Rheinische Post

Europa verabschie­det sich von Helmut Kohl

900 Ehrengäste in Straßburg, Tausende am Rheinufer nehmen Abschied vom „Kanzler der Einheit“.

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STRASSBURG/SPEYER (RP) Mit einem historisch­en europäisch­en Staatsakt ist der verstorben­e frühere Bundeskanz­ler Helmut Kohl am Samstag in Straßburg geehrt worden – als erster Politiker. Anschließe­nd wurde der Sarg mit Kohls Leichnam per Hubschraub­er nach Ludwigshaf­en gebracht und von dort mit dem Schiff weiter nach Speyer, wo sich 1500 Gäste mit einem Pontifikal­requiem (Totenmesse) im Dom zu Speyer verabschie­deten. Tausende Bürger säumten zuvor die Straßen und schauten am Rheinufer zu.

Im Europäisch­en Parlament waren zuvor 900 Ehrengäste zusammenge­kommen. Der Sarg war mit einer Europaflag­ge bedeckt. Alle acht Redner würdigten Kohls Verdienst als „Kanzler der Einheit“und sein unermüdlic­hes Engagement für die Einigung Europas. „Helmut Kohl war ein deutscher Patriot, aber auch ein europäisch­er“, sagte Kohls enger Freund, EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker. Er berichtete, wie Kohl geweint habe, als die EU am 13. Dezember 1997 die Osterweite­rung beschlosse­n hatte. EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk verband seine Würdigung mit einem Appell an heutige Politiker, klare Botschafte­n zu senden: „Ein Ja für die Union, ein Ja für die Freiheit, ein Ja für die Menschenre­chte.“

Bundeskanz­lerin Angela Merkel nannte Kohl einen „großen Brückenbau­er“. „Ohne Helmut Kohl stände ich heute nicht hier“, sagte die CDU-Chefin. „Manche Geister rieben sich an ihm. Doch all das bleibt zurück hinter seinem Lebenswerk.“Merkel würdigte auch die Rolle von Kohls erster Frau Hannelore. Ex-US-Präsident Bill Clinton berichtete vom Genussmens­chen Kohl und schloss mit den Worten: „Ich liebe diesen Mann.“Dann salutierte er am Sarg.

Im Trauergott­esdienst in Speyer drückte Bischof Karl-Heinz Wiesemann der Witwe Maike Kohl-Richter sein Mitgefühl aus und lobte Kohl als „wahrhaft großen Staatsmann“. Auf eigenen Wunsch wurde Kohl auf dem Friedhof des Domkapitel­s beerdigt, nicht im Familiengr­ab in Ludwigshaf­en, wie es Kohls Söhne gewünscht hatten. Beide blieben den Trauerfeie­rlichkeite­n in Straßburg und Speyer fern.

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FOTO: DPA Der Sarg des Altkanzler­s wird mit großem militärisc­hen Ehrengelei­t nach der Trauermess­e über den Domplatz von Speyer getragen.
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FOTO: REUTERS Helmut Kohls Witwe, Maike RichterKoh­l, mit Ex-US-Präsident Bill Clinton (l.) und EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker.

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