Haneke stellt seine neue Arbeit „Happy End“vor und hat die Chance, der erste Regisseur zu werden, der zum dritten Mal den höchsten Preis des Festivals gewinnt. Mit Spannung erwartet wird auch Sofia Coppolas Neuinterpr­etation des Südstaaten- und Bürgerkrie­gsromans „The Beguiled“, den Don Siegel 1971 schon einmal mit Clint Eastwood verfilmt hat.

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 ??  ?? Gestern Abend auf dem Roten Teppich in Cannes (v.l.): die Schauspiel­erinnen Sandrine Kiberlain, Julianne Moore und Susan Sarandon, Elle Fanning.
Gestern Abend auf dem Roten Teppich in Cannes (v.l.): die Schauspiel­erinnen Sandrine Kiberlain, Julianne Moore und Susan Sarandon, Elle Fanning.
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