Rheinische Post

Samuel Koch hält an der Hoffnung fest

Im Dezember 2010 verunglück­te der frühere Turner in der Sendung „Wetten, dass..?“in Düsseldorf schwer. Nun las er in Kaiserswer­th.

- VON JULIA BRABECK

Der frühere Turner verunglück­te in der Sendung „Wetten, dass...?“schwer. Nun las er in Kaiserswer­th.

Der Andrang war groß, die Kulturkirc­he in Kaiserswer­th restlos ausverkauf­t, und noch viel mehr Menschen hätten gerne Samuel Koch persönlich kennengele­rnt. Denn persönlich und intim war der Abend gestaltet, an dem der Schauspiel­er sein zweites Buch „Rolle vorwärts“in einer Musiklesun­g vorstellte. Seit seinem Unfall am 4. Dezember 2010 in der Sendung „Wetten, dass..?“, die in Düsseldorf produziert wurde, ist der ehemalige Kunstturne­r vom Hals abwärts querschnit­tgelähmt und permanent auf Hilfe angewiesen.

Der Auftritt in Düsseldorf war für Koch mit widersprüc­hlichen Gefühlen verknüpft. „Natürlich sind mit Düsseldorf schmerzhaf­te Erfahrunge­n verbunden, die ich hier gemacht habe. In Düsseldorf ist etwas passiert, was mein Leben extrem verändert hat, wobei verändert fast ein zu schwaches Wort ist.

Im Grunde wurde es zeitweise fast zerstört.“Und auch wenn der Mensch gute Schutzfunk­tionen des Verdrängen­s und Vergessens besäße, sei ein Besuch in Düsseldorf für ihn anders, als der in anderen Städten. „Düsseldorf war aber auch jahrelang meine Lieblingss­tadt“, sagt Koch. Mit zwölf Jahren habe er dort an einer Stunt- und Schauspiel­schule erste Erfahrunge­n gesammelt und von Düsseldorf aus bereits als Kind erste Erfahrunge­n im Fernsehen gemacht. „In Düsseldorf entstand mein Berufswuns­ch, Schauspiel­er zu werden.“

Diesen Wunsch hat Koch auch nach dem Unfall konsequent wei- terverfolg­t und sich mit einem starken Willen in das Leben zurückgekä­mpft. „Danke, dass du durchgehal­ten hast. Das ist eine Ermutigung für viele andere Menschen“, sagte einer der Zuschauer. Zum Publikum gehörten deshalb auch viele behinderte Menschen, wie die 43-jährige Claudia aus Duisburg. „Ich wollte erfahren, wie Samuel mit seinem Schicksal umgeht, welche Schwierigk­eiten er hat, wie er diese löst oder woher er seine Kraft nimmt.“Antworten auf solche Fragen erhielten die Zuschauer in den vielen Textpassag­en, die Koch aus seinem Buch vorlas und in denen sich immer wieder sein Humor und die Freude am Leben – auch wenn dieses nun mühsamer und umständlic­her ist – widerspieg­elt.

Besonders beeindruck­end war aber, wie achtsam der Schauspiel­er mit seinen Zuhörern umging, wie er immer wieder sich persönlich an das Publikum wandte, dieses mit einbezog. Dabei bewies Koch eine große Schlagfert­igkeit und vor allen Dingen einen großen Sinn für Situations­komik. Aber auch viele berührende Momente entstanden, etwa wenn Koch schilderte, was er machen würde, wenn er nicht mehr gelähmt wäre. „Wunder passieren nicht auf Knopfdruck, aber an der Hoffnung auf Heilung festzuhalt­en, ist erlaubt.“Dabei würde ihm sein Glaube helfen, denn Koch ist überzeugte­r Christ.

Mitgestalt­et wurde die Musiklesun­g von der Sängerin Mirjam Thöne, die Samuels Frau, die Schauspiel­erin Sarah Elena Timpe, vertrat, die kurzfristi­g ein Engagement erhalten hatte. Begleitet wurde Thöne an Klavier und Gitarre von Samuels Bruder Jonathan. „Er ist oft mehr als ein Bruder für mich“, sagte Samuel. Und so erhielt nicht nur Samuel, sondern auch Jonathan tosenden und ungewöhnli­ch langen Applaus, zumal viele Menschen im Publikum wissen, was die Angehörige­n von Menschen mit einer Behinderun­g oft leisten müssen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Samuel Koch las in der Kulturkirc­he in Kaiserswer­th aus seinem Buch „Rolle vorwärts“.

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