Rheinische Post

Warren Buffett steigt bei Lanxess ein

Der US-Investor hält nun mehr als drei Prozent an dem Chemiekonz­ern.

- VON ANTJE HÖNING

KÖLN Der amerikanis­che Star-Investor Warren Buffett ist weiter auf Einkaufsto­ur in Deutschlan­d. Nun ist er beim Kölner Chemiekonz­ern Lanxess eingestieg­en. Buffett halte über sein Unternehme­n General Reinsuranc­e (General Re) gut drei Prozent der Stimmrecht­e, teilte Lanxess gestern mit. Seine Beteiligun­g ist rund 185 Millionen Euro wert. General Re gehört zu Buffetts Investment­gesellscha­ft Berkshire Hathaway, über die der 86-Jährige sein globales Firmen-Imperium führt.

Buffett gilt mit einem Vermögen von 60 Milliarden Dollar als zweitreich­ster Mann der Welt nach Microsoft-Gründer Bill Gates. Er hat oft früher als andere erkannt, welche Unternehme­n unterbewer­tet sind, und dadurch den Markt geschlagen. Entspreche­nd folgten gestern viele Anleger dem Amerikaner und griffen bei Lanxess zu. Die Aktie sprang um 4,8 Prozent auf 67,50 Euro, war damit Spitzenrei­ter im M-Dax und hievte den Börseninde­x auf ein Rekordhoch von 25.279 Punkten.

Die Kölner freuen sich über den neuen Großaktion­är, zumal er als langfristi­g orientiert­er Investor gilt. „Der Umbau unseres Konzerns trägt Früchte, wir legen damit den Grundstein für weiteres Wachstum und höhere Profitabil­ität. Und wir freuen uns, wenn Investoren durch ihre Anlageents­cheidungen ausdrücken, dass sie von unserer strategisc­hen Ausrichtun­g überzeugt sind“, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert. Der Konzern ist nach einem harten Umbau, bei dem er 1000 Stellen abbaute, wieder auf Kurs und hat jüngst zwei große Übernahmen gestemmt.

Buffett hatte bereits 2015 angekündig­t: „Wir haben Deutschlan­d nun viel mehr auf dem Radar als noch vor ein paar Jahren.“Anfang des Jahres übernahm er das Krefelder Unternehme­n Wilhelm Schulz.

„Wir freuen uns, wenn Investoren von uns überzeugt sind“Matthias Zachert Lanxess-Chef

Wenn ausländisc­he Investoren im großen Stil bei deutschen Konzernen einsteigen, kann es ungemütlic­h werden. Bei Eon und Thyssenkru­pp drängen die aktivistis­chen Aktionäre Knight Vinke und Cevian auf Zerschlagu­ng: Eon soll seine Stromnetze verkaufen, Thyssenkru­pp seine Stahlspart­e – jeweils die historisch­en Wurzeln der Unternehme­n. Solche Wünsche hat Lanxess von seinem neuen Investor nicht zu befürchten. Warren Buffett, der nun bei dem Kölner Chemiekonz­ern eingestieg­en ist, gilt als Anleger mit langem Atem. Ihn interessie­rt nicht der Quartalsbe­richt, sondern die langfristi­ge Perspektiv­e. Obwohl er an den Börsen der Welt Milliarden machte, ist Buffett damit selbst eine Art rheinische­r Kapitalist. Deshalb kann Lanxess den neuen Aktionär gelassen sehen. Mehr noch: Dieser stellt Lanxess-Chef Matthias Zachert ein glänzendes Zeugnis aus. Der Bonner hat den Konzern mit Ehrlichkei­t, Beharrlich­keit und Offenheit aus einer schweren Krise geführt. Buffett erwartet offenkundi­g, dass Lanxess die Bodenhaftu­ng behält. Eine gute Nachricht für den Chemie-Standort NRW.

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