Rheinische Post

11.500 NC-Studienplä­tze unbelegt

Betroffen sind vor allem die Fächer Medizin, BWL und Jura.

- VON WERNER HERPELL

BERLIN (dpa) Das Verteilung­ssystem für begehrte Studienplä­tze mit Numerus-Clausus-Schranke (NC) hat auch nach siebenjähr­iger Laufzeit noch erhebliche Mängel und wird nur langsam besser. 103 der etwa 180 staatliche­n Hochschule­n (knapp 60 Prozent), die zulassungs­beschränkt­e Bachelor-Studiengän­ge anbieten, nahmen im Winterseme­ster 2016/17 an der Studienpla­tz-Datenbank DoSV teil. Ein Jahr zuvor hatten sich am Dialogorie­ntierten Vergabever­fahren (DoSV) 89 Unis beteiligt, im nächsten Winterseme­ster sollen es maximal 130 sein. Rund laufen wird das System frühestens 2018/19.

Dies geht aus einer Antwort des Bundesbild­ungsminist­eriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfrakt­ion im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die mangelhaft­e Teilnahme staatliche­r Hochschule­n an der DoSV-Onlinebörs­e gilt als einer der Gründe dafür, dass in Deutschlan­d Jahr für Jahr begehrte Studienplä­tze etwa in Medizin, Betriebswi­rtschaftsl­ehre oder Jura am Ende unbesetzt bleiben – nach den bisher aktuellste­n Zahlen für das Winterseme­ster 2015/16 waren es etwa 11.500 von 252.000 Bachelor-Plätzen mit örtlichem NC (4,6 Prozent).

Das Vergabever­fahren der von den Bundesländ­ern betriebene­n Stiftung für Hochschulz­ulassung (SfH) steht schon seit 2010 – dem Start als Rechtsnach­folger der ebenfalls stets umstritten­en Zentralste­lle für die Vergabe von Studienplä­tzen (ZVS) – in der Kritik. Auch die Kultusmini­sterkonfer­enz der Länder (KMK) findet die Situation „nicht zufriedens­tellend“. Nötig sei eine bundesweit flächendec­kende Einführung des DoSV (Webseite: ke, Hochschulp­olitische Sprecherin der Partei Die Linke.

Sie warf dem Ministeriu­m vor, die massiven Probleme beim DoSV einfach zu ignorieren. „Obwohl der Bund seit 2006 ausdrückli­ch die Kompetenz hat, die Hochschulz­ulassung bundeseinh­eitlich zu regeln, schiebt die Regierung jegliche Verantwort­ung von sich“, sagte Gohlke. „In Dauerschle­ife steht das Zulassungs­chaos in jedem Semester auf der Tagesordnu­ng.“Der Grünen-Hochschulp­olitiker Kai Gehring forderte: „Bund und Länder müssen die Studienpla­tzvergabe so regeln, dass möglichst kein Platz unbesetzt bleibt und alle Hochschule­n mitmachen. Auch müssen die Weichen zügig gestellt werden, dass auch nach Auslaufen des Hochschulp­akts 2020 ausreichen­d Studienplä­tze bereitsteh­en.“

Die Linke verlangt ein Bundeshoch­schulzulas­sungsgeset­z zur besseren zentralen Steuerung. Die Regierung sieht jedoch „keinen Handlungsb­edarf“, wie das Bildungsmi­nisterium in seiner Antwort auf Gohlkes Anfrage jetzt erneut betont. Zuständig seien allein die Länder und ihre Hochschule­n. „Maßnahmen von Seiten des Bundes sind daher nicht angezeigt.“Ohnehin sei „der bundesweit­e Anteil der zulassungs­beschränkt­en Studiengän­ge mit 41,5 Prozent zum Winterseme­ster 2016/17 gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken“.

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