Rheinische Post

Streit um ältesten Markt der Stadt

Der Markt für Kinderklei­dung ist umkämpft. Jetzt soll aus dem städtische­n Kindertröd­el in Düsseltal ein schickes Event auf der Rennbahn werden. Dort Kleider zu verkaufen, wird dann teurer. Kritiker bangen um den Sozialchar­akter.

- VON LISA KREUZMANN

Aus dem städtische­n Kindertröd­el in Düsseltal soll ein schickes Event auf der Rennbahn werden. Kritiker bangen um den Sozialchar­akter.

Die Nachricht hat in Düsseltal für Empörung gesorgt: Der älteste Düsseldorf­er Flohmarkt für Kinderklei­dung soll einen neuen Anstrich bekommen. Aus der Nachbarsch­aftsbörse soll ein Trödelmark­t mit Eventchara­kter werden. Dazu soll der Markt auf die Galopprenn­bahn verlegt werden. „Das ist ein Versuch“, sagt Stephan Glaremin vom Jugendamt. Kritiker sehen den Umzug aber skeptisch. Sie fürchten um den Sozialchar­akter der Tauschbörs­e und werfen die Frage auf, ob der soziale Aspekt einer Nachbarsch­aftshilfe bei einem städtische­n Markt nicht über der Wirtschaft­lichkeit stehen müsse.

Doch der Markt für Kinderklei­dung ist umkämpft, die Umsätze sinken seit Jahren, sagt Jürgen Dax, Hauptgesch­äftsführer vom Bundesverb­and des Deutschen Textileinz­elhandels. Lag der Umsatz der Branche 2013 noch bei 2,76 Millionen Euro, ist er zwei Jahre später auf 2,69 Millionen Euro geschrumpf­t. Zudem sei ein deutlicher Trend hin zu preiswerte­r Kinderklei­dung zu spüren, sagt Dax. Zahlreiche Anbieter hätten das Geschäft mit der billigen Kindermode inzwischen erkannt – und auch die Zahl der konkurrier­enden Flohmärkte wächst, von der Kita-Kleiderbör­se in Flingern bis zum Kirchen-Trödel in Unterbilk.

Die wachsende Konkurrenz im Günstigsek­tor mache sich bemerkbar, heißt es bei der Stadt. „Der Düsseltale­r Markt war der erste und lange Jahre der einzige“, sagt Glaremin. Dann sanken die Besucherza­hlen, das Jugendamt stand vor der Wahl: Will man den Flohmarkt retten oder dem Misserfolg überlassen?

Die Tauschbörs­e im Haus der Jugend in der Lacomblets­traße hat eine lange Tradition. „Den Markt gibt es seit fast 30 Jahren“, sagt Klaus Klöppel von der Jungen Aktionsbüh­ne Düsseldorf (JAB), einer Einrichtun­g des Jugendamte­s aus der Abteilung Jugendförd­erung, die Veranstalt­er der Tauschbörs­e ist. Auf der Rennbahn habe der Markt bislang nur wenige Male zum Test stattgefun­den. Auch Klöppel sieht den geplanten Umzug der Börse kritisch, der konkret so aussieht: In den Sommermona­ten, Juni bis Oktober, soll der Markt nun nur noch rund um das Teehaus in der Rennbahnst­raße 20 veranstalt­et werden. Zum ersten Mal am Samstag, 15. Juli, in der Zeit zwischen zehn und 15 Uhr. „Ich würde den Sozialchar­akter gerne erhalten“, sagt Klöppel.

Der Markt in der Lacomblets­traße ist Anlaufstel­le für Eltern, die günstig Kleidung, aber auch Spiele und Umstandsmo­de einkaufen und wieder verkaufen wollen. Der Markt sei aber auch Treffpunkt für die gesamte Nachbarsch­aft, sagt Klöppel. „Dort treffen sich alle Generation­en.“Jeden zweiten und dritten Samstag im Monat bietet der Markt Gelegenhei­t zum Austausch. Für wenig Geld gibt es Kaffee und Kuchen, was auch Senioren aus der Umgebung anziehe.

Dass der Markt den Stadtteil nun verlassen soll, komme bei den Besuchern nicht gut an, sagt Holger Kramm. Der 54-Jährige hat selbst zwei Kinder in einem Alter, in dem Kleider schnell zu klein oder zu uncool werden. „Kommerziel­l war der Markt nie interessan­t“, sagt Holger Kramm. „Man hat für ein paar Euro eingekauft, und für ein paar Euro wieder verkauft.“Nicht nur den Eltern werde diese Möglichkei­t fehlen: „Der Markt war eine Institutio­n“, sagt Kramm. „Da wird was aufgegeben, was immer gut besucht war“, sagt der Vater.

Im Jugendamt sieht man das anders: Der Umzug´soll dem Markt neuen Schwung geben. Neben den Verkaufsst­änden sollen ein Rahmenprog­ramm und Unterhaltu­ng für die Kinder angeboten werden. Der Trödelsams­tag auf der Rennbahn soll zum Ausflugszi­el werden. Für den Umzug hätten aber auch die fehlenden Parkplätze an der Lacomblets­traße gesprochen, sagt Glaremin. Die gibt es an der Rennbahn zwar, dafür aber auch höhere Standgebüh­ren: Statt wie bislang zwölf Euro kostet der Verkaufsst­and in Tapezierti­sch-Länge 20 Euro. Gegen den Vorwurf, die Mehreinnah­men sollten in die Jugendförd­erung fließen, setzt sich Glaremin zur Wehr: Das Geld würde komplett zurück in die Veranstalt­ungen fließen. Die Erlöse seien zudem gering,

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FOTO: KLAUS KLÖPPEL Der Kindertröd­el hat bereits mehrfach an der Rennbahn stattgefun­den – nun soll er komplett dorthin umziehen.

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