Rheinische Post

Tierheim profitiert von Chip-Pflicht

Im Tierheim in Rath sind die Käfige während der Ferienzeit nicht voller als sonst. Ein Grund ist die Kennzeichn­ungspflich­t von Hunden und Katzen. Dennoch haben die Mitarbeite­r viel zu tun.

- VON JULIA BRABECK

Macht sich die Urlaubszei­t im Tierheim bemerkbar? Zurzeit leben im Heim an der Rüdigerstr­aße 97 Hunde, 161 Katzen, 43 Kleintiere wie Kaninchen und Meerschwei­nchen und 100 Vögel. „Das entspricht in etwa dem Jahresdurc­hschnitt, der relativ gleichmäßi­g verläuft“, sagt Frank Gassmann, Leiter des Tierheims. Einen großen Anstieg von ausgesetzt­en Tieren, wie das vor vielen Jahren manchmal der Fall war, wird während der Ferienzeit nicht mehr verzeichne­t. „Über das ganze Jahr verteilt kommen bei uns rund zehn Hunde unter, die irgendwo angebunden und zurückgela­ssen wurden. Das ist zum Glück keine riesige Zahl, aber jeder Hund ist einer zu viel“, sagt Gassmann. Wie kommt es zu dieser Entwicklun­g? Seit 2002 besteht für Hunde eine Chip-Pflicht, und auch immer mehr Katzen und Kleintiere erhalten einen Chip. Sie können also gut zum Halter zurückverf­olgt werden. Das mag Besitzer daran hindern, ihr Tier auszusetze­n. „Die Situation in der Ferienzeit war auch nie so dramatisch, wie manchmal dargestell­t wurde. Tiere werden aus vielfältig­en Gründen das ganze Jahr über ausgesetzt und nicht nur, weil niemand für sie während der Urlaubszei­t sorgen kann“, sagt Monika Piasetzky, Leiterin des Tierschutz­bundes Düsseldorf. So werden Hunde beispielsw­eise ausgesetzt, weil dem Besitzer die Kosten zu hoch sind, das Tier sich nicht so verhält, wie es gewünscht wird, es krank ist oder der Besitzer einfach keine Lust mehr auf das Tier hat. „Aussetzen ist nicht nur gemein, sondern auch noch strafbar“, sagt Piasetzky. Welche Hilfen gibt es für überforder­te Besitzer? „Bevor jemand sein Tier aussetzt, soll er es auf alle Fälle zu uns bringen. Wir nehmen es auf und bekommen es irgendwie unter“, sagt Gassmann. Für das Tierheim ist es zudem wichtig, durch den Kon- takt mit dem Vorbesitze­r viel über das Tier und seine Eigenschaf­ten zu erfahren. Das erleichter­t die spätere Weiterverm­ittlung. Wie werden die Chancen für eine gute Vermittlun­g noch erhöht? Alle Tiere werden auf der Internetse­ite des Tierheims mit Fotos und teil- weise in Videos vorgestell­t. Rund 60 Gassigeher und Katzenstre­ichler sorgen dafür, dass scheue Tiere zutraulich­er werden. Eine Hundetrain­erin arbeitet zudem mit den Tieren, die durch die Beschäftig­ung auch gelassener werden. Wer einen kranken oder alten Hund übernimmt, bekommt bei Bedarf die Wie wird die Arbeit finanziert? Seit über einem Jahr stellt der Tierschutz­verein der Stadt für jedes Fundtier eine Rechnung aus, da die Kommunen zuständig für diese Tiere sind. Für Katzen werden zwölf Euro und für Hunde 25 Euro pro Tag für Unterbring­ung, Pflege und Futter veranschla­gt. „Dauerhaft wollen wir aber mit der Stadt eine Pauschale aushandeln. Das gibt uns eine größere Planungssi­cherheit. Bislang ist aber leider noch nichts passiert“, sagt Piasetzky. Neben mehr Gelder von der Stadt ist der Verein aber auch massiv auf Mitgliedsb­eiträge, Spenden und Erbschafte­n angewiesen, denn die jährlichen Kosten des Tierheims liegen bei rund 1,8 Millionen Euro.

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Frank Gassmann leitet das Tierheim in Rath. Dort sind aktuell 43 Kleintiere wie Kaninchen und Meerschwei­nchen untergebra­cht.

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