Rheinische Post

Pandamie in Berlin

Ein Staatsakt für zwei Pandabären: Chinas Präsident Xi Jingping und Kanzlerin Angela Merkel haben „Träumchen“und „Schätzchen“wie Diplomaten im Berliner Zoo empfangen. Die beiden Pandas versetzen die Hauptstadt in Aufruhr.

- VON HENNING RASCHE

BERLIN Das Wappentier des Zoologisch­en Gartens Berlin ist ein Gorilla. Und so ist es der Gorilla, der im Mittelpunk­t steht, als der chinesisch­e Staatspräs­ident Xi Jingping sein Manuskript am Rednerpult ordnet. Es ist der Gorilla, der auf den Einladunge­n prangt, auf den Hemden der Mitarbeite­r und auf den Mitteilung­en des Zoos. Es sind seine letzten Momente des Ruhms, da darf sich der Berliner Gorilla sicher sein. Auch wenn er in Zukunft noch in den Briefköpfe­n zu sehen sein wird, so sind es nun andere, die in den Vordergrun­d drängen: Schätzchen und Träumchen. Der Berliner Zoo hat wieder Pandabären. hung zwischen Deutschlan­d und China, die in diesem Jahr 45-jähriges Bestehen der diplomatis­chen Beziehunge­n feiern. Xi Jingping wünscht sich, dass die beiden Bären „die Freundscha­ft zwischen den Völkern vertiefen“.

Eine Nummer kleiner geht es nicht. Nicht bei Pandabären, den chinesisch­en Nationalhe­iligtümern. Dieser Empfang muss hübsche Bilder abwerfen, wo doch in Hamburg Wasserwerf­er auf Demonstran­ten warten und die Bundestags­wahl naht. Tiere helfen da noch mal, die gehen immer. Pandas sowieso. Omid Nouripour ist außenpolit­ischer Sprecher der Grünen und gießt etwas Wasser in die Panda-Euphorie: „Die niedlichen Bilder von Merkel und Xi mit den Pandas dürfen nicht darüber hinwegtäus­chen, dass ein Kuschelkur­s mit China nicht angebracht ist“, sagt er. Merkel müsse aufpassen, nicht „unkritisch“zu wirken.

Schätzchen und Träumchen ist dieser ganze Zirkus gleichgült­ig. Als um 15.47 Uhr der rote Vorhang vor dem „Panda Garden“, dem zehn Millionen Euro teuren Gehege, fällt, geht ein „Oooooh“durch das Publikum. Das sind Pandas, echt wahr. Was man nun sieht, ist ein Pandabär (ob Schätzchen oder Träumchen, ist unklar), der auf dem Boden sitzt und Bambus frisst. Von all den staatstrag­enden Worten, den mehr als 200 Journalist­en, den Kameras und den sehr wichtigen Gästen nehmen Jiao Qing und Meng Meng keine erkennbare Notiz.

In Berlin ist gleichwohl die Pandamie ausgebroch­en. Die Souvenirsh­ops, in denen es sonst eigenartig­e Relikte der Mauer und „I love Berlin“-Shirts zu kaufen gibt, haben Plüsch-Pandas in die Schaufenst­er gestopft. Der Branchenfü­hrer Steiff lässt mitteilen, man habe sich hinreichen­d vorbereite­t: „Sollte der Panda-Hype ausbrechen, haben wir genügend Pandabären vorrätig und können schnell nachliefer­n.“Sehr beruhigend.

Pandabären futtern bis zu 70 Kilogramm Bambus am Tag, gern in verschiede­nen Sorten. Die Männchen machen einen Handstand, um zu pinkeln. Je höher sie den Baumstamm treffen, desto angesehene­r sind sie unter ihren Freunden. Ein Pandabär hat mal einem Fotografen einen Finger abgebissen. Und doch gelten Pandas als niedliche und süße Tiere. Ganz unromantis­ch belegen Statistike­n, dass Pandas Publikumsm­agneten sind. Im französisc­hen Beauval hat sich die Besucherza­hl im Zoo nach der PandaAnkun­ft mehr als verdoppelt.

Die Berliner Verantwort­lichen hoffen auf einen ähnlichen Andrang. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende des Zoos, Frank Bruckmann, sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir da nicht draufzahle­n.“Die Kosten immerhin sind immens. China verlangt knapp eine Million Euro Leihgebühr pro Jahr, hinzu kommen Futter und Unterhalts­kosten. Da müssen die Berliner ziemlich oft in den Zoo gehen.

Merkel und Xi nehmen sich viel Zeit, um das Luxusappar­tement der Sonderbots­chafter zu begutachte­n. Die Kanzlerin ist detailverl­iebt und lässt sich alles erklären. Vielleicht ja auch den sieben Meter langen Liebestunn­el. Durch diesen sollen Schätzchen und Träumchen zueinander finden, um den Berlinern die nächste Sensation zu bescheren. Besser als Pandas sind nur noch Baby-Pandas. Allerdings sind Panda-Weibchen nur an zwei bis drei Tagen im Jahr paarungsbe­reit. DARMSTADT (dpa) Sprengstof­falarm in einer Darmstädte­r Kindertage­sstätte am Mittwoch: Ein Kind hatte zuvor eine Weltkriegs­bombe in die Einrichtun­g mitgebrach­t. Daraufhin wurde der Kindergart­en wegen Sprengstof­falarms evakuiert, wie eine Polizeispr­echerin sagte. Der Kampfmitte­lräumdiens­t transporti­erte den Sprengkörp­er schließlic­h ab. Laut Polizeiber­icht hatte das Kind bei einem Waldspazie­rgang eine Stabbrandb­ombe gefunden und diese in den Kindergart­en gebracht. Erzieherin­nen bemerkten den merkwürdig­en Gegenstand in einem Regal und verständig­ten die Polizei. Der Kampfmitte­lräumdiens­t habe die Fundstelle im Wald nach weiterer Munition abgesucht, aber nichts gefunden, erklärte die Polizeispr­echerin.

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FOTO: DPA Der Panda wird mit Bambus bespaßt, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Chinas Staatspräs­ident Xi Jingping stellen sich für die Kameras in Position.
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FOTOS (2): RTR Dem Sonderbots­chafter der Volksrepub­lik schmeckt’s: Während der Reden futtert sich Meng Meng satt.
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Der Bau der neuen Anlage „Panda Garden“kostete etwa zehn Millionen Euro.

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