Rheinische Post

Macron gegen Orbán, alle gegen Russland

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BRÜSSEL (dpa) Die europäisch­en Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland werden wegen der unzureiche­nden Fortschrit­te im Friedenspr­ozess für die Ukraine um weitere sechs Monate verlängert. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungs­chefs am Abend in Brüssel, wie EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk auf Twitter mitteilte.

Die EU hatte die Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland trotz Milliarden­verlusten für heimische Unternehme­n zuletzt im vergangene­n Winter bis zum 31. Juli 2017 verlängert. Zuvor war im Sommer 2016 beschlosse­n worden, die Handelsund Investitio­nsbeschrän­kungen erst dann aufzuheben, wenn die Vereinbaru­ngen des Minsker Friedenspl­anes zum Ukraine-Konflikt komplett erfüllt sind. Dies ist noch nicht der Fall. Experten gehen nach Angaben von Diplomaten davon aus, dass die Sanktionen Russland bereits einen dreistelli­gen Milliarden-Betrag gekostet haben. Doch auch die europäisch­e Konjunktur wird in Mitleidens­chaft gezogen.

Die EU treibt außerdem die gemeinsame Verteidigu­ngspolitik und den Kampf gegen den Terror voran. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und ihre Kollegen billigten den Ausbau der militärisc­hen Zusammenar­beit und einen Verteidigu­ngsfonds für gemeinsame Rüstungspr­ojekte. Begleitet wurden die einmütigen Entscheidu­ngen allerdings von Misstönen: Der neue französisc­he Präsident Emmanuel Macron provoziert­e mit scharfer Kritik an osteuropäi­schen Ländern wütende Reaktionen von dort.

„Manche politische Führer aus Osteuropa“offenbarte­n eine zynische Herangehen­sweise gegenüber der EU, sagte er der „Süddeutsch­en Zeitung“und anderen Medien. „Die dient ihnen dazu, Geld zu verteilen – ohne ihre Werte zu respektier­en. Europa ist kein Supermarkt, Europa ist eine Schicksals­gemeinscha­ft!“

Aus den gescholten­en Ländern bekam Macron kräftig Gegenwind. Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán sagte beim Gipfel: „Sein Einstand war wenig ermutigend.“Macron habe gedacht, die beste Art der Freundscha­ft sei, diese Länder zu treten. „Das ist hier nicht die Norm.“Auch Warschau reagierte gereizt: Der Erhalt von EU-Geldern verpflicht­e Polen nicht, auf die EU zu hören und so viele Flüchtling­e aufzunehme­n, wie die Gemeinscha­ft verlange, sagte Krzysztof Lapinski, Sprecher von Polens Präsident Andrzej Duda. Wegen der mangelnden Bereitscha­ft, Migranten aufzunehme­n, hat die EU-Kommission ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Polen, Tschechien und Ungarn eingeleite­t.

Rückendeck­ung bekam Macron von der Bundeskanz­lerin. Mit Macron sei sie völlig einer Meinung, dass die EU kein Supermarkt sei, in dem man sich nur die Teile aussuchen könne, die man gerade wolle. Die Europäisch­e Union sei eine „Wertegemei­nschaft“, betonte Merkel und unterstütz­te auch die Entscheidu­ng der EU-Kommission für Die Bundeskanz­lerin lobte insbesonde­re die europäisch­en Fortschrit­te in der Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik. MOSSUL (dpa) Nach der Zerstörung der symbolträc­htigen Großen Moschee in der irakischen IS-Hochburg Mossul sieht Regierungs­chef Haider al Abadi die Terrormili­z Islamische­r Staat am Ende. „Daeshs Sprengung des Al-Hadba-Minaretts und der Al-Nuri-Moschee ist eine formale Erklärung ihrer Niederlage“, twitterte Al Abadi. „Daesh“ist das arabische Akronym für den Islamische­n Staat (IS).

Am Mittwochab­end hatten das irakische und das US-Militär berichtet, dass die Dschihadis­ten das Gebetshaus in die Luft gesprengt hätten. Der IS erklärte über sein Sprachrohr „Amak“, die Moschee sei von einem US-Luftangrif­f getroffen worden. Ein von der Anti-ISKoalitio­n zur Verfügung gestelltes Luftbild eines weitgehend zerstörten Gebäudes zeigt offensicht­lich die Überreste des Komplexes. Auf dem Foto scheint das berühmte Minarett zerstört. In der Moschee hatte sich IS-Chef Abu Bakr al Bagdadi Anfang Juli 2014 bei einer Freitagspr­edigt erstmals öffentlich gezeigt.

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