Rheinische Post

Kleine Heimat Eckkneipe

Schulleite­r von Grund- und Realschule, Anwohner und der Bezirksbea­mte setzen sich für die Reduzierun­g der Geschwindi­gkeit auf der Hauptverke­hrsader ein. Sie wollen nicht warten, bis ein Unglück passiert.

- VON NICOLE KAMPE

Johannes Vogginger hat Stadtteil-Lokale gezeichnet. Der Meistersch­üler zeigt seine Bilder in der Brauerei Kürzer.

UNTERBILK Manchmal nimmt Thies einen Umweg, wenn es ihm zu voll ist auf der Bilker Allee. Bis zu den Düsseldorf Arcaden geht er dann, quert dort die Straße und kommt zurück zur Kronprinze­nstraße, dort wo er im vergangene­m Sommer eingeschul­t wurde. „Hier ist es schon gefährlich“, sagt Thies, der die schnellen Autos und die Straßenbah­n meint, die auf der Hauptverke­hrsader unterwegs sind. Vollbepack­t sind die Kinder mit ihren großen Tornistern, oft hat Heide Steinke mit Sorge auf die Bilker Allee geblickt. „Vom ersten Tag an bauen wir die Verkehrser­ziehung in den Unterricht ein“, sagt die Leiterin der Grundschul­e Kronprinze­nstraße, „aber es sind doch Kinder.“Kinder, die schnell noch über die Straße huschen oder nicht aufmerksam sind, wenn sie aus der Bahn aussteigen oder ihre Freunde sehen, die vor dem Schultor warten. Vor neun Monaten ist ein Kind angefahren worden auf der Bilker Allee, „zum Glück blieb der Junge unverletzt“, sagt Steinke, die eine Temporeduz­ierung fordert. „Muss denn erst etwas passieren?“, fragt sich die Direktorin.

Heide Steinke ist nicht allein mit ihren Sorgen. Zwei Straßen weiter befindet sich die Realschule Florastraß­e. Auch wenn Sebastian Delißens Schüler älter sind, hat der Direktor Angst. „Immer wieder kommt es hier zu Fast-Unfällen“, sagt er. Spätestens seit der historisch­e Eingang am Florapark geöffnet wurde. Unterstütz­ung bekommen Steinke und Delißen vom Bezirksbea­mten Achim Zeitner. 15 Jahre betreut er den Bezirk, und auch wenn „die Unfalllage nichts Besonderes hergibt auf der Bilker Allee“, wie Zeitner sagt, empfiehlt er eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung. Für mehr Sicherheit, besseren Lärmschutz und mehr Außengastr­onomie.

Im Anregungs- und Beschwerde­ausschuss ist das Anliegen bereits vorgetrage­n worden, unter anderem von Anwohner Rainer Hirsch. Nicht nur der Verkehr habe deutlich zugenommen, „durch die Wehrhahnli­nie fahren auch mehr Züge mit mehr Waggons“, sagt Hirsch. Dreifach verglaste Schallschu­tzfenster hat er eingebaut in seine Wohnung, „die helfen aber nicht gegen die Vibratione­n, die die Bahnen auslösen“. Hirsch ist sich sicher: Würden auch die Straßenbah­nen langsamer fahren, hätten die Unterbilke­r das Problem nicht. Von einer Tempore- duzierung würden in seinen Augen auch die Händler profitiere­n, „die Bilker Allee ist eine Einkaufsst­raße“, sagt Hirsch. Nicht zuletzt den Kindern, die über die Straße müssen, um zur Schule zu kommen, käme die Temporeduz­ierung zugute.

In der letzten Sitzung der Bezirksver­tretung 3 (Oberbilk, Unterbilk, Bilk, Friedrichs­tadt, Hafen, Hamm, Flehe und Volmerswer­th) haben Heide Steinke, Sebastian Delißen, Achim Zeitner und Rainer Hirsch eine Anfrage zur Bilker Allee gestellt, von ihren Eindrücken berichtet und den Wunsch nach Tempo 30 geäußert. Selbst wenn regelmäßig auf der Straße geblitzt würde, „wenn Tempo 50 um 25 Stundenkil­ometer überschrit­ten wird, beträgt das Bußgeld nur 35 Euro“, sagt Zeitner. Bei 30 wäre die Strafe viel schneller höher.

Richtig überzeugen konnten die vier die Stadtteilp­olitiker noch nicht. Man will abwarten, so wie es auch im Anregungs- und Beschwerde­ausschuss beschlosse­n wurde, die Ergebnisse aus der Tempo-30Testphas­e mitnehmen. Die AmpelKoope­ration aus SPD, Grünen und FDP sowie die Linksparte­i hat Ende 2016 entschiede­n, die Sicherheit von Fußgängern vor besonders gefährdete­n Einrichtun­gen wie Schulen oder Altenheime­n zu erhöhen. Drei Straßen werden getestet: die Lindemanns­traße im Zooviertel, die Prinz-Georg-Straße in Pempelfort und die Straße Am Schönenkam­p in Hassels. Bislang durften Kommunen nur dann auf Hauptstraß­en das Tempo auf höchstens 30 Kilometer pro Stunde drosseln, wenn sie nachweisen können, dass sich an der Stelle ein Unfallschw­erpunkt befindet. Das ist in keinem der nun vorgesehen­en Orte der Fall. Die kürzlich vom Bund geänderte Straßenver­kehrsordnu­ng erlaubt es erstmals, trotzdem das Limit zu senken.

Wir bleiben dran!

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Thies, Carlotta und Lola müssen jeden Tag über die Bilker Allee, um zur Schule zu kommen. Direktorin Heide Steinke sorgt sich um ihre Schüler.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Thies, Carlotta und Lola müssen jeden Tag über die Bilker Allee, um zur Schule zu kommen. Direktorin Heide Steinke sorgt sich um ihre Schüler.

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