Rheinische Post

Gegner Katars verzichten auf neue Sanktionen

Der Konflikt mit dem Emirat schwelt aber weiter. US-Präsident Trump fordert ein Ende des Streits.

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KAIRO/DOHA (RP) Al Dschasira läuft noch. Das sagt insofern etwas über den Stand der Katar-Krise, als dass das Emirat jedenfalls nicht eingeknick­t ist – unter dem Druck SaudiArabi­ens und seiner Verbündete­n, die die kleine, aber reiche Halbinsel mit einer Blockade auf Linie bringen wollten. Sie verlangten die Abschaltun­g des Senders aus Doha bis gestern Morgen. Katar lehnte diese und auch zwölf andere weitreiche­nde Forderunge­n offensicht­lich ab. Das Ultimatum verstrich. Die Antwort des saudischen Bündnisses in Kairo jedoch überrascht: „Wir haben uns entschiede­n, die Situation weiterhin eng zu verfolgen“, sagte der ägyptische Außenminis­ter Sameh Schukri gestern Abend.

Keine neuen Sanktionen. Keine Eskalation. Aber offenbar Meinungsve­rschiedenh­eiten hinter den Kulissen. Als die Außenminis­ter von Saudi-Arabien, den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten unter den Kronleucht­er im Tahrir-Palast in Kairo traten, waren sie schon mehr als drei Stunden überfällig, um der versammelt­en arabischen Presse dann mit leeren Händen gegenüberz­ustehen. Bröckelt die Anti-Katar-Allianz etwa? Klar ist zumindest, dass eine Lösung in der Krise weit entfernt ist.

Inwiefern Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel Einfluss auf die Entscheidu­ng hatte, ist ungewiss. Der SPD-Politiker hatte sich bei einem Besuch am Golf in den vergangene­n Tagen um Entspannun­g bemüht. Saudi-Arabien, die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten werfen dem reichen und außenpolit­isch aktiven Katar vor, Terrorgrup­pen zu finanziere­n. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Geld aus dem Emirat auch den radikalste­n Gegnern des syrischen Präsidente­n Assad zukommt. Jetzt soll auch der Bundesnach­richtendie­nst zur Aufklärung des Vorwurfs der Terrorunte­rstützung beitragen.

Dagegen erscheint es vielen als scheinheil­ig, wenn sich Saudi-Arabien den Kampf gegen die Terrorunte­rstützung auf die Fahnen schreibt. Einer am Mittwoch veröffentl­ichten Studie der Henry Jackson Society in London zufolge hat Riad in den ver- gangenen 50 Jahren Dutzende Milliarden Euro für den Export der saudischen Lesart des Islam ausgegeben. Der Wahhabismu­s gilt als Grundlage für die Ideologie der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS).

Wenn Saudi-Arabien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate auf ein Land hören, dann auf die USA. Beobachter gehen davon aus, dass der aufsehener­regende Besuch von Präsident Donald Trump in Riad die Staaten erst ermutigte, die Blockade zu beginnen. Trump selbst forderte gestern, den Disput zu beenden. Alle Beteiligte­n sollten konstrukti­v über eine Beilegung sprechen, so Trump in einem Telefonat mit seinem ägyptische­n Kollegen Abdel Fattah al Sisi.

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