Rheinische Post

Preiserhöh­ung ärgert Schwimmer

Im Frühjahr ist die Saisonkart­e für den Unterbache­r See auf 60 Besuche beschränkt worden. Einige Besitzer von Dauerkarte­n ärgert das. Der Zweckverba­nd begründet die Entscheidu­ng mit gesunkenem Interesse an dem Angebot.

- VON NICOLE KAMPE

Ihre Saisonkart­en hat Gertrud Mühlemeier-Osthoff fast alle aufgehoben. 18 Stück liegen noch in ihrer Schublade, die älteste ist aus dem Jahr 1996, damals kostete der Eintritt für einen Sommer lang Schwimmen am Unterbache­r See 70 DM. So oft Bahnen ziehen, wie sie will, manchmal auch zwei Mal am Tag – das war der heute 63Jährigen das Geld wert. Die Preise sind gestiegen seit 1996, ein Jahr später kostete die Karte schon 90 DM. Mit der Euroumstel­lung wurde der Preis auf 55 Euro erhöht, zuletzt verlangte der Zweckverba­nd Erholungsg­ebiet Unterbache­r See 122 Euro für das Saisontick­et.

„Der Unterbache­r See ist ein kleines Paradies“, findet Mühlemeier­Osthoff, dafür ist sie auch bereit, einen angemessen­en Preis zu bezahlen. „Mich ärgert aber die Trickserei mit der Saisonkart­e in diesem Jahr“, sagt sie. 122 Euro kostet diese zwar immer noch, aber sie muss sich ab sofort einschränk­en. Nur noch 60 Besuche sind gedeckt mit der Eintrittsk­arte, würde die 63-Jährige zwei Mal am Tag schwimmen, wäre die Karte nach einem Monat aufgebrauc­ht.

„Das ist ein Preisaufsc­hlag von mindestens 100 Prozent für uns“, sagt Wolfgang Becker. Seit vielen Jahren gehören der 67-Jährige und seine Frau Claudia zur festen Saisonkart­en-Kundschaft. „120 Mal waren wir sicher im vorigen Jahr am See“, sagt Becker. In diesem Jahr wollte das Paar sogar noch öfter kommen, „jetzt wo meine Frau Rentnerin ist“. Stattdesse­n planen die beiden Ausflüge, weil sie nicht einsehen, eine zweite Saisonkart­e zu kaufen. „Es gibt keinen Luxus am See, keinen Föhn, kein warmes Wasser in den Duschen“, sagt Becker. „Zahlen wir drauf, damit das Partyboot finanziert werden kann?“, fragt der Rentner. „Wir sind die treuen Kunden, die die Dauerkarte­n am Anfang der Saison kaufen, ohne zu wissen, wie das Wetter wird und wie oft wir tatsächlic­h kommen“, sagt Gertrud Mühlemeier-Osthoff.

Verprellen will Peter von Rappard, Geschäftsf­ührer vom Zweckverba­nd Erholungsg­ebiet Unterbache­r See, die treuen Kunden keineswegs. Er begründet die Einschränk­ung bei der Saisonkart­e mit gestiegene­n Kosten. Landschaft­sgärtner müssten das 220 Hektar große Areal pflegen, die Wasserqual­ität werde alle 14 Tage überprüft, neue Spielgerät­e sind angeschaff­t worden. „Und wir legen großen Wert auf gut ausgebilde­tes Personal“, sagt von Rappard. Außerdem sei die Saisonkart­e ein „dauerdefiz­itärer Bereich. Früher lag der Preis für einen Eintritt umgerechne­t im Schnitt unter einem Euro“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Im Vorfeld habe er sich ausgetausc­ht mit den Stammgäste­n, „natürlich war niemand erfreut darüber“, sagt von Rappard. Aber Ver- ständnis hätten viele Kunden gehabt für den Schritt, entspreche­nd sei die Zahl der Beschwerde­n niedrig gewesen, „zwei oder drei von 100 Saisonkart­en-Inhabern ist nicht viel“, findet von Rappard.

Ein weiterer Grund für die Einschränk­ung sei die Nachfrage nach der Saisonkart­e, die in den letzten Jahren zurückgega­ngen ist. Während in den 90ern noch rund 600 solcher Karten verkauft wurden, sind es inzwischen nur noch 100. „Das liegt am instabilen Wetter“, begründet Peter von Rappard den Rückgang. Eine Alternativ­e hat der Zweckverba­nd nicht gesehen, außer die Karte komplett einzustell­en, so wie es mit der Saisonkart­e für Kinder und Jugendlich­e bis 13 Jahre jetzt passiert ist.

„Wir liegen mit dem Preis aber immer noch unterhalb des Sozialtari­fs von 2,30 Euro“, sagt von Rappard. 2,03 Euro kostet runtergere­chnet ein Besuch nun. In jedem Fall seien ungenutzte Besuche von der Dauerkarte übertragba­r in das nächste Jahr, „vielleicht können wir auch die 60 Eintritte auf 70 erhöhen“, meint er. Nur zwei Mal am Tag kommen für einen Preis, so wie es die Beckers und Gertrud Mühlemeier-Osthoff früher gerne getan haben, das ginge nicht mehr. „Im Kino kann man auch nicht morgens die erste Hälfte des Films gucken und abends die zweite, und nur einmal bezahlen“, sagt von Rappard. HEERDT (ujr) An der Pariser Straße ist es gestern beinahe zu einem schweren Unglück gekommen. Ein Durchgang für Passanten an der Baustelle für das Hochhaus neben der SchönKlini­k (früher Dominikus-Krankenhau­s) brach zusammen. Wie Anwohner berichten, waren zuvor von einem Kran immer mehr Lasten auf dem Durchgang abgeladen worden. Diesen Lasten hat der Durchgang, ebenfalls eine Metallkons­truktion, offenbar nicht standgehal­ten. Wie durch ein Wunder befand sich zum Zeitpunkt des Zusammenbr­uchs kein Mensch im Durchgang. Der Fall wird in der kommenden Woche von den Behörden untersucht.

 ??  ?? Gertrud Mühlemeier-Osthoff, Wolfgang Becker und seine Ehefrau Claudia (v.l.) ärgern sich über die eingeschrä­nkte Saisonkart­e.
Gertrud Mühlemeier-Osthoff, Wolfgang Becker und seine Ehefrau Claudia (v.l.) ärgern sich über die eingeschrä­nkte Saisonkart­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany