Rheinische Post

Künstler kämpfen weiter für Gefängnis-Kapelle

Ein Wohnprojek­t will die ehemaligen JVA-Gelände Ulmer Höh’ umsetzen. Jetzt hofft sie auf einen baldigen Verkauf.

- VON NICOLE KAMPE UND SONJA SCHMITZ

Wenn es nach Horst Wackerbart­h geht, dann könnte das ehemalige Gefängnisg­elände an der Ulmenstraß­e genauso bleiben, wie es jetzt ist. Zerschlage­ne Backsteine liegen überall, Schutt, roter Staub. Und mittendrin die frühere Knastkapel­le, „die so majestätis­ch dort steht“, sagt der Künstler. Seit die JVA vor fünf Jahren nach Ratingen umgezogen ist, setzt sich Wackerbart­h für den Erhalt der Kapelle ein. Gerne würde er sie unter Denkmalsch­utz sehen, eine lange Geschichte hat das Objekt. Ein Initiativk­reis wurde gegründet, in dem Wackerbart­h Mitglied ist und dem sich weitere Künstler aus dem Stadtteil angeschlos­sen haben. Vandalismu­s und Zerstörung hat es auf dem Gelände gegeben. Bald soll es zu einem Wohnquarti­er umgebaut werden, mit der Auflage, dass der neue Eigentümer die Kapelle für ein Projekt mit sozialem Mehrwert ausschreib­en muss.

Ein Konzept dafür hatte der Kunstverei­n Ulmer Höh’ schon vor dem Brand im Frühjahr 2016 ausgearbei­tet: Sieben Sozialwohn­ungen für Künstler, die nicht viel Geld verdienen, sollen im Erdgeschos­s der Kapelle gebaut werden, ein Mehrgenera­tionenproj­ekt mit ebenfalls sieben Wohneinhei­ten, die zum Verkauf stehen würden, soll es außerdem geben. Im Obergescho­ss will der Kunstverei­n einen öffentlich­en Raum betreiben – von Künstlern für Künstler sozusagen, oder Menschen, die sich begegnen wollen.

Ob die Gruppe das Projekt realisiere­n kann – sollte sie den Zuschlag bekommen –, ist noch immer nicht klar. Mit fünf Millionen Euro rechnete Wackerbart­h damals, bevor das Dach der Kapelle fast vollständi­g ausbrannte. Kernsanier­t muss das Gebäude vermutlich werden – Randaliere­r, das Feuer, Löschwasse­r, Regen, Schnee und Kälte haben ihre Spuren hinterlass­en. Die Kirche besichtige­n durfte Wackerbart­h bisher aber immer noch nicht. Er hofft jetzt auf einen schnellen Verkauf des Areals und würde gerne die Stadt ins Boot holen. „Der öffentlich­e Raum im Obergescho­ss muss gefördert werden“, findet der Künstler. Schließlic­h würde die Initiative den Raum schaffen und betreiben, „das ist für die Stadt doch ein super Deal“, sagt Wackerbart­h. Anträge auf Förderung will er auch bei der NRW-Stiftung und der Städtebauf­örderung vom Bund stellen.

Um die Kirche herum sind insgesamt 330 Wohnungen geplant. Land und Stadt hatten sich bereits vor zwei Jahren darauf geeinigt, dass dort zu 50 Prozent sozialer Wohnungsba­u entstehen soll und damit mehr als das Handlungsk­onzept vorsieht (20 Prozent). Ursprüngli­ch war der Verkauf des Grundstück­s bereits für Ende 2015 terminiert. Dann hatte der BLB bis Ende 2016 die Frist für die erste Vorstufe des Verkaufs gesetzt. Die Frist war anschließe­nd bis zum 17. Februar 2017 verlängert worden. Der BLB hatte angekündig­t, aus dem Kreis der Bewerber höchstens sechs auszuwähle­n. Nach Angaben eines Sprechers des BLB haben sie nun bis Ende des Monats Zeit, ein konkretes Kaufangebo­t abzugeben. Die weiteren Verkaufsve­rhandlunge­n könnten noch einmal einige Monate in Anspruch nehmen, erklärte der Sprecher. Die Abbrucharb­eiten auf dem 35.000 Quadratmet­er großen Grundstück sollen im September beendet sein.

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FOTOS (2): HANS-DIETER BUDDE Wo früher der Wachturm stand, liegt heute nur noch Schutt. Übrig geblieben ist die Kuppel des Turms.
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Früher hat die Kapelle versteckt hinter Gebäuden gestanden. Jetzt ist sie von der Straße aus zu sehen. Das Gebäude hat stark gelitten in den letzten Jahren.

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