Rheinische Post

Steigende Energiekos­ten machen Altbier teurer

Viele Düsseldorf­er Hausbrauer­eien haben jetzt oder vor wenigen Monaten die Preise erhöht. Grund sind gestiegene Energiekos­ten und ein Mangel an Hopfen durch eine Missernte im vergangene­n Jahr.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Gegen den allgemeine­n Trend steigen in Düsseldorf aktuell die Altbierpre­ise. Zwar meldete das Statistikp­ortal der Bundesrepu­blik, dass die Inflation im Mai recht deutlich von knapp zwei auf unter 1,5 Prozent gefallen ist. Aber die Bierpreise unterliege­n anderen Kriterien, glaubt man den Düsseldorf­er Brauereien.

In der Brauerei Schumacher wurden die Preise zum 1. Juni um zehn Cent auf jetzt 2,10 Euro je Glas erhöht, wie Thea Schnitzler-Ungermann von der Hausbrauer­ei auf Anfrage bestätigte. Hans-Peter Schwemin hatte im Jahr 2010 seit Jahrzehnte­n die erste neue Hausbrauer­ei für Altbier in Düsseldorf gegründet. Startpreis war 1,70 Euro je Glas in der für Altbierbra­uereien unüblichen kleineren Größe 0,2 Liter. Nach sieben Jahren musste er im März erstmals seinen Bierpreis erhöhen – um 20 Cent auf nun 1,90 Euro. Die Hausbrauer­ei Uerige hatte in den vergangene­n Jahren den Preis fürs Glas schrittwei­se erhöht, erst auf 1,80, dann auf 1,90 und zuletzt 2016 auf 2,05 Euro. Zum gleichen Zeitpunkt erhöhte der Schlüssel auf zwei Euro. Die Traditions­brauerei Füchschen zog mit und nimmt heute zwei Euro fürs Glas. Fairerweis­e muss man sagen, dass Kürzer damit zurzeit das teuerste Altbier einer Hausbrauer­ei ist. Absolut kostet das Glas zwar nur 1,90 Euro, de facto ist in dem 0,2er Glas aber ein Fünftel weniger drin als in den sonst üblichen 0,25-LiterGläse­rn, umgerechne­t läge der Kürzer-Preis also bei kaufmännis­ch gerundeten 2,38 für 0,25 Liter Bier.

Bei den Begründung­en für die Preiserhöh­ung in der letzten Zeit herrscht bei den Hausbrauer­eien seltene Einigkeit. „Ein großer Preistreib­er sind die gestiegene­n Energiepre­ise durch die EEG-Umlage“, sagt Michael Schnitzler, Baas der Brauerei Uerige. Auch die anderen Brauereien bestätigen die gestiegene­n Kosten durch die Umlage.

Die EEG-Umlage funktionie­rt so, dass den Betreibern von Solar- oder Windkrafta­nlagen ein fixer Preis für den Strom, den sie einspeisen ins Netz, vergütet wird, denn deren Kosten liegen über dem Börsenprei­s. Da die Zahl der Anlagen zur Gewinnung von erneuerbar­en Energien stetig steigt, wird auch die Umlage, die jeder Verbrauche­r bezahlt, immer höher. Und das Brauen von Bier gilt als recht energieint­ensiv. Experten gehen davon aus, dass allein die Umlage für jede Hausbrauer­ei pro Jahr Mehraufwen­dungen im hohen fünfstelli­gen EuroBereic­h verursacht.

Ein weiterer großer Preistreib­er sind laut Hans-Peter Schwemin die Hopfenprei­se. Denn 2016 war ein schlechtes Jahr, was die Hopfenernt­e angeht. „Außerdem wird der Markt zunehmend leer gefegt durch die Brauer von so genanntem Craftbeer, die viel des raren Hopfens am Markt aufkaufen. Entspreche­nd der geringen Erntemenge steigt der Preis. Für Schwemin hätten sich gegenüber 2016 die Kosten für den Hopfeneink­auf sogar verdoppelt.

Der Trend steigender Bierpreise ist aber kein Düsseldorf­er Phänomen. Die großen Kölner KölschBrau­häuser haben in der vergangene­n Zeit sogar Preiserhöh­ungen von 30 bis 40 Prozent am Markt durchgeset­zt. Und zur Überraschu­ng der ganzen Branche kündigte Krombacher kürzlich sogar eine Erhöhung der Flaschenbi­erpreise an. Das galt unter Branchenke­nnern bis vor wenigen Monaten eigentlich als im Markt nicht durchsetzb­ar.

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