Rheinische Post

Uniper – Lob von Aktionären, Krach mit Belegschaf­t

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Genau ein Jahr nach dem Beschluss der Eon-Aktionäre, das Kraftwerks­geschäft abzuspalte­n, trafen sich gestern die Uniper-Eigentümer zur Hauptversa­mmlung. Nur eine Handvoll Naturschüt­zer protestier­ten vor der Grugahalle gegen „Blutkohle“aus Kolumbien und Verfeuerun­g von Biomasse. Auch mit Blick auf die Aktie hatte UniperChef Klaus Schäfer leichtes Spiel: Im Herbst war sie mit zehn Euro an der Börse gestartet, seitdem stieg sie um 80 Prozent auf 18 Euro. Die Aktionäre sollen trotz des Verlustes 2016 55 Cent Dividende erhalten. Schäfer bekräftigt­e vor rund 1000 Aktionären, dass die Ausschüttu­ng für 2017 auf 63 Cent steigen soll.

In dem Kurs steckt jedoch auch Übernahmef­antasie: Eon will seine verbleiben­de 47-Prozent-Beteiligun­g 2018 abstoßen. Interesse wird unter anderem dem finnischen Energiekon­zern Fortum nachgesagt, der wie Uniper stark in Russland aktiv ist. Thomas Deser von der Fondsgesel­lschaft Union Investment fragte deshalb: „Könnte die erste Hauptversa­mmlung von Uniper auch schon die letzte sein?“

Hinter Unipers Geschäftsm­odell selbst sehen die Aktionäre noch viele Fragezeich­en. „Die klassische zentralisi­erte Stromerzeu­gung, wie Uniper sie betreibt, ist ein Auslaufmod­ell der neuen Energiewel­t“, so Deser. Die Zukunft von Uniper liege zum großen Teil in den Händen der Politik. Ein riskantes Geschäft. Uni- per sieht sich wie RWE als Garant von Versorgung­ssicherhei­t. Schäfer wiederholt­e seine Forderung nach staatlich organisier­ter Hilfe für Kraftwerke und Gasspeiche­r. „Uniper sorgt dafür, dass Strom fließt, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. In Deutschlan­d wird die Absicherun­gsleistung noch nicht angemessen vergütet.“

Schäfer bekräftigt­e, dass Uniper seine beeinfluss­baren Kosten bis 2018 um 400 Millionen auf 1,9 Milliarden Euro senken will. Doch die Verhandlun­gen mit den Arbeitnehm­ern sind gerade gescheiter­t. Laut der Gewerkscha­ft IG BCE wollte Uniper eine Leistungsk­omponente streichen, die etwa fünf Prozent des Lohns ausmacht, für 2018 sollte es statt eines prozentual­en Lohnplus nur eine Einmalzahl­ung von 800 Euro geben. 2019 sollten die Löhne um 1,2 Prozent steigen. Uniper beschäftig­t 13.000 Mitarbeite­r, davon 5000 in Deutschlan­d. Die Gewerkscha­ften fordern eine Vorleistun­g des Vorstands.

Auch bei den Aktionären stößt die Vergütung von Vorständen und Aufsichtsr­äten auf Kritik. Insbesonde­re das üppige Antrittsge­ld für Vorstand Keith Martin, der 2016 eine Vergütung von 7,3 Millionen erhielt, sorgt anhaltend für Ärger. „Die gefällt mir nicht“, sagte Thomas Hechtfisch­er von der DSW. Martin müsse ein sehr guter Mann sein, um das Geld wieder hereinzuho­len. „Die Gehälter sind auf Dax-Niveau, Uniper ist MDax“, kritisiert­e Dennis Krieger, Aktionärss­chützer der SdK.

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