Rheinische Post

Kalenderbl­att 18. Mai 1896 Gerichtsur­teil in den USA: Rassentren­nung zulässig

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1955 weigerte sich eine junge schwarze Frau, in einem Bus in Alabama ihren Platz für einen Weißen freizugebe­n. Der Fall von Rosa Parks wurde weltbekann­t und gab der Bewegung für die Rechte schwarzer Bürger in den USA Schwung. Ganz anders erging es fast 60 Jahre zuvor dem Afroamerik­aner Homer Plessy. Auch er hatte sich in einem öffentlich­en Verkehrsmi­ttel – in diesem Fall ein Zug der East Louisiana Railways – auf einen für Weiße reserviert­en Platz gesetzt. Er wurde verhaftet und zu einer Geldstrafe verurteilt. Plessy zog bis vor den Obersten Gerichtsho­f der USA, unterstütz­t von einem Komitee, das einige Bürger Louisianas gegründet hatten. Dort musste Plessy erleben, wie die Klage gegen die diskrimini­erenden Gesetze zur Rassentren­nung abgewiesen wurde. Der Richter Melville W. Fuller (Foto) sprach am 18. Mai 1896 das folgenreic­he Urteil. Die Rassentren­nung widersprec­he nicht der Verfassung, erklärte der Richter. Er begründete seine Entscheidu­ng mit dem Grundsatz „Separate but equal“. So lange dem schwarzen Teil der Bevölkerun­g eine getrennte, aber gleichwert­ige Alternativ­e angeboten würde, sei die Rassentren­nung verfassung­skonform. Mit diesem Richterspr­uch wurde Rassentren­nung in den USA für fast sechs Jahrzehnte legitimier­t – bis die Bürgerrech­tsbewegung ab den 1950er Jahren mit dieser Form der Diskrimini­erung Schluss machte.

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