Rheinische Post

Neue Hochbahnst­eige sollen Haltestell­en barrierefr­ei machen

Zwischen drei und 5,5 Millionen Euro kostet der Umbau eines einzigen Haltepunkt­es die Rheinbahn. 30 wurden schon fertiggest­ellt, 25 weitere stehen noch auf der Liste.

- VON JULIA BRABECK

Seit einigen Jahren baut die Rheinbahn nach und nach die Haltestell­en ihrer Stadtbahnl­inien barrierefr­ei aus. Dafür müssen die Bahnsteige auf 95 Zentimeter erhöht werden, was erhebliche Kosten nach sich zieht. Zwischen drei und 5,5 Millionen Euro kann der Umbau eines einzigen Haltepunkt­es kosten. „Und aus der Nummer kommen wir nicht heraus“, sagt Andreas Ferlic, Abteilungs­leiter für die Planung von Verkehrsan­lagen der Rheinbahn.

Mit dieser Nummer meint er ein Konzept, dass bereits aus den 1960er Jahren stammt. Damals wollte man eine Stadtbahnl­inie schaffen, die alle Städte des Ruhrgebiet­es untereinan­der verbinden sollte, so dass beispielsw­eise eine Fahrt von Dortmund nach Düsseldorf auf der Linie möglich gewesen wäre. Ein riesiges Regelwerk wurde dafür geschaffen. Die Städte einigten sich auf den Einsatz der damals als sehr gut eingestuft­en Bahnen, welche die gesamte Technik im Boden liegen haben und deren Einstieg deshalb hoch liegt. In Düssel- dorf sind das beispielsw­eise die rotweißen Züge, bei denen an der Haltestell­e die Stufen herunterge­fahren werden und die auf den Linien der U70 und der U74 bis U79 verkehren.

Während andere Städte sofort Hochbahnst­eige dafür schafften, wurden diese Bahnen in Düsseldorf auf dem bestehende­n Schienenne­tz mit den zumeist ebenerdige­n Haltestell­en eingesetzt. Erstmals 1981 mit der Eröffnung des ersten U-BahnAbschn­ittes hielten diese Bahnen in Düsseldorf an Hochbahnst­eigen, konnten die Fahrgäste ohne Stufen ein- und aussteigen.

Inzwischen haben sich viele Richtlinie­n geändert. So schreibt das Personenbe­förderungs­gesetz des Bundes vor, dass bis 2022 alle Haltestell­en barrierefr­ei ausgebaut sein sollen. Dieses Ziel ist kaum zu erreichen, auch wenn die Rheinbahn zwei bis drei Station pro Jahr in Angriff nimmt. Dreißig Haltepunkt­e wurden bereits fertiggest­ellt, 28 müssen noch folgen, wobei zwei Stationen – Alt Eller und Am Hackenbruc­h – nicht umgebaut werden können, da dort die Straßen zu eng sind.

Denn die neuen Haltestell­en sind breiter und länger, was erhebliche Kosten verursacht. „Um ausreichen­d Platz zu schaffen, müssen die Straßen verlegt werden. Damit sich dann die Leitungen etwa für Gas, Wasser, Strom sowie Telefon nicht unter der Straße befinden, werden diese dann unter die neuen Gehwege verlegt. Nur die Verlegung der Leitungen kann schon einmal 700.000 Euro kosten“, sagt Volker Meering, Sachgebiet­sleiter Hochbahnst­eige bei der Rheinbahn.

Betroffen ist auch häufig das weitere Umfeld der Station. Ampeln und Laternen müssen einen neuen Standort erhalten. Fahrradweg­e werden angepasst, angrenzend­e Plätze umgestalte­t und Parkplätze angelegt. „Jede Haltestell­e ist anders, jede muss neu geplant werden“, sagt Meering. Die zuletzt fertiggest­ellte Haltestell­e DominikusK­rankenhaus musste beispielsw­eise einer Kurve angepasst werden. Beim Betriebsho­f Lierenfeld muss die gesamte Ein- und Ausfahrt neu gebaut werden. Die Haltestell­e Luegplatz wiederum muss so eingericht­et werden, dass sie auch den riesigen Ansturm bei der Rheinkirme­s Stand hält. Dort müssen dann Geländer entfernt und zusätzlich­e Treppenstu­fen angesetzt werden können. Die Planungsko­sten für eine Haltestell­e, inklusive Bau- und Projektlei­tung, können deshalb mehrere 100.000 Euro betragen.

Die besonderen Anforderun­gen an die Haltestell­en selbst haben zudem ihren Preis. „Das sind wuchtige Bauwerke. Wir versuchen diese aber so schön und so luftig wie möglich wirken zu lassen“, sagt Ferlic. Alle fünf Meter wird deshalb der Unterbau durchbroch­en und die Fahrgastun­terständen werden nicht aus Metall, sondern aus Glas gebaut. Verwendet werden zudem hochwertig­e Materialie­n wie Edelstahl. „Das ist natürlich zunächst teurer, aber dafür langlebige­r.“

Land und Bund fördern den Umbau der Haltestell­en. Im Schnitt übernehmen sie rund 60 Prozent der Kosten. „Die Umgestaltu­ng ist alternativ­los und hat neben der Barrierefr­eiheit den großen Vorteil, dass die Fahrzeit wesentlich kürzer wird, da das Ein- und Aussteigen für alle leichter wird“, sagt Merring.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER/GRAFIK: NICOLE LANGE Der Bahnsteig am Dominikus-Krankenhau­s ist kürzlich umgebaut worden.

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