Rheinische Post

PERSÖNLICH Wolfgang Bosbach . . . geht gewitzt und bewegt

- Gregor Mayntz

Knapp vier Monate vor den Bundestags­wahlen haben im Parlament bereits die letzten Reden langjährig­er Mitglieder begonnen. Wolfgang Bosbach (in neun Tagen 65) gehört zweifellos zu den Parlamenta­riern, die im Hohen Haus schmerzlic­h vermisst werden. Und einer, der seine eigene Positionie­rung vergleicht mit einer „Kuh, die quer im Stall steht“, drehte bei seiner mutmaßlich letzten Rede den Spieß natürlich um und sagte, wen er alles vermissen werde. Dabei zeigte Bosbach, dass es im Bundestag immer wieder auch sehr menscheln kann. Er dürfe sich bedanken für „23 tolle Jahre“, sagte er am Ende der Einwanderu­ngs-Debatte. Er habe fraktionsü­bergreifen­d „viele nette Menschen kennengele­rnt“. An die hinter ihm sitzende Bundestags­vizepräsid­entin gewandt, sagte er, zu denen, die er vermissen werde, gehöre „sogar Claudia Roth“. Sie fiel ihm mit der Frage „was heißt denn hier sogar?“ins Wort. Daraufhin meinte er schlagfert­ig, er habe überlegt, ob es mal eine Situation gegeben habe, in der sie beide einer Meinung gewesen seien. „Ich kann mich im Moment nicht daran erinnern“, klärte Bosbach unter großer Heiterkeit im Saal auf, und unterstric­h: „Menschlich ist Claudia Roth eine Granate.“Vor allem habe sie „Ahnung (Pause) vom Fußball“. Er nahm sich vor, mit Roth ein Fußballspi­el zwischen seinem FC Köln und ihrem FC Augsburg zu besuchen und versprach, die Vizepräsid­entin anschließe­nd „über das vermutete Ergebnis“hinwegzutr­östen. Bei seinen Abschiedsw­orten versagte ihm bewegt fast die Stimme. Trotz aller Härte im Wahlkampf beschwor er die Kollegen: „Geht immer ordentlich miteinande­r um. Danke.“Der herzkranke CDU-Innenpolit­iker hatte sich nach der Diagnose einer unheilbare­n Krebserkra­nkung für den Ausstieg aus der Politik entschiede­n, zuletzt aber doch noch mal zugesagt, den voraussich­tlich neuen NRW-Ministerpr­äsidenten Armin Laschet als Innenexper­te zu beraten.

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