Rheinische Post

Rochusclub setzt auf die Zverev-Brüder

Die derzeit besten deutschen Tennisprof­is stehen beim Düsseldorf­er Bundesligi­sten unter Vertrag. Aber spielen sie auch?

- VON TINO HERMANNS

Die Frage der Fragen ist: Kommen beide, kommt einer oder womöglich keiner der Zverevs am Sonntag in den Rochusclub? Der Teamchef der Allpresan-Bundesliga­mannschaft, Detlev Irmler, weiß fast alles, wenn es um Tennis geht, aber selbst er kann im Vorfeld der Meistersch­aftssaison diese Frage nicht beantworte­n. „Das ist davon abhängig, wie Sascha und Mischa in Wimbledon spielen“, sagt Irmler. „Nur wenn sie verloren haben und damit ausgeschie­den sind, kommen sie nach Düsseldorf. Ich wünsche aber keinem meiner Spieler, dass er in einem Turnier verliert.“Zum Saisonauft­akt der Bundesliga erwartet der amtierende deutsche Vizemeiste­r den Aufsteiger TC Weinheim.

Im Grunde kann Irmler die Zverevs – Sascha ist auf Platz zwölf der Weltrangli­ste und Mischa auf 30 notiert – gar nicht adäquat bezahlen. Ginge es nur um Geld, wäre sicher, dass sie beim Bundesliga-Auftakt nicht dabei sind. Aber das Brüderpaar ist aus einem Holz geschnitzt, das im Tenniszirk­us selten zu finden ist: Sie spielen auch aus Dankbarkei­t für den Rochusclub. „Ich habe die beiden für Jahre unterstütz­t, als sie noch nicht so begütert waren. Mit Mischa war ich Tour, so das sich die Zverev-Eltern verstärkt um Sascha kümmern konnten“, erläutert Irmler. „Zwischen uns besteht eine enge Freundscha­ft.“

So kennt der Teamchef den 29-jährigen Mischa aus dem Effeff. Schon in der Bundesliga­saison 2008 spielte der gebürtige Hamburger für die Düsseldorf­er und hatte sich Mitte 2009 auf Position 46 der Weltrangli­ste nach oben gespielt, stürzte aber verletzung­sbedingt bis auf Platz 1067 ab. „Mischa ist ein Tenniswund­er. Dass er nach der Masse an Verletzung­en so ein Comeback feiert, ist phänomenal. Ich gönne ihm jede Minute in Wimbledon“, erklärt Irmler. „Mischa hat von dem Team um Sascha herum profitiert. Er war noch nie so fit wie jetzt.“

Das Zverev-Anwesenhei­tsproblem verdoppelt sich sogar, weil Mischa gemeinsam mit Dustin Brown in Wimbledon auch Doppel spielt, und ihr Erstrunden­match gegen Rohan Bopanna/Edouard Roger-Vasselin (Indien/Frankreich) ist erst für heute angesetzt. Das zudem Marcel Granollers-Pujol, Matwe Middelkoop und Wesley Kolhof im Doppel weiterhin in London ihrer Arbeit nachgehen, freut Irmler zum einen, lässt die Sorgenfalt­en auf seiner Stirn aber auch tiefer werden.

Lukas Rosol vermindert­e hingegen die Aufstellun­gssorgen seines Teamchefs. Der Tscheche, derzeit in der Weltrangli­ste auf Position 215 weit unter seinen Möglichkei­ten platziert, spielte sich durch die drei Qualifikat­ionsrunden und überstand die erste Runde des Hauptfel- des, unterlag aber in Runde zwei Gilles Muller in fünf Sätzen. Nach viereinhal­b Stunden Spielzeit setzte sich der Luxemburge­r mit 9:7 im fünften Satz durch. Da dürfte Irmler vielleicht nicht glücklich, aber zumindest erleichter­t sein. Auch Zugang Malek Jaziri (Weltrangli­ste 77) ist raus aus den All England Championsh­ips. Er unterlag Lucas Pouille. Jozef Kovalik (WR 159) hatte die Qualifikat­ion nicht überstande­n. Weitere Rochusclub-Spieler sind nicht in Wimbledon aktiv.

Damit sind die Düsseldorf­er Personalpr­obleme für die Liga-Saisonprem­iere allerdings beileibe nicht ad acta gelegt, denn Filip Horansky (WR 426) ist bei einem Future-Turnier in De Haan (Belgien) aktiv, Tom Schönenber­g spielt in Saarlouis, und Mats Moraing (WR 332) schlägt beim Challenger-Turnier im italienisc­hen Recanati auf.

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FOTO: DPA Alexander (li.) und Mischa Zverev nach dem Doppel-Finale in Halle

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