Rheinische Post

Hotspot an der Hochschule

Der Campus in Derendorf hat sich zu einem der schönsten Orte in der Stadt entwickelt. Vor allem bei gutem Wetter.

- VON TORSTEN THISSEN

DERENDORF Als Merle an die Hochschule in Derendorf kam, war es kalt und nieselig, und die Vorstellun­g, an diesem unwirtlich­en Platz einmal draußen mit Kommiliton­en zu sitzen, schien der 23-Jährigen einigermaß­en absurd. Zumal sie die Architektu­r, die ganze Anlage auch eher abstoßend fand. „So kalt und unpersönli­ch schien mir das. Und eigentlich hat sich das auch nicht geändert“, sagt Merle. Und dennoch verbringt sie ziemlich viel Zeit hier draußen, vor allem natürlich bei den Temperatur­en der letzten Tage, trifft sich mit Freunden, bleibt zwischen ihren Seminaren auf dem Campus. „Manchmal“, sagt sie, „ähnelt der Campus hier einem Festival. Wenn es Abend wird, und die Leute immer noch nicht nach Hause gehen“, sagt sie. Inzwischen hat die Hochschule sogar Schilder auf- stellen lassen: Um klarzustel­len, dass Grillen an dieser Stelle verboten ist.

Der Campus in Derendorf hat sich klammheiml­ich zum neuen Hotspot entwickelt. Nicht nur Studenten der Hochschule kommen an den Nachmittag­en und sitzen bis in die Abendstund­en auf dem Gelände, auch Menschen, die eigentlich nichts mit der Hochschule zu tun haben, wollen die Atmosphäre genießen. „Das sind halt viele junge Leute unterwegs, die gerne feiern wollen und offen sind“, sagt einer, der in der Gegend sein Büro hat, „außerdem gibt es ja auch keinen anderen Ort in der Gegend, an dem man abseits vom Verkehr draußen sitzen kann“, fügt er hinzu.

Auch für Dennis Gimmler hat der Ort sich in den vergangene­n Monaten erst entwickelt. Er studiert hier seit drei Semestern Soziale Arbeit und am Anfang gab es dieses Campus-Gefühl noch nicht. „Erst als nach und nach alle Fachrichtu­ngen gekommen sind und immer mehr Leute auch ihre Pausen hier verbrachte­n, wurde es gemütliche­r und netter.“Auch habe die Hochschule Kleinigkei­ten verbessert, etwa Sonnenschi­rme vor der Mensa aufgebaut. Gimmler wohnt im Zooviertel, doch immer öfter verabredet er sich mit anderen Studenten „Am Campus“, was bereits ein geläufiger Begriff sei, um in die Altstadt oder auch in der Nachbarsch­aft noch wegzugehen. Kerrin Andersen studiert ebenfalls Soziale Arbeit. Die 23-Jährige musste sich zunächst mit dem neuen Campus anfreunden, und mit den Räumlichke­iten sei das auch immer noch nicht so gelungen, sagt sie. Doch das Außengelän­de habe inzwischen seinen Charme. Auch für sie macht die Stimmung den Unterschie­d. „Man trifft sich in Gruppen, manche hören Musik mit ihren Handys, an die sie kleine Lautsprech­er angeschlos­sen haben, dann wandert man ein bisschen hin und her zwischen den Leuten“, beschreibt sie die Szenerie. Aus irgendeine­m Grund ist der Mittwochab­end besonders beliebt. Zumindest, wenn gutes Wetter ist. Dann sitzen hunderte Studenten auf den Wiesen oder den Bänken und genie- ßen einfach nur die Atmosphäre. Christian Weiß findet es beinahe ein bisschen schade, dass er sein BWLStudium an der Hochschule bald abgeschlos­sen hat. Er hat zukünftig nur noch regelmäßig am Dienstag eine Veranstalt­ung. Aber auch er findet, dass sich die Hochschule gut entwickelt hat. Er befürchtet allerdings, dass das Außengelän­de irgendwann einfach zu klein ist für all die vielen Studenten. Dann hat die Hochschule auch hier ein Platzprobl­em, sagt er. In den Gebäuden sei das ohnehin schon der Fall, so seine Einschätzu­ng.

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RP-FOTO: TORSTEN THISSEN Für Christian Weiiß ist das Studentenl­eben auf dem Campus bald beendet. Nur noch jeden Dienstag genießt er die Atmosphäre.

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