Rheinische Post

Erst spät gemeldet, dann abkassiert

Für die Stute Unforgetab­le Filly müssen 12.500 Euro gezahlt werden, damit sie noch dabei sein darf. Das lohnt sich, denn sie gewinnt die German 1000 Guineas. Der Sieg wird mit der üppigen Prämie von 70.000 Euro belohnt.

- VON DANIEL DELIUS

Bei Dr. Ali Ridha, Klinikbetr­eiber in Dubai und einer der medizinisc­hen Berater von Scheich Mohammed al Maktoum, Premiermin­ister der Vereinigte­n Arabischen Emirate, schellte am Sonntag kurz nach 17.30 Uhr das Telefon. Am anderen Ende war Bruce Raymond, der Mann der sich um die Rennpferde des Arztes kümmert. Er hatte gute Kunde: Unforgetab­le Filly, dessen Stute, hatte in Grafenberg die German 1000 Guineas gewonnen, einen der Klassiker des deutschen Galopprenn­sports.

Dabei musste Ridha tief in die Tasche greifen, um das Pferd ins Feld zu bringen. Beim ursprüngli­chen Meldeschlu­ss vor einigen Monaten war sie noch nicht dabei, erst kurzfristi­g entschied sich Trainer Hugo Palmer, sie von England aus nach Düsseldorf zu schicken. Das kostete 12.500 Euro, ein Zehntel der Gesamtsumm­e, wurde aber mit der üppigen Siegprämie von 70.000 Euro belohnt. „Der Plan ist aufgegange­n“, freute sich Jockey James Doyle. Der kannte sich vor Ort bestens aus, denn schon im Vorjahr war das Team Palmer/Doyle an gleicher Stelle erfolgreic­h gewesen. Der Trainer war diesmal daheim geblieben. „Er muss die nächste Woche vorbereite­n“, berichtete sein Assistent Miguel Clement. Denn am Dienstag geht es in Royal Ascot los, dem Meeting mit den großen Hüten und der Queen, sportlich und gesellscha­ftlich der Höhepunkt des Turfs in England.

Rang zwei ging vor 8.000 Zuschauern doch schon etwas deutlicher zurück an die Kölner Stute Peace in Motion, deren Trainer Wal- demar Hickst mehr als zufrieden war („Sie ist sehr gut gelaufen“). Dritte wurde knapp dahinter Arazza.

Zur Quote von 32:10 war Unforgetab­le Filly als zweite Favoritin angetreten, vorgezogen wurde ihr von den Wettern nur Delectatio­n aus dem großen Stall von Andreas Wöhler aus Gütersloh. Doch die kam aus dem Hinterfeld erst ins Rollen, als vorne die Entscheidu­ng schon gefallen war. Sie wurde unter Eddie Pedroza letztlich Vierte. „Ihr Jockey sollte schon etwas aus der Reserve reiten“, erklärte Wöhler, „das ist auf dieser Bahn mit der kurzen Zielgerade­n nicht so ganz einfach. Dann ist sie auch noch behindert worden, von einem Jockey, der nicht geradeaus reiten kann.“Gemeint war einer der jüngeren Reiter der Branche, der am Ende auch nur Letzter wurde …

Der Henkel-Preis der Diana, am ersten August-Sonntag das Highlight der Saison in Grafenberg, warf schon seine Schatten voraus, denn im zweiten Rennen des Tages gewann eine Stute, die dort erneut an den Start gehen kann. Allegro Lady wirkte bei ihrem Erfolg wie ein Pferd, das noch einiges im Tank ha- ben sollte. „Die Diana ist sicher eine Option“, meinte denn auch Besitzer Eugen Schäfer aus Köln. Im Sattel saß Daniele Porcu, in Düsseldorf lebender Italiener, seit Jahren eine feste Größe in der Spitzengru­ppe der deutschen Jockeys.

Das ist schon seit Jahrzehnte­n Andrasch Starke. Der 43-Jährige war in den Hauptrenne­n zwar ohne Chance, aber zumindest zweimal durfte er zur Siegerehru­ng: Er gewann die beiden letzten Rennen des Tages. Der erfolgreic­hste deutsche Jockey aller Zeiten steht jetzt bei stolzen 2371 Karrieresi­egen.

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