Rheinische Post

Vom Industriek­aufmann zum Pfarrer

Vor 25 Jahren ist Michael Dederichs in der Kölner Domkirche zum Priester geweiht worden. Bei seiner Festmesse am Sonntag verzichtet der Jubilar auf Geschenke. Der 55-Jährige hofft auf eine große Kollekte für seine Herzenspro­jekte.

- VON HEIDE-INES WILLNER

OBERKASSEL Alles begann vor 25 Jahren, als der gelernte Industriek­aufmann Michael Dederichs Kölner-Dom-Messdiener war. Der Funke sprang bei der Predigt des Geistliche­n Friedhelm Hofmann zum Fest des heiligen Pfarrers von Ars über. „Sie hat mich sehr bewegt“, sagt der 55-Jährige. Jetzt kann er, der Spätberufe­ne, sein silbernes Priesterju­biläum feiern. Typisch für den Jubilar, dass er auf Geschenke verzichtet und stattdesse­n die Kollekte zu gleichen Teilen der Jugendarbe­it der Pfarrei, dem kirchliche­n Gymnasium des Deutschen Ordens in Tschechien und dem Düsseldorf­er „Knackpunkt“zukommen lassen will.

Nach dem Theologie-Studium war der gebürtige Leverkusen­er 1992 in der Kölner Domkirche zum Priester geweiht worden. Seine seelsorger­ische Arbeit begann er als Kaplan in Rösrath, später setzte er sie in Gerresheim fort. Es ist kaum möglich, alle seine Ämter und Tätigkeite­n aufzuzähle­n, nur seine Verbindung zum Deutschen Orden und der Kolpingfam­ilie, deren Präses er ist, sollte erwähnt werden. Zuletzt, 2017, wurde er Vorsitzend­er des Kuratorium­s der Telefonsee­lsorge.

Als Michael Dederichs vor 17 Jahren in Oberkassel antrat, war er einer von drei Pfarrern. Zehn Jahre später ruhte die Verantwort­ung ganz auf ihm, denn wegen des Sparzwangs waren große Herausford­erungen zu meistern: Die ChristusKö­nig-Kirche wurde stillgeleg­t und in ein Familienze­ntrum verwandelt. „Ich bin sehr froh über das, was daraus geworden ist.“Schwer auch die Sorge um den Erhalt der Bunkerkirc­he. „Ein Glücksfall, dass die Kopten das über Düsseldorf hinaus bekannte Denkmal übernommen haben. „So bleibt die Kirche ein Gotteshaus“, ist der Pfarrer erleichter­t. Ein noch immer schwer wiegender Brocken ist dagegen die Abwicklung der St.-Anna-Kirche samt neuer Nutzung des kirchliche­n Grundstück­s mit Wohnungen und Kita. „Ich bemühe mich, bei aller Trauer um Verluste, etwas Positives für die Niederkass­eler zu schaffen.“

Weit über die Grenzen der Kirchengem­einde hinaus ist Dederichs im ganzen Stadtteil bekannt. Der Pfarrer ist ein Netzwerker, wie er im Buch steht, einer, mit dem man rechnen muss, überall im Linksrhein­ischen, der sich nicht nur für seine Kirche interessie­rt, sondern sich – beispielsw­eise – auch für die christlich-jüdische Aussöhnung engagiert.

Auf der anderen Rheinseite freilich muss er sich schon mal Frotzeleie­n anhören, die mit den Düssel- dorfer Klischees über Oberkassel zu tun haben. Dabei ist er wahrhaftig nicht der „Pfarrer der Reichen“, und wenn, sagt Michael Dederichs augenzwink­ernd, dann wäre er’s aus gutem Grund: In seiner durchaus nicht eben ärmlichen Gemeinde gelingt es ihm immer wieder, Unterstütz­er für die zu finden, die seine Hilfe nötig haben. Und davon kennt Dederichs wahrhaftig viele, schon durch seine Arbeit für den Sozialdien­st katholisch­er Frauen und Männer, dessen geistliche­r Beistand er ist. Wer ihn kennt, weiß, dass er sich beim Helfen nicht auf fromme Worte beschränkt. Die kämen in der Notschlafs­telle für drogenkran­ke Straßenmäd­chen, deren Seelsorger er bisweilen ist, auch wenig an.

Ein großes Geburtstag­sgeschenk nimmt er übrigens gerne an. „Unsere Gemeinde hat mit David Dressel einen Verwaltung­sleiter bekommen“, sagt er. „Der nimmt mir viel ab, so dass ich wieder mehr Zeit für die Seelsorge habe, denn dafür bin ich vor 25 Jahren angetreten.“

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RP-FOTO: HIW Pfarrer Michael Dederichs ist seit 25 Jahren Priester. Angefangen hat alles mit einerPredi­gt zum Fest des heiligen Pfarrers von Ars.
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