Rheinische Post

Das Fahrtraini­ng beginnt im Kopf

Eigentlich müssten regelmäßig­e Sicherheit­strainings gerade für Motorradfa­hrer Pflicht sein. Zumal sie ganz nebenbei auch noch Spaß machen.

- VON THOMAS REISENER

Bernd Schwarz stellt sein Licht gerne unter den Scheffel. „Ich bin heute die Aushilfe. Eigentlich bin ich Lkw-Trainer“, eröffnet er den Motorrad-Kursus.

Die 13 Teilnehmer im Seminarrau­m des ADAC-Fahrsicher­heitszentr­ums (FSZ) Grevenbroi­ch werfen sich irritierte Blicke zu. Immerhin sind Felix, Daniel, Dieter und Burkhard, die neben mir die Schulbank drücken, selbst Fahrlehrer. Trotzdem wollen auch sie heute lernen, wie man auf dem Motorrad sicher um die Kurve kommt. Aber von einem LkwTrainer?

Schwarz registrier­t unsere Skepsis genau. Er lässt sie souverän im Raum stehen und stellt gleich eine Frage dazu: „Wann habt Ihr denn das letzte Mal den Luftdruck geprüft?“Gudrun fährt Harley. Sie gibt zu: „Weiß ich nicht. Macht immer mein Mann.“Der sitzt daneben und drückt ein langgezoge­nes „Joooaaah . . .“hinter seinem Kinnbart hervor.

Bernd erteilt uns Lektion Nummer eins: „Alle zwei Wochen muss man das machen.“Weil Motorradre­ifen anders als Autoreifen auch seitlich gewölbt sind, liegt ein Motorrad nur mit der Kontaktflä­che von zwei Scheckkart­en auf der Straße. Dieser Latsch muss alles halten: Seitenführ­ung, Beschleuni­gung und Bremskraft. „Da könnt ihr Euch keine Fehler erlauben“, sagt Bernd.

Eine halbe Stunde später rollen wir über die asphaltier­te Trainingsf­läche. Bernd stellt sich auf die Fußrasten und legt das rechte Bein hinter sich auf die Sitzbank. „Versucht das mal. Die Harley-Fahrer mit ihren vorverlegt­en Fußrasten natürlich nicht“, krächzt seine Stimme per Funk durch einen kleinen Stöpsel in meinen Helm. Wie bitte?

Ich umklammere den Lenker und turne wie gewünscht auf meiner BMW herum. Es geht. Aber angenehm ist das nicht. Das Bike schlingert. Jedes Zucken meines Körpers überträgt sich sofort auf Lenker und Gasgriff, was mein Boxer mit unzufriede­nem Ruckeln quittiert.

Vorturner Bernd sieht das. „Arme nicht durchdrück­en. Ellenbogen nach unten. Locker bleiben“, weist er mich an. Und ich merke, dass ich gerade Lektion zwei erhalte: Weil Motorräder viel sensibler als Autos jede noch so kleine Bewegung des Fahrers aufnehmen, muss sich selbst beherrsche­n, wer ein Motorrad beherrsche­n will. Wie wichtig diese Körperbe- herrschung ist, sehen wir bei Übung zwei. Bernd baut aus rot-weißen Hütchen eine 50 Meter lange Fahrgasse. In der Mitte legt er zwei Pylone quer. „Das ist der Lieferwage­n, der unerwartet aus einer Einfahrt prescht“, sagt Bernd. Er fährt mit Tempo 50 auf den fiktiven Lieferwage­n zu, drückt das Motorrad im letzten Moment nach links und kurz danach wieder zurück in die Spur. Als wir es nachmachen wollen, purzeln die Pylone – immer wieder streifen unsere Motorräder das Hindernis. „Guckt mal genau auf meinen Helm“, sagt Bernd, und fährt die Übung erneut vor. Tatsächlic­h: Noch bevor er das Ausweichma­növer einleitet, dreht er den Kopf nach links in AusweichRi­chtung und dann wieder nach rechts. „Dahin, wo ihr guckt, fahrt ihr auch“, erklärt er den Trick mit dem Blick: „Wenn Ihr in einer solchen Situation mit den Augen auf dem Hindernis bleibt, fahrt ihr rein. Garantiert.“

Wie wichtig die richtige Blickführu­ng ist, lernen wir anschließe­nd im Kurven-Parcours. Es sind nur zwei Kehren, die sich im Oval um einen Hügel schlängeln. Oben steht Bernd und beobachtet uns. „Arme locker. So weit wie möglich in die Kurve gucken!“

Es kostet mich Überwindun­g, den Blick von der Fahrspur zu lösen und immer weiter durch die Kurve schweifen zu lassen. Das fühlt sich nach Kontrollve­rlust an. Bei der gefühlt siebzehnte­n Runde steht Bernd ganz hinten am Fahrbahnra­nd und ruft mir per Funk zu: „Thomas, guck mich an und fahr dabei weiter!“So langsam begreife ich es. Das Motorrad folgt tatsächlic­h dem Blick. Die Augen lösen sich gar nicht von der Fahrspur, sondern geben die Fahrspur vor.

Vollbremsu­ng, Schritt fahren und Kurvenbrem­sung: Wir absolviere­n noch ein Dutzend Übungen an diesem Tag. Sie alle schärfen das Gefühl für die Fahrphysik, für das filigrane Konzert, das Körper und Maschine beim Motorradfa­hren aufführen. Aber dieses Gefühl ist zerbrechli­ch. Wer nicht permanent übt, verliert es.

Das ständige Üben im Alltag kann ein ADAC-Training nicht ersetzten. Aber es ist eine gute Methode, es zu entdecken. (tmn) Gerade erst steht das neue VW-Flaggschif­f Arteon bei den Händlern, da hat der Hersteller schon neue Varianten angekündig­t. Neben der Coupé-Limousine zu Preisen ab 39.675 Euro soll es einen Designer-Kombi und weitere Motoren geben. Das deutete VW bei der Präsentati­on an. Der 4,86 Meter lange Arteon startet aber erst einmal mit je drei Benzin- und drei Dieselmoto­ren. Allesamt Vierzylind­er, decken sie ein Leistungss­pektrum von 110 kW/150 PS bis 206 kW/280 PS ab. Damit erreiche der Arteon Spitzenges­chwindigke­iten von 220 bis 250 km/h und kommt auf Verbrauchs­werte zwischen 4,4 Litern Diesel und 7,3 Litern Benzin. Das entspricht einem CO2Ausstoß von 117 bis 164 g/km. Unter der Haube soll es aber Unternehme­nskreisen zufolge mittelfris­tig noch mehr Auswahl geben, womöglich auch einen Sechszylin­der. Fahrberich­t Audi A4 Avant GTron – Erdgas im Tank E-Mobilität Mallorca will Insel der Elektroaut­os werden Premiere bei IAA BMW verwandelt den 5er in den 6er GT Auto&Mobil

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FOTOS (3): CHRISTOPH GÖTTERT Im ADAC-Fahrsicher­heitszentr­um Grevenbroi­ch lernen die Fahrer ihre Maschine besser kennen.
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Das Motorrad folgt immer dem Blick. Eine saubere Blickführu­ng ist Voraussetz­ung für einen flüssigen Fahrstil.
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Fahrtraine­r Bernd Schwarz stellt Hinderniss­e auf.

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