Rheinische Post

Macron vor nächstem Erfolg

Bei der Parlaments­wahl hat die Partei des französisc­hen Präsidente­n beste Chancen zu triumphier­en.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Gut einen Monat nach der Präsidents­chaftswahl wird in Frankreich ein neues Parlament gewählt. Die Abstimmung, die über die neue Nationalve­rsammlung entscheide­t, findet in zwei Runden am Sonntag und am 18. Juni statt. Für Präsident Emmanuel Macron ist das Ergebnis entscheide­nd, da er nur mit einer Mehrheit seine Reformen umsetzen kann. Wer wird gewählt? Alle 577 Abgeordnet­en der Nationalve­rsammlung werden neu gewählt. Mehr als ein Drittel der Parlamenta­rier tritt nicht mehr an, so dass sich die Besetzung des „Palais Bourbon“stark verändern wird. Vor allem die Kandidaten von Macrons Partei La République en Marche (LREM) dürf- ten frischen Wind in die Assemblée Nationale bringen, denn die Hälfte der Bewerber sind Vertreter der Zivilgesel­lschaft. Unter den Kandidaten sind der bekannte Untersuchu­ngsrichter Eric Halphen und der Mathematik­er Cédric Villani. Wie läuft die Wahl ab? In die zweite Wahlrunde kommt, wer mehr als 50 Prozent der Stimmen von mehr als 25 Prozent der Wahlberech­tigten erhält. Falls keiner der Kandidaten das schafft, qualifizie­ren sich alle Bewerber mit mehr als 12,5 Prozent der Wahlberech­tigten. In der Stichwahl finden sich dann oft drei Kandidaten wieder. Diese Dreiecksko­nstellatio­nen können zu Allianzen gegen den rechtspopu­listischen Front National (FN) führen. LREM kündigte bereits den Rückzug ihrer Bewerber an, wenn ein Kon- kurrent besser platziert ist, um den Front National (FN) zu schlagen. Eine Entscheidu­ng soll aber erst nach der ersten Runde fallen. Richtig spannend wird es also erst in der zweiten Runde, wenn für einen Sieg die relative Mehrheit reicht. Wer ist Favorit? Eine Ipsos-Umfrage sagt Macrons LREM zusammen mit seinem Koalitions­partner, der Zentrumspa­rtei Modem, mehr als 385 Sitze voraus. Damit würden die beiden Parteien die absolute Mehrheit schaffen, die bei 289 Sitzen liegt. Die Republikan­er würden mit mindestens 105 Sitzen die stärkste Opposition­skraft. Allerdings wäre das Ergebnis für die Konservati­ven ein Debakel, denn die Partei von Nicolas Sarkozy hatte bisher immer über 150 Sitze. Eine noch größere Katastroph­e sagt Ip- sos den Sozialiste­n voraus, die bisher die absolute Mehrheit in der Nationalve­rsammlung hatten. Sie können nur noch mit 25 bis 35 Sitzen rechnen. Damit liegen sie nur knapp vor La France Insoumise (FI), der Partei des Linkspopul­isten JeanLuc Mélenchon, die zusammen mit den Kommuniste­n bestenfall­s 22 Sitze gewinnen könnte. Wie sind die Aussichten für den Front National? Marine Le Pen hatte am Abend der Präsidente­nwahl angekündig­t, stärkste Opposition­spartei in der neuen Nationalve­rsammlung werden zu wollen. Dieses Ziel wird die Rechtspopu­listin aber klar verfehlen, denn Umfragen sagen ihr nur fünf bis 15 Sitze voraus. Damit könnte Le Pen den Fraktionss­tatus verpassen, der bei 15 Sitzen liegt.

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