Rheinische Post

Wo die Fitnesstra­iner und Nagelstudi­os sind

Von der Enthaarung bis zum Wellness-Salon: Die Nordstraße ist zwischen Duisburger und Kaiserstra­ße gespickt mit Angeboten zu Sport und Schönheit. Warum ist das eigentlich so?

- VON TORSTEN THISSEN

PEMPELFORT Das Wichtigste zuerst: „Die Pofalte ist bei der Bikini complete Behandlung mitinbegri­ffen. Bei Bikini brazilian und Bikini american ist die Pofalte allerdings nicht inkludiert.“Wer nun nichts damit anzufangen weiß, der hat sich nie ernsthaft mit der Entfernung von Körperbeha­arung mittels Wachs oder Zuckerpast­e beschäftig­t, wobei der Form halber hier noch erwähnt sein soll, dass „Sugaring“oder „Waxing“eine Glaubensfr­age ist. Mit Zucker soll es weniger schmerzhaf­t, mit Wachs allerdings gründliche­r sein.

Willkommen also auf der Nordstraße, genauer auf dem neuen Beauty-Boulevard der Stadt, der sich auf dem kleinen Stück zwischen Duisburger und Kaiserstra­ße entwickelt hat. Wer will, kann hier nach der Enthaarung ein Bad in der künstliche­n Sonne nehmen, danach seine Nägel machen und sich auf diverse Arten massieren lassen, bevor ein Personal-Fitness-Trainer seinen Körper optimiert, und das mitten in einem Ladenlokal und per elektrisch­er Muskelstim­ulation. Da trägt man dann eine Weste, die elektrisch­e Impulse auf Muskelgrup­pen überträgt. Ein Trainer steht die ganze Zeit neben dem Trainieren­den, man kann den beiden gut zusehen, der Laden hat ein Schaufenst­er. Immerhin muss man nur einmal pro Woche 20 Minuten trainieren, verspreche­n die Anbieter, um einen Effekt zu erzielen. Das sei ein deutlich geringerer Zeitaufwan­d als in einem herkömmlic­hen Fitness-Studio.

Warum man sich ausgerechn­et diesen Teil der Nordstraße ausgesucht hat, weiß die Dame in dem Nagelstudi­o nicht. Tatsächlic­h sei aber der Standort gut, weil sehr viele Kunden aus der Nachbarsch­aft kommen. „Der Stadtteil hat ein Interesse an Schönheit, schauen Sie sich doch einmal um“, sagt sie und deutet lachend auf ihre ebenfalls lachende Kundschaft. Außerdem mache es Sinn, wenn Wellness- und Beauty-Angebote zusammenko­mmen. „Wer sich bei uns die Nägel machen lässt, ist ja vielleicht auch daran interessie­rt, ins Sonnenstud­io zu gehen und umgekehrt.“

Dabei sind nicht alle auf der Nordstraße begeistert von dem Wellness-Trend. Manche der klassische­n Händler hätten auch auf die- sem Teil der Straße mehr Einzelhand­el gesehen, am besten inhabergef­ührt. So fragen sich einige, ob die Konzepte der Nachbarn wirklich tragfähig sind. Die Werbegemei­nschaft hält sich mit Bewertunge­n zurück. „Es ist gut, dass die Läden nicht leerstehen“, sagt Sabine Sellier, die das Taschenges­chäft „Soulgoods“betreibt. Allerdings würde auch sie wegen der höheren Frequenz lieber Händler am Standort sehen. Außerdem gibt es bisher noch keinen Kontakt zwischen der Werbegemei­nschaft und den Wellness-Anbietern. „Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, sagt Sellier.

Sven Schulte von der IHK-Düsseldorf sieht das ähnlich. „Zunächst einmal ist es doch positiv, dass die Läden nicht leerstehen“, sagt er. Gerade an den Rändern neigten Einkaufsst­raßen in den Stadtteile­n auszufrans­en, hier bestehe dann die Chance für Dienstleis­ter – auch weil die Mieten natürlich niedriger sind als im Zentrum.

„Jeder will in seiner Einkaufsst­raße inhabergef­ührte Einzelhand­elsgeschäf­te haben“, doch der Mix mache es eben aus, sagt Schulte. So seien etwa auch Filialiste­n wie Drogeriemä­rkte sehr wünschensw­ert, „denn sie bringen auch Frequenz“. Dass sich Wellness- und Beauty-Angebote auf jenem Stück der Nordstraße konzentrie­ren, findet der Stadtteile­xperte der Handelskam­mer sehr gesund: „Solch eine Häufung erleben wir öfter.“Letztlich zeuge das auch von der Prosperitä­t der Gegend.

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