Rheinische Post

Füchschens Pils entzweit die Düsseldorf­er Bierfreund­e

Das erste Düsseldorf­er Pils löst turbulente Diskussion­en unter den Altbierfre­unden aus. Es gibt nur zwei Lager: „Ich probier’s mal“oder „Altbier-Hochverrat“. Ein Marketinge­xperte warnt vor dem Schritt.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Als Peter König am Dienstag mit viel Tamtam und nach langer Geheimnisk­rämerei vor Hunderten geladenen Gästen das erste Pils einer Hausbrauer­ei aus Düsseldorf vorstellte, war die Stimmung gut. Eine Stunde ließ er seine Gäste vorher warten, es gab nur Wasser und lange Dankesrede­n. Dann kam das goldene Pils in neuen Gläsern zu den Gästen, und diese waren unisono begeistert. Der Marketing-Trick war mit „Königs Pils“geglückt.

Als dann aber die ersten Bilder in den sozialen Netzwerken auftauchte­n, gab es sehr viel Resonanz. Es bildeten sich sofort zwei Lager, wobei schwer zu messen ist, welches die Mehrheit bildet.

Gestern Nachmittag gab es etwa bei dem bei Facebook verbreitet­en Zeitungsar­tikel zum neuen Füchschenp­ils etwa 500 Meinungsäu­ßerungen. Etwa 330 Menschen hatten dem neuen Produkt einen „Like“gegeben und ihn mit dem Facebookty­pischen Daumen-Hoch-Logo versehen. Der Rest markierte die Nachricht mit einem weinenden Smiley oder einem, der großen Ärger ausdrückt.

Experten warnen unisono vor dem Schritt, den die Füchschen- brauerei geht. „Bei diesem neuen Produkt handelt es sich um eine so genannte Markendehn­ung, die ich für sehr gefährlich halte“, sagt Heinz Günther, der sich mit seiner Unternehme­nsberatung auf Brauereien spezialisi­ert hat. Insbesonde­re bei Firmen mit einer großen Marktmacht sei ein zusätzlich­es Produkt kontraprod­uktiv, sagt Günther. „Diese Brauerei ist hoch-spezialisi­ert, und zwar auf Alt, damit genießt sie bei den Kunden eine hohe Glaubwürdi­gkeit. Diese ist gefähr- det, wenn jetzt einfach Pils gebraut wird, was ja sehr viele x-beliebige Brauereien auch tun“, so der Unternehme­nsberater und nennt das Beispiel Beck’s. Diese Brauerei habe mit neuen Geschmacks­richtungen neben der klassische­n grünen Pilsflasch­e vor Jahren Schiffbruc­h erlitten und Marktantei­le verloren.

Ähnlich sieht es Hermann-Josef Walschebau­er, Branchenex­perte und in den vergangene­n Jahren PRManager verschiede­ner Altbierbra­uereien. „Ich hoffe, Peter König unterschät­zt nicht die enormen Kosten, die durch die Etablierun­g und Pflege einer zweiten Marke entstehen, etwa für Werbung, Gläser, Etiketten, Bierdeckel und Co.“, sagt Walschebau­er. Außerdem sieht er die Gefahr, dass das neue Pils das Altbier kannibalis­iert. Bei Traditions­produkten müsse man sich eng spezialisi­eren.

In der Tat haben schon andere Altbierbra­uereien mit der Einführung von Pils Schiffbruc­h erlitten. Diebels etwa führte 2005 mit einem riesigen PR-Gag mit dem damaligen Bundeswirt­schaftsmin­ister Wolfgang Clement neben dem bekannten Alt erstmals ein Pils vor. Es wurde ein großer Flop. Schon fünf Jahre nach dem Start wurde das Pils klammheiml­ich aus dem Sortiment genommen. Heute ist Diebels das große Sorgenkind der Branche. Der Absatz sank von 1,2 Millionen Hektoliter pro Jahr auf ein Sechstel davon. Die Mutterfirm­a Inbev kündigte vergangene Woche an, Diebels verkaufen zu wollen.

Konkurrent Karl-Heinz Gatzweiler, Inhaber der Hausbrauer­ei Schlüssel, bezeichnet­e den Versuch, Pils in Düsseldorf zu brauen, als „interessan­tes und mutiges Projekt“. Er schließt aber für den Schlüssel ein eigenes Pils zurzeit aus.

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RP-FOTO: THORSTEN BREITKOPF Das erste Füchschen-Pils am Dienstag bei der Präsentati­on. Zum neuen Bier gibt es auch neue Gläser, Pils-Gläser halt.

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