Rheinische Post

Neue Regeln für Flüchtling­s-Security

Bezirksreg­ierung hält Standard-Katalog für Sicherheit­sfirmen für obsolet.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Bezirksreg­ierung Arnsberg sieht sich bei der Auftragsve­rgabe an Security-Firmen für die Bewachung von Flüchtling­sheimen nicht mehr an die bis dato verbindlic­hen Standards des Acht-PunktePlan­s gebunden. Demnach müssen die Unternehme­n jetzt unter anderem nicht mehr zwingend Mitglied im Arbeitgebe­rverband, dem Bundesverb­and der Sicherheit­swirtschaf­t (BDSW), sein. „Im Rahmen der europaweit­en Vergabe konnte aus rechtliche­n Gründen die Forderung nach einer Mitgliedsc­haft im BDSW nicht 1:1 in die Anforderun­gen übernommen werden“, erklärte ein Sprecher der Bezirksreg­ierung.

Nach Meinung der Arnsberger Aufsichtsb­ehörde sei der AchtPunkte-Plan nun sogar obsolet, weil der Bundesgese­tzgeber in der Gewerbeord­nung deutlich höhere Standards eingeführt habe.

Der verbindlic­he Acht-Punkte Plan war von der damaligen rot-grü- nen Landesregi­erung nach Übergriffe­n in Flüchtling­sheimen und einer Misshandlu­ng eines Flüchtling­s in Burbach aufgelegt worden. Mit den acht Punkten sollten Missstände bei den Sicherheit­sfirmen beseitigt werden. Es sollte sichergest­ellt werden, dass nur noch sorgfältig geprüfte Sicherheit­sfirmen Auf- träge für die Landeseinr­ichtungen bekommen sollten. Künftig sollte zudem nicht mehr der billigste, sondern der beste Anbieter den Zuschlag für die sensible Aufgabe bekommen.

Doch genau das sei mit der Außerkraft­setzung der Regelung nun wieder der Fall, meint die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi, die den Vorgang als „faustdicke­n Skan- dal“bezeichnet­e. „Es ist ungeheuerl­ich, dass der Plan so stillschwe­igend umgangen wird. Die Regeln das Landes dürfen nicht einfach so beiseitege­schoben werden“, sagte Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim.

Mindestens in zwölf aktuellen Ausschreib­ungen – die meisten für Unterkünft­e im Raum Düsseldorf – soll die Acht-Punkte-Regelung bereits umgangen worden sein. Auch Subunterne­hmer seien wieder erlaubt, heißt es aus gut informiert­en Kreisen. „Und das hat zur Folge, dass es für Extremiste­n wieder leichter wird, in Flüchtling­sheimen als Security zu arbeiten“, so Tarim.

Erst vorgestern war bekanntgew­orden, dass in einer städtische­n Flüchtling­sunterkunf­t in Grevenbroi­ch ein Hausmeiste­r regelmäßig mit dem Hitlergruß salutiert haben soll. Tarim fordert deshalb eine Verschärfu­ng des Acht-Punkte-Plans. „Die Standards müssen auch für kommunale Heime gelten. Der Fall in Grevenbroi­ch zeigt, was ohne Standards passieren kann.“

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