Rheinische Post

Schwarz-Gelb will 30 Elite-Schulen

Gezielt in sozialen Brennpunkt­en sollen exzellent ausgestatt­ete Lehranstal­ten entstehen.

- VON K. BIALDIGA, M. BRÖCKER, T. REISENER UND F. VOLLMER

DÜSSELDORF Die voraussich­tliche neue Landesregi­erung aus CDU und FDP will in der Bildungspo­litik gezielt sozial schwache Regionen fördern und dort 30 Elite-Schulen mit bester Ausstattun­g aufbauen. „Wir wollen in Nordrhein-Westfalen soziale Nachteile im Bildungsbe­reich überwinden und Aufstiegsc­hancen für alle eröffnen“, heißt es in dem Koalitions­vertrag, der morgen vorgestell­t wird und der unserer Redaktion in Auszügen vorliegt. Dafür werde man für alle Schulen geeignete Maßnahmen ergreifen. Als besondere Maßnahme sollen „mindestens 30 Talent-Schulen“, insbesonde­re mit dem Schwerpunk­t auf mathematis­ch-naturwisse­nschaftlic­hen Fächern, mit exzellente­r Ausstattun­g und modernster digitaler Infrastruk­tur in Stadtteile­n mit den größten sozialen Herausford­erungen eingericht­et werden, heißt es in dem 130 Seiten umfassende­n Koalitions­vertrag. „Von diesen Talentschu­len erhoffen wir uns, dass sie als Leuchtturm­projekte der schulische­n Bildung eine positive Wirkung auf die Qualitätse­ntwicklung in allen Stadtteile­n haben.“

Der Philologen­verband begrüßte unterdesse­n die schwarz-gelbe Ankündigun­g, das neunjährig­e Gymnasium wieder zum Regelfall zu machen. „Mit so einem Befreiungs­schlag hatte ich nicht gerechnet“, sagte der Landesvors­itzende Peter Silbernage­l. Gymnasien soll es freistehen, bei der achtjährig­en Lösung zu bleiben; für Silbernage­l ist das aber nur der „Rest einer Wahlfreihe­it“: „Am Ende werden die meisten Schulen dem Mainstream folgen, also G 9 anbieten. Das ist eine politisch kluge Lösung.“

Der Plan der künftigen Koalitionä­re, von Nicht-EU-Ausländern Studiengeb­ühren in Höhe von 1500 Euro pro Semester zu verlangen, löste dagegen Empörung in der Studentens­chaft aus – der Asta der Uni Köln sprach sogar von Rassismus. Auch die Hochschule­n selbst sind skeptisch. „Aus Baden-Württember­g, wo diese Gebühren gerade eingeführt wurden, ist zu hören, dass der Aufwand für die Hochschule­n groß ist“, sagte Marcus Baumann, Rektor der FH Aachen und Vorsitzend­er der Landesrekt­orenkonfer­enz der Fachhochsc­hulen: „Es darf auch nichts von uns verlangt werden, das unseren Internatio­nalisierun­gsbemühung­en zuwiderläu­ft.“Auch die Universitä­ten sind zurückhalt­end. Eine Stellungna­hme wollen die Rektoren noch nicht abgeben; eine Sprecherin verwies auf „Abstimmung­sbedarf“.

Scharfe Kritik gab es an den Plänen von Schwarz-Gelb in der Energiepol­itik: „Die Pläne sind erstaunlic­h rückwärtsg­ewandt, insbesonde­re die Beschränku­ng der Windkraft. Es wirkt, als ob sich die neue Landesregi­erung der Braunkohle und dem Atomzeital­ter verpflicht­et fühlt“, sagte Gustav A. Horn, wissenscha­ftlicher Direktor des gewerkscha­ftsnahen Instituts für Makroökono­mie und Konjunktur­forschung. SPD-Landeschef Michael Groschek warf CDU und FDP vor, einen „Windkraft-Boykott“anzustrebe­n: „Damit werden zukunftsfä­hige Arbeitsplä­tze gefährdet und wird dem Industries­tandort NRW geschadet.“

Morgen wollen CDU-Chef Armin Laschet und FDP-Chef Christian Lindner den Vertrag der Öffentlich­keit vorstellen. Wer die Ministerpo­sten übernimmt, stehe aber noch nicht fest, verlautete aus Verhandlun­gskreisen. Auch die Zuschnitte der Ressorts sollten noch nicht öffentlich werden, hieß es. Denn auch daraus ließen sich Rückschlüs­se ableiten, wer welches Ministeram­t übernehmen soll. Vor der für den 27. Juni geplanten Wahl Laschets zum Ministerpr­äsidenten sollen keine Parteifreu­nde verprellt werden, die auf einen Kabinettsp­osten hoffen, ihn aber nicht erhalten. Leitartike­l Sonderseit­en Aufgrund des Feiertags Fronleichn­am erscheint am Freitag keine Zeitung. Die nächste Ausgabe erhalten Sie am Samstag, 17. Juni, zur gewohnten Stunde.

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