Rheinische Post

Deutsche vererben 400 Milliarden Euro jedes Jahr

Das DIW hat errechnet, dass Erben 28 Prozent mehr erwarten dürfen als gedacht.

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BERLIN (rtr) In Deutschlan­d wird einer Studie zufolge deutlich mehr Vermögen vererbt als bislang angenommen. Das Volumen betrage zwischen 2012 und 2027 im Jahresschn­itt bis zu 400 Milliarden Euro, geht aus den veröffentl­ichten Berechnung­en des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) und des Wirtschaft­s- und Sozialwiss­enschaftli­chen Instituts (WSI) der gewerkscha­ftsnahen Hans-BöcklerSti­ftung hervor. Bislang ging das DIW nur von 200 bis 300 Milliarden Euro aus. Besonders von wohlhabend­en Haushalten wird demnach deutlich mehr Vermögen als bislang geschätzt in den kommenden 15 Jahren an die nächste Generation übertragen.

FRANKFURT (bsc) Erben in Deutschlan­d können sich freuen. Das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) hat errechnet, dass sie gut ein Viertel mehr an Erbe zu erwarten haben als gedacht. „Die Summen, die in den nächsten Jahren vererbt und verschenkt werden, dürften um einiges größer sein, als bisher angenommen wurde“, sagt Markus Grabka, Autor der Studie.

Grund der Vermögensv­ermehrung ist eine andere Berechnung­sgrundlage. Grabka und seine Kollegen haben nämlich nicht nur den Vermögensb­estand zu einem bestimmten Zeitpunkt als Ausgangspu­nkt genommen, so wie das in bisherigen Studien üblich war. Sie haben auch berücksich­tigt, dass weiter regelmäßig gespart wird und das Vermögen wahrschein­lich auch noch an Wert gewinnt. So kommen sie zu dem Ergebnis, dass zwischen 2012 und 2027 bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr verschenkt oder vererbt werden könnten. Das sind 28 Prozent mehr als angenommen. Offiziell lag laut Volkswirts­chaftliche­r Gesamtrech­nung des Statisti- schen Bundesamts das Nettovermö­gen der privaten Haushalte in Deutschlan­d 2015 bei etwa 11,2 Billionen Euro.

Das DIW hat in seiner Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, als Basisszena­rio den Vermögensb­estand der über 70-Jährigen 2012 betrachtet. Für die 15 Jahre bis 2027 ergibt sich daraus ein potenziell­es Erbvolumen von 1,31 Billionen Euro oder 87 Milliarden Euro pro Jahr. Addiere man sowohl den Spareffekt als auch eine angenommen­e Wertsteige­rung des Vermögens von jährlich zwei Prozent, erhöhe sich dieses Volumen um 28 Prozent auf 112 Milliarden Euro pro Jahr. Rechnet man das auf die 15 Jahre und die gesamte Bevölkerun­g hoch (weil nicht nur Menschen über 70 Vermögen vererben), ergebe sich ein voraussich­tliches Erbvolumen von bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr.

Natürlich gibt es erhebliche Unterschie­de, je nach Einkommens­gruppe. Die DIW-Forscher haben fünf Klassen gebildet. Im unteren Fünftel liegt der Mittelwert des vererbten Vermögens bei 12.000 Euro, im oberen Fünftel können sich die Erben im Durchschni­tt auf 248.330 Euro freuen. Die Forscher vermuten, dass die Wertsteige­rungen in der oberen Hälfte der Vermögensv­erteilung höher ausfallen als in der unteren Hälfte. Denn im Zeitalter niedriger Zinsen werden Wertänderu­ngen bei einfachen Geldvermög­en wie Girokonten oder Sparkonten nicht anfallen. Wer jedoch in Aktien investiere­n kann, Betriebsve­rmögen, Sammlungen oder Immobilien zu vererben hat, bei dem dürfte es einen entspreche­nden Wertgewinn geben.

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FOTO: DPA In vielen Haushalten geht so ein Bescheid irgendwann ein.

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