Kleine Heimat Eckkneipe
Schulleiter von Grund- und Realschule, Anwohner und der Bezirksbeamte setzen sich für die Reduzierung der Geschwindigkeit auf der Hauptverkehrsader ein. Sie wollen nicht warten, bis ein Unglück passiert.
Johannes Vogginger hat Stadtteil-Lokale gezeichnet. Der Meisterschüler zeigt seine Bilder in der Brauerei Kürzer.
UNTERBILK Manchmal nimmt Thies einen Umweg, wenn es ihm zu voll ist auf der Bilker Allee. Bis zu den Düsseldorf Arcaden geht er dann, quert dort die Straße und kommt zurück zur Kronprinzenstraße, dort wo er im vergangenem Sommer eingeschult wurde. „Hier ist es schon gefährlich“, sagt Thies, der die schnellen Autos und die Straßenbahn meint, die auf der Hauptverkehrsader unterwegs sind. Vollbepackt sind die Kinder mit ihren großen Tornistern, oft hat Heide Steinke mit Sorge auf die Bilker Allee geblickt. „Vom ersten Tag an bauen wir die Verkehrserziehung in den Unterricht ein“, sagt die Leiterin der Grundschule Kronprinzenstraße, „aber es sind doch Kinder.“Kinder, die schnell noch über die Straße huschen oder nicht aufmerksam sind, wenn sie aus der Bahn aussteigen oder ihre Freunde sehen, die vor dem Schultor warten. Vor neun Monaten ist ein Kind angefahren worden auf der Bilker Allee, „zum Glück blieb der Junge unverletzt“, sagt Steinke, die eine Temporeduzierung fordert. „Muss denn erst etwas passieren?“, fragt sich die Direktorin.
Heide Steinke ist nicht allein mit ihren Sorgen. Zwei Straßen weiter befindet sich die Realschule Florastraße. Auch wenn Sebastian Delißens Schüler älter sind, hat der Direktor Angst. „Immer wieder kommt es hier zu Fast-Unfällen“, sagt er. Spätestens seit der historische Eingang am Florapark geöffnet wurde. Unterstützung bekommen Steinke und Delißen vom Bezirksbeamten Achim Zeitner. 15 Jahre betreut er den Bezirk, und auch wenn „die Unfalllage nichts Besonderes hergibt auf der Bilker Allee“, wie Zeitner sagt, empfiehlt er eine Geschwindigkeitsreduzierung. Für mehr Sicherheit, besseren Lärmschutz und mehr Außengastronomie.
Im Anregungs- und Beschwerdeausschuss ist das Anliegen bereits vorgetragen worden, unter anderem von Anwohner Rainer Hirsch. Nicht nur der Verkehr habe deutlich zugenommen, „durch die Wehrhahnlinie fahren auch mehr Züge mit mehr Waggons“, sagt Hirsch. Dreifach verglaste Schallschutzfenster hat er eingebaut in seine Wohnung, „die helfen aber nicht gegen die Vibrationen, die die Bahnen auslösen“. Hirsch ist sich sicher: Würden auch die Straßenbahnen langsamer fahren, hätten die Unterbilker das Problem nicht. Von einer Tempore- duzierung würden in seinen Augen auch die Händler profitieren, „die Bilker Allee ist eine Einkaufsstraße“, sagt Hirsch. Nicht zuletzt den Kindern, die über die Straße müssen, um zur Schule zu kommen, käme die Temporeduzierung zugute.
In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung 3 (Oberbilk, Unterbilk, Bilk, Friedrichstadt, Hafen, Hamm, Flehe und Volmerswerth) haben Heide Steinke, Sebastian Delißen, Achim Zeitner und Rainer Hirsch eine Anfrage zur Bilker Allee gestellt, von ihren Eindrücken berichtet und den Wunsch nach Tempo 30 geäußert. Selbst wenn regelmäßig auf der Straße geblitzt würde, „wenn Tempo 50 um 25 Stundenkilometer überschritten wird, beträgt das Bußgeld nur 35 Euro“, sagt Zeitner. Bei 30 wäre die Strafe viel schneller höher.
Richtig überzeugen konnten die vier die Stadtteilpolitiker noch nicht. Man will abwarten, so wie es auch im Anregungs- und Beschwerdeausschuss beschlossen wurde, die Ergebnisse aus der Tempo-30Testphase mitnehmen. Die AmpelKooperation aus SPD, Grünen und FDP sowie die Linkspartei hat Ende 2016 entschieden, die Sicherheit von Fußgängern vor besonders gefährdeten Einrichtungen wie Schulen oder Altenheimen zu erhöhen. Drei Straßen werden getestet: die Lindemannstraße im Zooviertel, die Prinz-Georg-Straße in Pempelfort und die Straße Am Schönenkamp in Hassels. Bislang durften Kommunen nur dann auf Hauptstraßen das Tempo auf höchstens 30 Kilometer pro Stunde drosseln, wenn sie nachweisen können, dass sich an der Stelle ein Unfallschwerpunkt befindet. Das ist in keinem der nun vorgesehenen Orte der Fall. Die kürzlich vom Bund geänderte Straßenverkehrsordnung erlaubt es erstmals, trotzdem das Limit zu senken.
Wir bleiben dran!