Alien stiftet galaktisches Unheil
Ridley Scott setzt seine stilprägende Reihe mit „Alien: Covenant“fort. Die Produktion sieht gut aus, hat aber ein schwaches Drehbuch.
Ende der 70er Jahre entstanden zwei Science-Fiction-Werke, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und das Genre auf jeweils andere Weise bis heute prägen. George Lucas’ „Star Wars“(1977) zeichnete eine multigalaktische Zukunftsutopie, die Menschen und Außerirdische Seite an Seite gegen das Böse kämpfen ließ und die Neugier auf die Erscheinungen dort draußen im Universum schürte. Ganz anders Ridley Scotts „Alien“, Punkt: „Sie suchen nach Ihrem Schöpfer. Ich schaue auf meinen. Sie werden sterben. Ich nicht.“, so lautet seine knappe, emotionslose Analyse des Verhältnisses zwischen Ingenieur und Maschine.
Die Suche nach dem Schöpfer – nicht der Menschheit, sondern des Aliens – treibt auch den nachfolgenden Film um. Im Jahr 2104 macht sich das Raumschiff „Covenant“auf den Weg zum Planeten „Origae-6“, wo eine neue menschliche Zivilisation gegründet werden soll. An Bord sind neben dem synthetischen Walther (Michael Fassbender) – ein weiterentwickeltes Modell unseres Da- vids – und der Crew 2000 Passagiere im künstlichen Koma und ein paar Schubladen tiefgefrorener Embryonen, die den Grundstock für die Besiedlung des neuen Planeten bilden sollen. Nach einen Unfall bei der Solarbetankung kommt der amtierende Captain ums Leben, und der unsichere Oram (Billy Crudup) übernimmt das Kommando.
Als ein Signal aus dem All empfangen wird, das sich wie ein JohnDenver-Song anhört, trifft Oram die fatale (und wenig glaubwürdige) Fehlentscheidung, einen Abstecher zu dem Sendeort zu machen. Der Planet, auf dem sie landen, scheint für eine Besiedlung wie geschaffen. Üppige Vegetation, Wasser, Sauerstoff und eine Landschaft, die ihre neuseeländischen Bildursprünge nicht verbergen kann. Nur kein einziges Tier ist weit und breit zu sehen. Das wird sich bald ändern.
Denn so wie die Sporen einer pittoresken Pflanze in die Atemwege gelangen, beginnt sich der menschliche Wirtskörper nach anfänglichem Hüsteln auf unschöne Weise zu verändern, bis sich ein monströses Wesen gewaltsam seinen Weg durch Mund und Brustkorb bahnt. Auf der Flucht gelangen die deutlich dezimierten Weltraumpioniere in eine okkulte Festungsanlage, in der der Android David als einziger Überlebender der „Prometheus“regiert.
Mit Bravour spielt der stets verlässliche Michael Fassbender die Doppelrolle und bringt das Kunststück fertig, die beiden Maschinenmenschen-Charaktere durch minimalisierte mimische Nuancen voneinander unterscheidbar zu machen. Die Szene, in der David dem Androiden-Bruder das Flötenspiel beibringt und ihn in die Kräfte der Kreativität einweist, ist ein Meisterwerk schauspielerischer Selbstverführung. Immer wieder stehen solche kontemplativen Sequenzen und semiphilosophischen Exkurse den mit grausamen Details gut bestückten Horror- und Kampfsequenzen gegenüber.
Ridley Scott erweist sich auch hier wieder als begnadeter Kino-Sadist, der das Nervenkostüm seines Publikums einer harten Belastungsprobe unterzieht. Wem es zu viel wird, der kann sich beim Wegsehen am stimmungsvollen Set-Design erfreuen, das mit großem cineastischen Gespür entworfen wurde. Mit seinem visuellen Stilvermögen unterscheidet sich auch dieser Scott-Film deutlich von den überfrachteten Digitalfeuerwerken, die in diesem Genre viel zu oft abgebrannt werden.
Der eindeutige Schwachpunkt des Filmes liegt allerdings in der Drehbuchentwicklung, wo zwar auf kontrastreiche Stimmungswechsel und eine verschlungene FranchiseVerankerung, aber dann doch zu wenig auf die innere Schlüssigkeit der Story geachtet wurde. Das ist besonders schade bei einem solch renommierten Projekt. Bewertung: