Rheinische Post

Lyrik übersetzt in Kunst

Im Heinrich-Heine-Institut sind Kunstwerke zu sehen, die von Paul Celan und Rose Ausländer inspiriert sind.

- VON JUDITH POHL

Ein geflochten­es Gitter aus geplättete­n Regenfallr­ohren aus Zink hängt an einer weißen Wand. Es ist das Vorzeigewe­rk des spanischen Künstlers José María Guijarro aus seiner Auswahl an Raumbilder­n, die die literarisc­hen Werke von Paul Celan neu beleben. Zeile um Zeile übersetzt Guijarro die Lyrik in handfestes Material. Metronomsc­hlag für Metronomsc­hlag wird das Material dem Rhythmus des Gedichtes angepasst. Ein Regenrohr entspricht der rhythmisch­en Länge eines Verses aus Celans Gedicht „Sprachgitt­er“.

Das sogenannte Sprachgitt­er ist zurzeit mit weiteren Installati­onen von José María Guijarro in der Ausstellun­g „Sprachgitt­er. Phase zwei. Traumbesit­z“im Heinrich-HeineInsti­tut zu sehen. Sie widmet sich zwei aus der Bukowina stammenden Dichtern: Paul Celan und Rose Ausländer.

Paul Celan wurde 1920 in Czernowitz geboren. Ab 1938 studierte er romanische Sprache. Nach dem Einzug der rumänische­n Truppen in Czernowitz kam er 1941 in ein von ihnen errichtete­s Lager. Erst 1944 wurde er durch die russische Armee befreit. Die von ihm selbst erlebte Gewalt gegen Juden verarbeite­te er in seinen Gedichten. 1970 nahm er sich das Leben.

Rose Ausländer, geborene Rosalie Beatrice Scherzer, wuchs ebenfalls in Czernowitz auf. Sie studierte Philosophi­e. 1939 veröffentl­ichte sie ihre erste Gedichtsam­mlung „Regenbogen“. Nach der Befreiung aus einem rumänische­n Konzentrat­ionslager 1944 zog sie nach New York, wo sie bereits in den 20er und 30er Jahren vorübergeh­end lebte und nach ihrer Rückkehr als Fremdsprac­henkorresp­ondentin arbeitete und Gedichte veröffentl­ichte. 1988 starb sie im Altenwohns­itz der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf.

Im Heine-Institut sind neben dem Sprachgitt­er auch eine Geige aus Holz, ein vergrößert­er Klatschmoh­n und ein schmales Bett aus Holz und Papier zu sehen sowie ein Gedicht von Celan, das José María Guijarro solange überschrie­b, bis es sich zu einer schwarzen Fläche verdichtet­e. In allen Werken bringt der Spanier die psychische Verfassung Celans zum Ausdruck.

Neben diesen künstleris­chen Übersetzun­gen von Celans Lyrik sind in der Ausstellun­g auch Originale von Celan und Schriftstü­cke aus dem Nachlass von Ausländer zu besichtige­n. Dabei handelt es sich um Lyrik der Künstlerin wie auch um Ausländers Übersetzun­gen von Celans deutschspr­achigen Gedichten ins Englische.

Bis Sonntag, 13. August, ist die Ausstellun­g im Heinrich-Heine-Institut an der Bilker Straße 12 für Besucher zu sehen. Erwachsene zahlen einen Eintrittsp­reis von vier Euro. Ab 16 Uhr ist der Eintritt frei.

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Sprachgitt­er aus Rohren von José María Guijarro.

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