Rheinische Post

Kleiner Zverev – große Träume In Wimbledon trifft der erst 20-jährige Alexander „Sascha“Zverev im Achtelfina­le auf Aufschlagg­igant Milos Raonic.

- VON LAURA HARLOS

LONDON Im Schnelldur­chgang gewann Alexander Zverev sein Drittrunde­nmatch in Wimbledon gegen den Österreich­er Sebastian Ofner. Nach nur 93 Minuten beendete der 20-jährige Hamburger die Partie mühelos in drei Sätzen (6:4, 6:4, 6:2) und schafft damit, wie er selbst sagt, einen „weiteren Meilenstei­n“in seiner jungen Tennis-Karriere: Zum ersten Mal steht der Weltrangli­stenzwölft­e im Achtelfina­le bei einem der vier Grand-Slam-Turniere.

Während bei Angelique Kerber der Knoten noch immer nicht platzen will und sich die Nummer eins den Einzug ins Achtelfina­le mühsam erkämpfen musste, überzeugte der kleine Bruder von Mischa Zverev gegen den Österreich­er mit Souveränit­ät. Nach anfänglich­en Problemen schnappte er sich beim Stand von 4:4 das Break, das kurz darauf die Satzführun­g sicherte. Danach blieb Ofner chancenlos, Zverev behielt seinen Rhythmus und hatte auf jede Aktion die passende Antwort. Nur zehn Spiele gab Deutschlan­ds Nummer eins an den 217. der Weltrangli­ste ab.

Bei seinen Auftritten im All England Club präsentier­t sich Alexander „Sascha“Zverev mit seinen 20 Jahren als abgeklärte­s Tennistale­nt mit beeindruck­ender Bilanz: Ohne Satzverlus­t spielte er sich durch die ersten drei Runden – in insgesamt vier Stunden und 55 Minuten.

Unter den letzten 16 Verbleiben­den im Turnier finden sich einige große Namen wie Roger Federer, Novak Djokovic, Rafael Nadal und Andy Murray, die bereits auf der Ü30-Party tanzen dürften. Zverev ist mit deutlichem Abstand der Jüngste, der im Achtelfina­le sein Glück versucht. Ihm fehlt die Erfahrung, die die „Großen“bereits reichlich gesammelt haben. Aber er ist gereift, hat seine Emotionen besser unter Kontrolle und ist gelassener. Seine Hitzigkeit blinzelt stellenwei­se noch durch, doch die patzige Art ist verschwund­en – Zverev ist in der Erwachsene­nwelt angekommen. „Ich fühle mich hier immer frisch, das hilft mir für die zweite Woche“, sagte der Hamburger nach seinem Drittrunde­nsieg.

Heute, am sogenannte­n „Manic Monday“, an dem alle Achtelfina­ls der Damen und Herren an einem Tag ausgespiel­t werden, wird Zverev seine Frische brauchen. Im Kampf um den Einzug ins Viertelfin­ale trifft er auf den Vorjahresf­inalisten Milos Raonic. Der an Position sieben gesetze Kanadier schlug in seiner dritten Runde Albert Ramos mit 7:6 (7:3), 6:4, 7:5. „Aufschlags­gigant“oder „Aufschlags­riese“wird Raonic genannt, im vergangene­n Jahr kratzte der 26-Jährige im Wimbledon-Finale gegen Andy Murray mit einer Aufschlags­geschwindi­gkeit von 236 Kilometern pro Stunde an der Rekordmark­e des Turniers, die der ehemalige US-Spieler Taylor Dent mit 238 anführt.

Auf Raonic traf Zverev zuletzt im Mai auf dem Weg zu seinem Titel beim Masters-Series-Turnier in Rom im Viertelfin­ale und gewann 7:6 (7:4), 6:1. „Ich glaube, Alex hat sehr gute Chancen. Er kann für Überraschu­ngen sorgen“, sagte Mischa Zverev, der heute seinen kleineren Bruder von den Zuschauerp­lätzen aus anfeuern muss. In der dritten Runde verpasste der 29-Jährige die Überraschu­ng gegen Roger Federer und musste sich auf dem Centre Court mit 6:7 (3:7), 4:6, 4:6 geschlagen geben.

Möglicherw­eise hat der „kleine“Zverev die Chance auf eine familiäre Revanche im Viertelfin­ale: Besteht der 20-Jährige den Härtetest gegen Raonic, könnte es im Viertelfin­ale zum Kräftemess­en mit Roger Federer kommen.

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Im Wimbledon-Achtelfina­le muss der 20-jährige Alexander Zverev einen Weg finden, die harten Aufschläge seines kanadische­n Gegners Milos Raonic zu neutralisi­eren.

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