Tottis tränenreicher Abschied
Nach 25 Jahren, 786 Spielen und 307 Toren bei AS Rom hört der Stürmer auf.
ROM (sid/dpa) Francesco Totti hatte gehofft, dass dieser Moment niemals kommt. AS Roms ewiger Kapitän Totti hat sich von seinem Herzensclub verabschiedet, das letzte Mal das legendäre Trikot mit der Nummer 10 getragen. „Ich habe den ganzen Tag geweint. Dies war das einzige Trikot, das ich je getragen habe. Ich würde gerne ein Gedicht, ein Lied schreiben. Aber alles, was ich kann, ist meine Füße zu benutzen, um mich auszudrücken“, sagte der 40-Jährige mit bebender Stimme:
70.000 Zuschauer im erstmals seit Monaten wieder ausverkauften Olympiastadion lauschten den Worten ihres „Capitano“ergriffen. Sie hatten sich auf diesen Tag eingestellt, hatten eine Botschaft vorbereitet: „Totti ist die Roma“, stand in der Kurve geschrieben. Und doch fühlte sich das Ende einer Ära für viele Anhänger in der ewigen Stadt an wie das Ende aller Tage. „Mit dem Abschied von Totti vergehen die Träume einer Generation“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Der „Corriere dello Sport“widmete dem Kapitän mehr als zehn Seiten: Totti mit Tränen in den Augen, Totti mit Frau Ilary Blasi und Kindern in den Armen.
Ein letztes Mal hatte Totti, dessen Verhältnis zu Coach Luciano Spalletti merklich abgekühlt war und ihm die Rolle des Ergänzungsspielers einbrachte, seine Füße sprechen lassen. Totti hatte nach der Einwechslung (54. Minute) mitgeholfen, das 3:2 gegen den FC Genua und als Tabellenzweiter hinter Meister Juventus Turin die Qualifikation für die Champions League zu sichern. Dass nun Schluss sein soll, konnten selbst einige langjährige Weggefährten kaum fassen.
„Nach so vielen Jahren werde ich Francesco beim Training nicht mehr treffen. Er wird mir unglaublich fehlen“, sagte Stürmer Daniele De Rossi. Deutschlands Nationalspieler Antonio Rüdiger twitterte ein gemeinsames Foto mit Totti: „Es gibt Fußballer. Es gibt gute Spieler. Und dann gibt es unseren Capitano. Grazie, es war mir eine Ehre!“
Nach 25 Jahren, 786 Spielen und 307 Toren für die Roma beginnt nun das zweite Leben des Volkstribuns. Er habe Angst vor der Zukunft, gab Totti zu: „Diesmal kann ich nicht zwischen den Löchern des Netzes sehen, was danach sein wird. Diesmal brauche ich Euch und Eure Wärme“, rief er seinem Volk zu, ehe er an der Schulter seiner Frau und vor den Augen seiner drei Kinder den Emotionen freien Lauf ließ.
Er bekomme noch immer Gänsehaut, wenn er an den 17. Juni 2001, den Tag seiner einzigen Meisterschaft denke, sagte Totti. Ein Titel mit der Roma sei ihm immer mehr wert gewesen als zehn mit Juventus oder Real Madrid. Ab Montag werde er erwachsen sein – und seine Karriere womöglich bei einem anderen Klub fortsetzen. Ein Wechsel ins Ausland ist nicht ausgeschlossen, genauso wenig wie ein Amt bei den Giallorossi, den Rot-Gelben. „Wenn er als Manager bei uns bleiben will, wird er einen neuen Job erlernen müssen. Doch bei uns sind für ihn die Tore stets offen“, sagte Generaldirektor Mauro Badissoni.