Rheinische Post

Schröder macht der SPD Mut

Der Altbundesk­anzler trifft den Ton, den die Sozialdemo­kraten jetzt brauchen. Der Parteitag soll der Beginn der Aufholjagd sein.

- VON JAN DREBES

DORTMUND Er kann es noch. Er ist ein Kampfredne­r, der die Menschen in seinen Bann zieht. Mit der Autorität seines früheren Amtes heizt Altbundesk­anzler Gerhard Schröder den Genossen beim SPD-Bundespart­eitag in Dortmund ein. „Nichts ist entschiede­n!“, ruft der auch äußerlich durchaus gealterte Schröder den 635 Delegierte­n und 5000 Gästen in der Westfalenh­alle entgegen. Nur wer das Amt des Bundeskanz-

Inhaltlich hebt Schulz auf die Familienpo­litik ab und erinnert an die Blockade der Union beim Rückkehrre­cht von Teilzeit in Vollzeit. „CDU und CSU verharren in alten Rollenbild­ern“, ruft Schulz. Er betont, dass die SPD kostenlose Bildung von der Kita bis zur Hochschule wolle. Die SPD setze auf Vielfalt, Toleranz, Kultur und Solidaritä­t. „CDU und CSU treiben einen Keil in die Gesellscha­ft mit ihrer Angstmache­rei und Leitkultur­gefasel“, ätzt Schulz.

Die stärksten Momente hat der Kanzlerkan­didat jedoch bei den Themen Abrüstung, Rechtspopu­lismus und Europa. Während sich die Union für Aufrüstung im Sinne des Zwei-Prozent-Ziels der Nato und im Sinne von US-Präsident Donald Trump einsetze, warnt Schulz in seiner Rede vehement vor noch mehr Waffen. Deutschlan­d stehe vor einer Richtungse­ntscheidun­g in Zeiten eines Umbruchs, sagt der Kanzlerkan­didat. Die SPD sei immer ein Bollwerk gegen Rechtspopu­lismus gewesen, habe schon in den 20er Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts die Vereinigte­n Staaten von Europa gefordert. Schulz spielt damit Glaubwürdi­gkeit aus, die er sich in den Jahren als Präsident des Europaparl­aments erarbeitet hat, etwa als er nationalis­tische Abgeordnet­e aus Griechenla­nd des Saals verwies.

Und mit fast schon gebrochene­r Stimme sagt er am Ende: „Für diese Idee habe ich mein ganzes Leben gekämpft.“Das bleibt ihm, auch wenn es im September nicht mit den Einzug ins Kanzleramt klappen sollte. Bis dahin dürften sich die Sozialdemo­kraten nun den Schlusssat­z Gerhard Schröders zu Herzen nehmen, des letzten noch lebenden Altkanzler­s. Schröder spielt auf das alte Kampflied der chilenisch­en Sozialiste­n an: „Auf in den Kampf! Venceremos!“Das ist Spanisch und heißt: „Wir werden siegen.“

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany