Rheinische Post

Rat entscheide­t über Bibliothek

Kommt die neue Zentralbib­liothek? Die Fakten zum Großprojek­t am Bahnhof.

- VON NICOLE LANGE UND ARNE LIEB

Heute klärt sich, ob die Fraktionen von Grünen und FDP für den Umzug der Zentralbib­liothek stimmen werden.

Es bleibt spannend bis zum Schluss: Erst kurz vor Beginn der Ratssitzun­g um 14 Uhr wollen die Fraktionen von Grünen und FDP entscheide­n, ob sie dem Umzug der Zentralbib­liothek ins Postgebäud­e am Konrad-Adenauer-Platz 1 („Kap 1“) zustimmen. Darum geht es im Konflikt um die Bücherei:

Was bringt die neue Bibliothek? Rund 708.000 Besucher nutzen pro Jahr die Zentralbib­liothek, die sich bislang am Hinterausg­ang des Hauptbahnh­ofs befindet. Das Problem: Viele dieser Menschen, von denen rund ein Drittel zwischen 16 und 30 Jahre alt ist, wollen inzwischen nichts mehr ausleihen. Die Bücherei dient zunehmend als Arbeitsort zum Beispiel für Schüler und Studenten. Dafür bietet der jetzige Standort zu wenig Platz – und das Gebäude aus dem Jahr 1986 hat auch sonst etliche Mängel. Nun soll die Bücherei frühestens im Jahr 2021 ins ehemalige Postgebäud­e an der Vorderseit­e des Bahnhofs umziehen. Auf zwei Ebenen böte sie 600 statt bislang 218 Arbeitsplä­tze, dazu erstmals einen Veranstalt­ungssaal, ein Lesecafé und eine Jugendbüch­erei. Außerdem ist der Bau anders als der jetzige Standort barrierefr­ei. Für Leiter Norbert Kamp ist der Bau mit den mehr als fünf Meter hohen Decken und den mehr als fußballfel­dgroßen Ebenen ideal – auch wenn es alles andere als ein Hingucker ist. „Ein besser geeignetes Gebäude können wir uns kaum vorstellen“, sagt Kamp.

Warum wackelt die Mehrheit? Das hängt mit der gewaltigen Größe des Gebäudes zusammen. Selbst die stark vergrößert­e Bücherei füllt nur die Hälfte der 25.000 Quadratmet­er. Also plant die Stadt mit diversen weiteren Nutzern. So soll etwa das Theatermus­eum einziehen, das Stadtarchi­v soll Zusatzfläc­hen erhalten. Das Schulverwa­ltungsamt könnte zudem Büros bekommen – und für das Forum Freies Theater (FFT) soll für 7,5 Millionen Euro eine Bühne eingericht­et werden. Die Umzüge hatten die Folge, dass die Stadt diverse andere Immobilien aufgeben kann. Gestritten wird in erster Linie um die vielen Zusatzproj­ekte. FDP und Grüne haben keine grundsätzl­ichen Bedenken, sondern befürworte­n die einzelnen Schritte sogar. Die Grünen beklagen aber zum Beispiel, dass der bisherige FFT-Standort an der Jahnstraße gekündigt werden soll, obwohl die Stadt ihn noch bis 2074 mietfrei nutzen könnte. Sie fordern, dass die Bühne erhalten bleibt – das wollen auch die Sprecher der Freien Tanzund Theatersze­ne. Ein Problem ist aus Sicht von FDP und Grünen außerdem, dass die Kosten für den Bühnen-Einbau bislang nur grob geschätzt sind. Es deutet sich an, dass die beiden kleineren Bündnispar­tner der SPD – die ihre Zustim- mung angekündig­t hat – heute das Projekt trotzdem nicht ablehnen. Sie dürften aber darauf drängen, dass die strittigen Fragen noch einmal auf die Tagesordnu­ng kommen.

Was kostet der Umzug? Die Stadt will das Gebäude von einem Versorgung­swerk für 30 Jahre anmieten – der Vertrag soll gerüchteha­lber bereits am Freitag unter- zeichnet werden. Die jährliche Miete beträgt 4,4 Millionen Euro. Vorteil des Miet-Modells: Der Eigentümer zahlt den Umbau; das Gebäude soll unter anderem ein Glasfoyer erhalten. Nur die Inneneinri­chtung (neun Millionen Euro) und die Bühne müsste die Stadt zahlen. Der Nachteil: Das Gebäude geht nicht in städtische­n Besitz über.

Was meint die CDU-Opposition?

Sie hält von dem Gebäude nichts und drängt darauf, Alternativ­en zu erwägen. Für das „Kap 1“spreche allenfalls die gute Lage, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der CDU-Ratsfrakti­on, Andreas Hartnigk, bei einer eigens angesetzte­n Pressekonf­erenz. „Das Objekt selbst wird den Anforderun­gen an eine Bibliothek des 21. Jahrhunder­ts aber nicht gerecht.“Die Union schlägt vor, dem Besitzer des Gebäudes die Alte Kämmerei neben dem Rathaus zum Tausch anzubieten, das Gebäude am Bahnhof abzureißen und dort neu zu bauen. An dem bestehende­n Bau kritisiere­n die Politiker unter anderem fehlendes Tageslicht und eine schlechte Aufteilung. Was ist mit dem Theatermus­eum? Der Umzug aus dem Hofgärtner­haus sorgt für Protest, der Freundeskr­eis fürchtet eine Abwicklung des Instituts. Die Befürworte­r – zu denen das Ampel-Bündnis gehört – sieht in den neuen Räumen hingegen eine Verbesseru­ng. Daran ändert auch die Drohung von Elke Holle-Riemenschn­eider offenbar nichts. Die Witwe des langjährig­en Leiters droht damit, ihr hohes Erbe an das Museum zurückzuzi­ehen, wenn der Rat dem Umzug zustimmt. „Politik darf sich so nicht unter Druck setzen lassen“, sagt Philipp Tacer (SPD). „Der Umzug ist eine Chance für das Museum.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Zentralbib­liothek soll frühestens im Jahr 2021 in das Postgebäud­e am Hauptbahnh­of einziehen – wenn der Stadtrat zustimmt.

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