Macron stellt sich in Flüchtlingsfrage hinter Merkel
BRÜSSEL (dpa) Bei der Verteilung von Flüchtlingen hat es beim EU-Gipfel nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel keine Fortschritte gegeben. Eine faire Verteilung unter den EU-Ländern bleibe aber wichtiger Teil der europäischen Solidarität. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte sich mit klaren Worten hinter die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin: „Wir müssen Flüchtlinge aufnehmen, weil das unsere Tradition ist und weil uns das zur Ehre gereicht“, sagte er. „Wir müssen Solidarität zeigen, wenn ein Nachbar mit einem enormen Zustrom an Flüchtlingen konfrontiert ist.“Macron ergänzte, er werde immer an der Seite Merkels stehen, um zu verhindern, dass es noch einmal zu einer Krise wie vor zwei Jahren komme.
Wohl noch nie hat es einen EU-Gipfel gegeben, auf dem jeder Missklang so systematisch ausgeklammert wurde. Die Union wollte endlich wieder ein Bild der Eintracht abgeben, wo zuletzt der Eindruck eines heillos zerstrittenen Haufens dominiert hatte. Die Inszenierung ist gelungen, und mit dem jungen französischen Präsidenten Emmanuel Macron hatte sie auch gleich einen neuen Star. Sein demonstrativer Schulterschluss mit Angela Merkel lässt von früher träumen, als Deutsche und Franzosen die EU gemeinsam anführten. Aber die Zeiten haben sich geändert und die EU auch.
Für die Dauer eines Gipfels sind die nationalen Egoismen vertagt worden. Verschwunden sind sie nicht. Macron hat leider Recht, wenn er beklagt, dass viele Staaten die EU nur noch als Supermarkt begreifen, wo man sich aus dem Regal nimmt, was einem gefällt, und alles andere liegenlässt. Ein Vorwurf, den sich nicht allein jene osteuropäischen EU-Mitglieder gefallen lassen müssen, auf die er gemünzt war. Aber diese Konflikte wird man austragen müssen. Mit falscher Harmonie lassen sie sich nicht zukleistern. BERICHT