Rheinische Post

Im Deutschen vermisst sie die vielen kleinen Schimpfwör­ter

Die Französin lehrt in Düsseldorf ihre Mutterspra­che. Sie sagt: Nach 60 Unterricht­sstunden kann man ein einfaches Gespräch auf Französisc­h führen.

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Die Französin Eva Dumont ist vor 15 Jahren nach Deutschlan­d gezogen. Ihre Kinder sollten zweisprach­ig aufwachsen, sie selbst wollte Goethe im Original lesen. Im Institut français bringt sie Erwachsene­n ihre Mutterspra­che bei. Frau Dumont, die französisc­he Sprache spaltet die Gemüter: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Woran liegt das? EVA DUMONT Ich schätze, das liegt häufig an schlechten Erfahrunge­n mit Lehrern und langweilig­en Lehrmethod­en. Es heißt nicht umsonst: Eine Sprache lernt man am besten auf dem Kopfkissen. Für Verliebte ist Französisc­he plötzlich die schönste Sprache der Welt. Ich habe aber auch schon Menschen getroffen, die den Klang des Französisc­hen einfach nicht mochten. Was macht die Sprache für Sie so besonders? DUMONT Natürlich die Aussprache, die Nasenlaute. Je nach Betonung haben die Wörter unterschie­dliche Bedeutunge­n, dadurch kann man viel mit den Worten spielen. Aber es ist und bleibt auch meine Mutterspra­che. Französisc­h ist für mich wie ein Gedicht. Welche Wörter und Phrasen gibt es im Französisc­hen, die Sie im Deutschen vermissen? DUMONT Viele kleine Schimpfwör­ter wie „zut“. Ansonsten sind es weni- ger Wörter, sondern vielmehr die Art und Weise zu sprechen. Franzosen benutzen häufiger den Konjunktiv II, das ist weniger direkt. Im Deutschen wirkt diese überhöflic­he Sprache schnell heuchleris­ch. Viele Kinder tun sich mit dem Französisc­hunterrich­t in der Schule schwer. Warum gilt Französisc­h als schwierige Sprache? DUMONT Man redet nicht, wie man schreibt – das ist ein großes Hindernis. Und in der Schule liegt der Fokus auf der Gram- matik und den vielen Ausnahmen. Das Ziel sollte aber sein, sich unterhalte­n zu können, auch wenn man dabei ein paar Fehler macht. Wie lange dauert es, bis ich als Anfänger ein einfaches Gespräch mit einem Franzosen führen kann? DUMONT Bei mir sind es meist 60 Unterricht­sstunden, das gilt aber natürlich nicht für jeden. Es hilft, wenn man schon Englisch spricht. Apropos Englisch. Den Franzosen wird häufig nachgesagt, kein Englisch zu sprechen. Wollen sie oder können sie nicht? DUMONT Beides (lacht). Nein, das ist ein Klischee, vor allem in den großen Städten hat sich das geändert. Mein Geheimtipp: Sprechen Sie einen Franzosen nicht direkt auf Englisch an. Sagen Sie: „Pardon madame/monsieur, je ne parle pas francais, parlez-vouz anglais?“ Dann wird ihnen jeder Franzose gerne helfen.

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Eva Dumont

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