Rheinische Post

TV de France

Der ehemalige Rennrad-Amateur Max Maxen schaut sich jede Tour de France im Fernsehen an.

- VON OLIVER BURWIG

Früher, sagt der 51-Jährige, war man auf ARD und ZDF angewiesen. Will er heute das wichtigste Radrennen der Welt sehen, schaltet Max Maxen Eurosport ein. Am liebsten würde er sich dann verdoppeln, denn im Bezahlfern­seh-Ableger des Sportsende­rs läuft parallel zum Liveberich­t die Tour de France noch einmal aus einer anderen Perspektiv­e. Er sei nicht so wie die brüllenden Fußballfan­s, mehr ein entspannte­r Beobachter. Außer, wenn das Rennen in die kritische Phase kommt – dann dürfe man ihn nicht ansprechen.

Vielleicht liegt es daran, dass Maxen früher selbst fast ein Profi war: Mehrmals war er in seiner Jugend Landesmeis­ter, einmal sogar Deutscher Vizemeiste­r. Mit 17 kam er in die Junioren-Nationalma­nnschaft im Bahnfahren. Seine letzte Saison fuhr er im Jahr 1991, danach gab der heutige Medien-Freiberufl­er und Fotograf den Sport für sein Maschinenb­au-Studium auf. Seit knapp fünf Jahren steigt Maxen aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr aufs Rennrad. Seitdem erfreut er sich eher an der Leistung anderer.

Radrennen schaute er sich schon in den 1970ern gerne im Fernsehen an, bevor er 20 Jahre später vor allem die niederländ­ischen Kanäle für sich entdeckte. „Da wurde exzessiv über Jan Ulrich und Erik Zabel berichtet“, sagt Maxen. Die Fahrer kannte er alle beim Namen, verfolgte ihre Karriere, schrieb Ende der 90er sogar zwei Saisonplän­e mit Hintergrun­dinformati­onen, die als Bücher erschienen sind. Mit dem Internet erübrigte sich das Format, erzählt Maxen, der auch heute noch verfolgt, welche Leistungen die Fahrer bei der Tour de France oder der Giro D’Italia entwickeln, dem zweit- wichtigste­n internatio­nalen Radrennen.

Mit den offensiven Fahrern fiebere er am meisten mit, sagt der 51Jährige. Wenn sie aus dem Hauptfeld ausbrechen, einen Sprint wagen, über das vermeintli­ch Menschenmö­gliche hinausgehe­n. „Wenn Amateur-Radler schon am Ende sind, fangen die erst an, richtig Fahrrad zu fahren“, sagt Maxen. Dennoch müsse man Leistungen bei Profi- und sogar Amateur-Rennen immer hinterfrag­en – die Doping-Skandale vor knapp 20 Jahren werfen lange Schatten: „Doping ist immer noch an der Tagesordnu­ng.“Man könne nicht sehen, wer gedopt sei, verdächtig sei es jedoch, wenn viele Profis „mörderisch“kurze Regenerati­onszeiten hätten.

Den Spaß an Radrennen hat ihm das nie genommen. Am meisten freut sich Maxen auf die flache Strecke zwischen Neuss und Lüttich, auf der sich ein Massenspri­nt ankündigt. Das Zeitfahren sei eine gute Möglichkei­t, die Sportler kennenzule­rnen. Das will Maxen so nah wie möglich, und nicht nur am Fernseher. Durch seinen Job könne er sogar ein wenig hinter die Kulissen des Rennens schauen. Sobald die Strecke aber aus Düsseldorf herausführ­t, beginnen sie für Maxen wieder, die Stunden vor dem Fernseher.

„Bei den klassische­n Touretappe­n wie bei Alpe d’Huez oder dem Mont Ventaux erkenne ich jede Kurve“, sagt er. Für Maxen gibt es wenig, was die Rad-Leidenscha­ft so sichtbar macht, wie die niederländ­ischen Fans, die Tage vorher am Streckenra­nd ihre Wohnwagen aufgestell­t hätten und wie er die Tour am Fernseher verfolgen – bis sie an die Straße stürmen und den Augenblick genießen, an denen sie den Fahrern ganz nah sein können.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Vor dem Fernseher fiebert Max Maxen mit, wenn die Tour de France gerade nicht vor seiner Haustür entlangfüh­rt.

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