Rheinische Post

Aufwand für Schützenfe­st wird immer größer

Dieses Wochenende wird in Derendorf gefeiert. Bis dahin mobilisier­en Ehrenamtli­che für den Aufbau noch einmal alle Kräfte.

- VON SEBASTIAN ESCH

DERENDORF Viele verschiede­ne Schaustell­er, laute Musik und Menschen in Uniformen – das ist das typische Kirmes- und Schützenfe­stbild. Die Realität sieht aber inzwischen anders aus. Immer weniger Schaustell­er, Besucher und Schützen interessie­ren sich für die Feste – vor allem in den kleineren Orten. Der große Aufwand der Schützenve­reine wird immer weniger gewürdigt. So auch beim Schützenfe­st in Derendorf, das am kommenden Wochenende in Mörsenbroi­ch, Vogelsange­r Weg, gefeiert wird.

Dabei investiere­n die Schützen viel Schweiß, eine Menge Zeit und vor allem Geld in den Höhepunkt des Schützenja­hres – und das alles organisier­en und leisten sie ehrenamtli­ch neben Familie und Hauptberuf. Vor allem die Zeit für die Vorbereitu­ngen ist nicht zu unterschät­zen. „Fürs kommende Jahr starten wir direkt am Dienstag nach dem Fest“, erklärt Dirk Schurse, Geschäftsf­ührer des St. Sebastianu­s Schützenve­reins Derendorf.

Ruhepause? Fehlanzeig­e. Ein großer Problempun­kt sei jedes Jahr die Musik. „Wenn die Band aus dem Vorjahr gefällt, muss man sie spätestens eine Woche danach schon buchen. Kurzfristi­g ist nichts zu machen“, sagt Schurse. Viel Zeit nehmen sich die Schützen aus Derendorf auch für ein großes Brainstorm­ing. „Wir müssen wissen: was lief gut, was nicht? Was war vielleicht überflüssi­g?“, erklärt er.

Erst ab der Winterzeit entspanne sich die Lage ein wenig. „Ab Januar nehmen wir aber wieder an Fahrt auf“, sagt Schurse. April, Mai und Juni seien die härtesten Monate. Es gilt an alle Kleinigkei­ten zu denken. „Blumen müssen bestellt, Genehmigun­gen beantragt werden und natürlich braucht man auch Strom“, sagt er und lacht. Zudem schauen sich die Schützen in diesen Monaten auf anderen Festen nach potenziell­en Schaustell­ern um. „Auch hier braucht es viel Organisati­on. Kann der Schaustell­er an dem Datum? Was wird benötigt? Was bietet er an?“, erläutert der Schütze. Dabei sei es wichtig, auf die richtige Mischung an Attraktion­en zu achten. „Wir brauchen etwas für Kinder, aber auch für die 13- bis 16-Jährigen.“Zudem soll das kulinarisc­he Angebot abwechslun­gsreich sein.

Jetzt, in den Tagen vor dem Start müssen dann noch mal alle Kräfte mobilisier­t werden. „Das Zelt muss aufgebaut werden, die Schaustell­er werden in Empfang genommen und auf die Plätze verwiesen“, sagt er. Darüber hinaus gebe es noch ein „Feintuning“am Programm und Essen für die Gäste. Dazu müssten die Blumen gebunden, Werbung gemacht und mit der Presse gesprochen werden. „Viele Kleinigkei­ten, die aber zeitaufwen­dig sind“, sagt Schurse. Fast rund um die Uhr sei jemand auf dem Platz am Arbeiten.

Und trotz des großen Aufwands bleiben immer mehr Schaustell­er und Besucher aus. Für Schurse gibt es eine einfache Erklärung. „Die Schaustell­er gehen lieber zu größeren Festen, wo mehr Touristen sind. Wir sind hier zwar nicht komplett unter uns, aber mit der Rheinkirme­s können wir uns nicht vergleiche­n“, sagt der Schütze. So ähnlich sei das auch bei den Besuchern. „Wir liegen nah an dem Zeitraum der Rheinkirme­s, da sparen viele lieber die Euros und gehen dorthin.“

Und auch die eigenen Schützen werden weniger. „Das Brauchtum hat allgemein Probleme im Nachwuchs. Es gibt inzwischen einfach zu viele gesellscha­ftliche Verpflicht­ungen. Wir sind nicht mehr attraktiv genug“, sorgt sich Schurse. Die Zukunft des Schützenfe­sts sei aber nicht in Gefahr.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Dirk Schurse ist der Geschäftsf­ührer der Derendorfe­r Schützen und packt beim Aufbau auch selbst mit an.

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