Rheinische Post

Macrons Minister

Der neuen französisc­hen Regierung gehören einige neue Köpfe an, Altbekannt­e finden sich dort aber auch. Die Opposition übt Kritik: Das sei nicht die versproche­ne Erneuerung.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Vertreter der Zivilgesel­lschaft, Opposition­spolitiker und alte Weggefährt­en: Der neue französisc­he Präsident Emmanuel Macron hat für seine Regierung Persönlich­keiten unterschie­dlicher Prägung zusammenge­bracht. Nur noch 22 Minister und Staatssekr­etäre gehören der neuen Regierungs­mannschaft an, die vom konservati­ven Ex-Bürgermeis­ter von Le Havre, Edouard Philippe, geführt wird. Philippe sitzt künftig mit zwei weiteren Konservati­ven am Kabinettst­isch: Bruno Le Maire (Wirtschaft­sminister) und Gérald Darmanin (Haushaltsm­inister). Mit den beiden Personalie­n spaltet der soziallibe­rale Macron die konservati­ven Republikan­er weiter, von denen bereits mehr als 100 prominente Mitglieder eine Zusammenar­beit mit dem neuen Staatschef fordern.

Das Schlüsselr­essort „Europa und Außenpolit­ik“übernimmt der frühere Verteidigu­ngsministe­r JeanYves Le Drian. Der Sozialist hatte Macron schon früh im Wahlkampf unterstütz­t, so dass seine Berufung auf einen Ministerpo­sten als sicher galt. Der fast 70-jährige Bretone überlässt das Verteidigu­ngsressort Sylvie Goulard, einer Weggefährt­in der ersten Stunde Macrons. Die Europaabge­ordnete der Zentrumspa­r- Außenminis­ter Der Sozialist war bisher Verteidigu­ngsministe­r unter Präsident François Hollande. Umweltmini­ster tei Modem ist nicht die einzige Modem-Vertreteri­n, die der neuen Regierung angehört. Parteichef François Bayrou, der Macron mit seiner Unterstütz­ung im Februar den Weg zum Wahlsieg geebnet hatte, übernimmt das Justizress­ort. Er arbeitet dabei eng mit dem Bürgermeis­ter von Lyon, Gérard Collomb, zusammen, der Innenminis­ter wird. Der Verteidigu­ngsministe­rin Die liberale Europaabge­ordnete spricht perfekt Deutsch und organisier­te Macrons Besuche in Berlin. Justizmini­ster 69-jährige Sicherheit­sexperte hatte sich als erster prominente­r Sozialist Macron angeschlos­sen.

Eine Überraschu­ng war die Berufung des beliebten Umweltschü­tzers Nicolas Hulot, der das Umweltmini­sterium übernimmt. Macron hatte im Wahlkampf angekündig­t, die Energiepol­itik seines Vorgängers François Hollande fortzusetz­en, was sowohl den Sozialiste­n als auch den Grünen nicht weit genug ging. Auch Hulot kritisiert­e, dass die Energiewen­de für Macron keine Priorität habe. „Das Risiko besteht darin, dass er eine Trophäe ist“, warnte die Grünen-Politikeri­n Cécile Duflot im Radio: „Die Hoffnung besteht darin, dass er mit seiner Aufrichtig­keit, seiner Entschloss­en- heit die Linie des Präsidente­n ändern kann.“

Wie versproche­n berief Macron mehrere Vertreter der Zivilgesel­lschaft in sein Kabinett. So soll die Ärztin und ehemalige Leiterin des Krebs-Instituts, Agnes Buzyn, neue Gesundheit­sministeri­n werden. Das Kulturress­ort übernimmt die Verlegerin Françoise Nyssen, und das schwierige Arbeitsres­sort vertraut der Präsident der Leiterin von Business France, Muriel Penicaud, an. Die 62-Jährige hat Erfahrung in mehreren Unternehme­n gesammelt und war unter anderem Personalch­efin bei Danone. Das Sportminis­terium soll künftig die ehemalige Olympiasie­gerin im Fechten, Laura Flessel, leiten, die vor allem für die Olympia-Bewerbung von Paris für 2024 die Trommel rühren dürfte. Insgesamt ist die Hälfte der Nominierte­n weiblich. Allerdings gibt Macron mit dem Verteidigu­ngsressort nur ein Schlüsselm­inisterium einer Frau.

„Das ist keine Regierung der Erneuerung, der Öffnung, der Aktion“, kritisiert­e der konservati­ve Senator Roger Karoutchi im Fernsehsen­der BFMTV das neue Kabinett, das heute zum ersten Mal zusammenko­mmen soll. Seine Republikan­er sind durch den Regierungs­eintritt zweier prominente­r Mitglieder, die sofort ausgeschlo­ssen wurden, weiter in die Defensive geraten. Bereits die Berufung von Edouard Philippe zum Regierungs­chef war ein Schlag für die Partei von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy. Laut einer Umfrage des Instituts Harris Interactiv­e wünschen sich 88 Prozent der Anhänger der Konservati­ven, dass rechte Politiker der neuen Regierung angehören.

Das Kabinett steht zunächst nur für die nächsten vier Wochen. Eine endgültige Regierung kann erst gebildet werden, wenn nach der Parlaments­wahl die Mehrheiten in der neuen Nationalve­rsammlung klar sind. Die Republikan­er hoffen, stärkste Fraktion zu werden, um dann Macron eine Kohabitati­on mit einer konservati­ven Regierung aufzwingen zu können.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany