Rheinische Post

Macron stellt sich in Flüchtling­sfrage hinter Merkel

- VON MATTHIAS BEERMANN GEBURTSSTU­NDE VON „MERCRON“, SEITE A 6

BRÜSSEL (dpa) Bei der Verteilung von Flüchtling­en hat es beim EU-Gipfel nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel keine Fortschrit­te gegeben. Eine faire Verteilung unter den EU-Ländern bleibe aber wichtiger Teil der europäisch­en Solidaritä­t. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron stellte sich mit klaren Worten hinter die Flüchtling­spolitik der Kanzlerin: „Wir müssen Flüchtling­e aufnehmen, weil das unsere Tradition ist und weil uns das zur Ehre gereicht“, sagte er. „Wir müssen Solidaritä­t zeigen, wenn ein Nachbar mit einem enormen Zustrom an Flüchtling­en konfrontie­rt ist.“Macron ergänzte, er werde immer an der Seite Merkels stehen, um zu verhindern, dass es noch einmal zu einer Krise wie vor zwei Jahren komme.

Wohl noch nie hat es einen EU-Gipfel gegeben, auf dem jeder Missklang so systematis­ch ausgeklamm­ert wurde. Die Union wollte endlich wieder ein Bild der Eintracht abgeben, wo zuletzt der Eindruck eines heillos zerstritte­nen Haufens dominiert hatte. Die Inszenieru­ng ist gelungen, und mit dem jungen französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron hatte sie auch gleich einen neuen Star. Sein demonstrat­iver Schultersc­hluss mit Angela Merkel lässt von früher träumen, als Deutsche und Franzosen die EU gemeinsam anführten. Aber die Zeiten haben sich geändert und die EU auch.

Für die Dauer eines Gipfels sind die nationalen Egoismen vertagt worden. Verschwund­en sind sie nicht. Macron hat leider Recht, wenn er beklagt, dass viele Staaten die EU nur noch als Supermarkt begreifen, wo man sich aus dem Regal nimmt, was einem gefällt, und alles andere liegenläss­t. Ein Vorwurf, den sich nicht allein jene osteuropäi­schen EU-Mitglieder gefallen lassen müssen, auf die er gemünzt war. Aber diese Konflikte wird man austragen müssen. Mit falscher Harmonie lassen sie sich nicht zukleister­n. BERICHT

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