Neuer Vorwurf gegen Ronaldo
Ein Vertrag mit einer Briefkastenfirma in einem Steuerparadies soll zurückdatiert worden sein.
MOSKAU (sid/dpa) Die Auszeichnung zum „Man of the Match“hielt Cristiano Ronaldo wie ein lästiges Wichtelgeschenk in den Händen. Er lächelte kurz für die Kameras, beantwortete ein paar Alibi-Fragen – und weg war er. Kein Wort zu den neuesten Enthüllungen in seiner Steueraffäre, kein Wort zu seiner offenen Zukunft bei Real Madrid. Ronaldo schweigt. Das scheint angesichts der immer heikleren Vorwürfe abseits des Rasens auch ratsam.
Auf dem Platz spielt der portugiesische Superstar, als würde es die Probleme mit dem Finanzamt nicht geben. Beim 1:0 des Europameisters heit bekommen, Cristiano nach seinem Privatleben zu befragen.“
Wahrscheinlich wird sich Ronaldo erst am 31. Juli zu seiner Steueraffäre äußern, wenn er vor der ersten Kammer seines Wohnortes Pozuela de Alarcon, 15 Kilometer westlich von Madrid, erscheinen muss. Ronaldo bestreitet die Anschuldigungen, die ihn aber immer stärker unter Druck setzen. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“berichtet, hat Ronaldo möglicherweise einen Vertrag mit der auf den British Virgin Islands registrierten Briefkastenfirma Tollin rückdatiert, bevor er den ermittelnden Behörden offengelegt wurde. Das Magazin habe den Vertragsentwurf von der Enthüllungsplattform Football Leaks erhalten. Darin sollte laut eines Vermerks ein Bankkonto eingetragen werden, „das 2008 existierte“. Zudem sollen Mails zwischen Beratern auf den Fakt der Rückdatierung hindeuten. Tollin soll Werbeeinnahmen Ronaldos im Steuerparadies im Atlantik geparkt haben.
Die Zeitung „AS“berichtete, der Portugiese wolle in der kommenden Woche bei einem Gericht 14,7 Millionen Euro hinterlegen. Das ist die Summe, die er nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwischen 2011 und 2014 am Fiskus vorbeigeschleust haben soll. Konkret geht es um Einnahmen aus Bildrechten. Damit wolle der Torjäger erreichen, dass das Gericht ihm mildernde Umstände zugesteht, schrieb „AS“. Ein Sprecher des Superstars betonte, dies sei kein Schuldeingeständnis, sondern ein Zeichen des Willens zur Kooperation. Ohne mildernde Umstände drohen Ronaldo bis zu sieben Jahren sowie eine Geldstrafe von 28 Millionen Euro.
Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass sich der frühere Real-Star Ángel Di María (nun Paris Saint-Germain) mit den spanischen Behörden auf eine Zahlung von zwei Millionen Euro und eine einjährige Haftstrafe (auf Bewährung) geeinigt hat. Er soll fast 1,3 Millionen Euro hinterzogen haben.