Rheinische Post

Zwischen Handballfe­ld und Lagerfeuer

Die HSG Gerresheim bringt ihre Mannschaft­en mit dem norwegisch­en Dorf Froland zusammen. Für die Spielerinn­en ist es eine sportliche Herausford­erung, bei der es nicht nur um Handball geht.

- VON VERENA KENSBOCK

Das Spiel in Norwegen war für die Damen der HSG Gerresheim eine ziemliche Überraschu­ng: Denn die Mannschaft aus dem südnorwegi­schen Froland spielt mit Harz. Die klebrige Substanz, die sonst Rindenschä­den an Bäumen abdichten soll, schmieren sich die Handballer­innen auf die Hände. Die Bälle bleiben kleben, die Spielerinn­en erhöhen ihre Fangquote. Das kannten die Handballer­innen aus Düsseldorf nicht. In den unteren Ligen ist das Kunstharz verboten. Eine ziemliche Herausford­erung für die dennoch als die norwegisch­e Hauptstadt des Handballs gilt.

„Ich sag mal so: Mit Franzosen wäre es einfacher gewesen“, sagt Kusch und lacht. Das liege nicht an der Entfernung. Froland ist mit rund 1100 Kilometern ebenso weit entfernt von Düsseldorf wie Marseille. Aber eine gemeinsame kommunikat­ive Basis zu finden, sagt Kusch, sei in Skandinavi­en deutlich schwierige­r. „Mit einem Franzosen kann man sich im Vorbeigehe­n für den Abend verabreden. In Norwegen muss man Verlässlic­hkeit beweisen. Es braucht Zeit, um Vertrauen aufzubauen – auch weil die Städte so klein sind.“

Dass das freundscha­ftliche Spiel zwischen den beiden Nationen so schnell zustande gekommen ist, überrascht­e den Trainer. Die deutschen Handballer­innen bereiteten sich gewissenha­ft auf das Zusammentr­effen vor. Im Camp lernten sie noch ein wenig norwegisch – zumindest genug, um sich begrüßen und bedanken zu können. Und sie brachten ihren Gegnerinne­n aus dem hohen Norden kleine Geschen- ke mit: Süßigkeite­n und einen Husky-Gerresheim-Schal. Der Umgang war herzlich, das Spiel aber hart. „Es ist ein stärkeres Spiel“, sagt Christine Leibauer aus dem Gerresheim­er Team. „Die Spielerinn­en sind robuster. Aber ansonsten: zwei Teams, zwei Tore, ein Ball.“Aus Trainersic­ht, so Kusch, sei auffällig, wie profession­ell die Norwegerin­nen spielen: „Sie nahmen das Spiel sehr ernst. Und auch an ihrem Spiel hat man gemerkt, dass sie zwei ProfiSpiel­erinnen dabei hatten.“

Der Handball spielte allerdings nicht die Hauptrolle. „Das Sportliche ist sekundär, es geht vor allem um den Spaß“, sagt Kusch. Sich austausche­n, Handball spielen, Freundscha­ften schließen. „Wir wollen mehr machen als nur Handball spielen“, sagt Kusch.

Beim Norwegen-Austausch hatte der Trainer anfangs mit den üblichen Einwänden zu kämpfen: Holland ist näher, Mallorca ist wärmer. Dennoch stimmte die Mehrheit für Norwegen, und beinahe die gesamte Mannschaft meldete sich für die fünftägige Fahrt an, die der Verein bezuschuss­t hat. „Das war ein ganz anderes Erlebnis: Abends am Lagerfeuer rückt die Mannschaft viel enger zusammen, als wenn man auf Mallorca durch die Clubs zieht“, sagt Kusch rückblicke­nd.

Daran will der Verein nun anknüpfen. Ende Mai fahren die Spielerinn­en der A-Jugend in das Handball-Dorf. Bald, so ist es in Planung, sollen auch die Norwegerin­nen zu Besuch nach Düsseldorf kommen. Sie können dann auf dem Rasenplatz des TV Torfbruch zelten, mit den Gerresheim­erinnen trainieren und sich von ihnen die Stadt zeigen lassen.

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FOTO: HARALD KUSCH Die Mannschaft aus Gerresheim abends am Lagerfeuer in Norwegen. Beim Austausch mit dem Handball-Dorf Froland ist das Team näher zusammenge­rückt.

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