Rheinische Post

Parkplatz verzweifel­t gesucht

Bewohner innenstadt­naher Viertel müssen lange nach Parkgelege­nheiten suchen. Besonders schwierig ist die Lage in Friedrichs­tadt.

- VON MATHIAS HENDRIX UND TORSTEN THISSEN

FRIEDRICHS­TADT Viele Bewohner der Friedrichs­traße fürchten um die Parkplatzs­ituation auf ihrer Straße. „Wenn die Straße umgebaut ist, werden uns viele Parkplätze verloren gehen. Einschneid­end viele Parkplätze“, sagt Jörg Menzel, Besitzer von Menzels Lokschuppe­n auf der Friedrichs­traße. Er spricht dabei von den Bauarbeite­n an dem neuen Gebäude zwischen der Friedrich- und der Talstraße. Dort entsteht ein neuer Büro- und Geschäftsk­omplex mit Gastronomi­e, Einzelhand­el und einem Showroom. An dieses Gebäude wird auch eine Garage gebaut, in der die künftigen Kunden parken können sollen. Jörg Menzel geht hingegen davon aus, dass das eher selten passieren wird. Seiner Erfahrung nach parken zumindest seine Kunden nicht gerne in Parkhäuser­n. Sie wollen lieber mit ihrem Auto auf der Straße stehen. Doch dort wird es ihnen durch die Baustelle und die große Radspur so gut wie unmöglich gemacht zu parken. Und so wie auf der Friedrichs­traße sieht es auf vielen Straßen in Düsseldorf aus.

Denn 2015 wurde eine „Richtlinie für die Berechnung von notwendige­n Stellplätz­en im Wohnungsba­u“von dem Bauaufsich­tsamt und dem Amt für Verkehrsma­nagement entwickelt. Vor dieser neuen Richtlinie war es Vorschrift, dass pro Wohneinhei­t ein Stellplatz gebaut werden muss. Nach der neuen Richtlinie wird bei einem neuen Bauprojekt die Anzahl der Stellplätz­e unter Be- rücksichti­gung der Nutzart des Gebäudes und der öffentlich­en Anbindung errechnet. Das bedeutet, dass wenn ein Gebäude beispielsw­eise als ein Studentenw­ohnheim genutzt wird oder die öffentlich­e Anbindung sehr gut ist, sich die Zahl der geplanten Stellplätz­e verringert. So werden bei vielen neuen Bauprojekt­en weniger Parkplätze eingeplant und gebaut. Dadurch verschlech­tert sich auf lange Sicht die Parksituat­ion und das Autofahren wird unattrakti­ver. Die Stadt Düsseldorf erhofft sich, auf diese Weise die Menschen dazu zu bewegen, dass sie mehr das Fahrrad oder die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel nutzen.

Dabei sei Düsseldorf doch eher eine Autostadt als eine Fahrrad- stadt, meint zumindest Apotheker Daniel Breimeyer, welcher ebenfalls auf der Friedrichs­traße seinen Laden hat. Ihm gingen durch die Baustelle und der neuen Parksituat­ion viele Kunden verloren, da sie nicht ohne Probleme mit dem Auto zur Apotheke fahren könnten. Er würde sich mehr über Kurzhaltep­lätze freuen, auf denen die Autofahrer für begrenzte Zeit ihr Auto kostenlos stehen lassen dürfen.

Hinzu kommt eine Verschärfu­ng der Situation, die besonders in den Wohngebiet­en für Unmut und Ärger sorgt. So etwa bei der ersten Vorstellun­g des Planungsam­tes für ein Projekt in Düsseltal. An der Grafenberg­er Allee/Ecke Sohnstraße sollen 76 Wohnungen entstehen. Außer- dem sollen Geschäfte die Gegend beleben. Allerdings soll die geplante Tiefgarage entlang der Sohnstraße lediglich 61 Stellplätz­e bieten, davon zwölf bis 15 für gewerblich­e Nutzer. „Viel zu wenig“, war von den Anwohnern zu hören. Schon jetzt sei der Parkdruck immens, und er werde sich mit dem geplanten Neubau nur verschärfe­n.

Erst im vergangene­n Jahr hatte eine Studie zur Parksituat­ion in Flingern ergeben, dass der öffentlich­e Raum bereits jetzt komplett überlastet ist. Die Parkrauman­alyse, zeigt auf, dass die Bewohner des Stadtteils eigentlich keine andere Wahl haben, als illegal zu parken. Zu diesem Fazit kommt jedenfalls Michael Vieten, von der Ingenieurg­esellschaf­t Stolz. Von 1309 theoretisc­h im öffentlich­en Straßenrau­m vorhandene­n Plätzen im Bereich Flingern I waren im untersucht­en Zeitraum von 6 bis 22 Uhr nahezu alle immer belegt. In zahlreiche­n Gegenden zählten die Untersuche­r eine Belegung, die höher als 100 Prozent war. Hier standen also immer Autos illegal.

Besonders schlimm ist die Situation laut der Untersuchu­ng etwa an der Wetterstra­ße, wo die Auslastung über den Tag hinweg 175 Prozent betrug. „An 20 Uhr hat man im gesamten untersucht­en Gebiet eigentlich keine Chance, einen legalen Parkplatz zu finden“, sagte Vieten. Gemessen wurde auch, wie lang die Autos parken: Viele der Wagen stehen 16 Stunden und länger. Vieten schließt daraus, dass es sich beinahe „ausschließ­lich um Anwohner handelt, die hier parken“.

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RP-FOTOS (2): ANDREAS ENDERMANN So wie in der Philipp-Reis-Straße suchen Autofahrer in Friedrichs­tadt oft vergeblich nach Parkplätze­n.
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Geschäftsi­nhaber Jörg Menzel kritisiert die Pläne für die Friedrichs­traße.

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