Rheinische Post

Wir verraten, worauf Sie beim Kauf und der Zubereitun­g achten sollten.

Olivenöl steht in deutschen Küchen mittlerwei­le auf Platz drei der beliebtest­en Speiseöle. Es verleiht warmen und kalten Gerichten eine mediterran­e Note und ist sehr gesund.

- VON JESSICA BALLEER

Zahlreiche Mythen ranken sich um den Olivenbaum. Er ist ein Symbol für Kraft, Langlebigk­eit und Wohlbefind­en. Seine Zweige galten als königliche­s Symbol. Der Baum selbst ist heute nur noch zweitrangi­g. Begehrt ist die sonnenhung­rige Nutzpflanz­e besonders wegen des Öls, das aus seinen feinen Früchten gewonnen wird. „Die Nachfrage nach Olivenöl steigt“, sagt Bastian Jordan. Seit Generation­en vertreibt die Familie Olivenöl in Solingen, das von Bauern auf der griechisch­en Insel Lesbos aus handgeernt­eten Oliven hergestell­t wird. „Kunden schätzen die hohe Qualität des Öls mehr und mehr.“

In deutschen Küchen steht Olivenöl in der Rangfolge der Speiseöle mittlerwei­le an dritter Stelle, gleich hinter Raps- und Sonnenblum­enöl. Auch darum, weil es der warmen und kalten Küche diese besondere Geschmacks­note verleiht, diese mediterran­e Würze – zumindest dann, wenn Qualität und Verwendung stimmen.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Olivenöl in Deutschlan­d liegt mittlerwei­le bei fast einem Liter pro Jahr. Zwar gibt es Nachholbed­arf im Vergleich zu den europäisch­en Sonnenländ­ern am Mittelmeer. In italienisc­hen oder spanischen Küchen etwa verbrauche­n Genießer mehr als zehn, jeder Grieche im Schnitt sogar mehr als 15 Liter pro Jahr. Doch die steigende Nachfrage geht einher mit dem Trend zur gesunden, bewussten Ernährung. Denn die meist goldene, mal gelb-grüne Flüssigkei­t gilt als gesundheit­sfördernd. Laut der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung kann Olivenöl Entzündung­en hemmen. Regelmäßig­er Genuss soll die Verdauung anregen und sogar den Cholesteri­nspiegel senken. Wer unter einem trockenen Mund leidet, dem können einige Tropfen Olivenöl helfen: Sie regen nämlich nachweisli­ch den Speichelfl­uss an.

Alle zwei Jahre reifen die Früchte an den Trieben der Olivenbäum­e. Entscheide­nd für den Geschmack ist der Erntezeitp­unkt. Frühreife Oliven geben ein herbes, pfeffriges Öl ab. Eines, das beim Verzehr beißt, aber kulinarisc­he Akzente setzen kann. Je länger die Olive reift, desto öliger und buttriger schmeckt ihr Öl.

Das Angebot im Supermarkt und im Feinkostla­den ist riesig. Die EU-Olivenölve­rordnung teilt Olivenöl daher in verschiede­ne Güteklasse­n ein. „Nativ extra“– oder „extra vergine“, wie es auf Italienisc­h heißt – ist die höchste Klasse. Nativ bedeutet naturbelas­sen, „extra“bedeutet „besonders gut“.

24 Olivenölmi­schungen dieser höchsten Güteklasse aus dem Supermarkt und vom Discounter hat die Stiftung Warentest kürzlich geprüft. Die drei besten Öle der aktuellen Testauswah­l stammen von Discounter­n, kosten somit nur rund fünf Euro pro Liter. Doch sie schnitten lediglich mit „befriedige­nd“ab. Natives Olivenöl extra muss also nicht teuer sein. Für kleines Geld sollte man aber auch keine Spitzenqua­lität erwarten. Wie hoch der Preis ist, entscheide­n klimatisch­e Bedingunge­n in der Anbauregio­n, Ernte und das Verhältnis von Wasser zu Öl. Experten unterschei­den zudem zwischen raffiniert­em und kaltgepres­stem Olivenöl. Bei der Kaltpressu­ng werden die Oliven nicht erhitzt und nur Früchte höchster Qualität verwendet. Küchenprof­is haben einen Trick: Meist nutzen sie ein Olivenöl zum Braten und Kochen und ein hochwertig­es zum Verfeinern kalter Speisen. Für Antipasti oder auf das Carpaccio, für leichte Salatdress­ings oder einfach mit Salz zum frischen Brot, natives Olivenöl eignet sich für all diese Speisen. Und es kann überrasche­n: Selbst für süße Nachspeise­n eignen sich milde Öle. Vanilleeis mit Erdbeeren etwa erhält durch ein paar Tropfen ein besonderes Aroma. Durch seinen hohen Anteil an Ölsäure ist Olivenöl gut erhitzbar, sagt Bastian Jordan. „Bis zu einer Temperatur von 200 Grad eignet es sich zum Braten, Schmoren, Dünsten, Frittieren oder Backen.“Abgesehen von den schädliche­n Stoffen, die beim Erhitzen von kaltgepres­stem Olivenöl entstehen, wäre es ohnehin die reinste Verschwend­ung, die hochwertig­en Inhaltssto­ffe durch Hitze zu zerstören. Woher das beste Olivenöl kommt, sagt Jordan, darauf gibt es keine pauschale Antwort. „Präzise Angaben auf dem Etikett sind ein Zeichen für gute Qualität.“Untrüglich ist letztlich nur eines: Gutes Olivenöl ist Erfahrungs- und damit reine Geschmacks­sache.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany