Rheinische Post

Ein Ort für Königinnen und Helden

Andrea Abbing hat den Verein, der Menschen jeden Alters und Herkunft eine Begegnungs­stätte bieten soll, zusammen mit einigen Mitstreite­rn vor vier Jahren gegründet. Seit 2015 ist eine Wohnung am Lessingpla­tz zentraler Anlaufpunk­t.

- VON JULIA RIEGER

OBERBILK Ein Ort, an dem Kinder Königinnen und Helden sein können: Das hat Andrea Abbing zusammen mit ihren Mitstreite­rn geschaffen. „Königinnen und Helden“heißt der Verein in Oberbilk. Ein Jahr hat Abbing an dem Namen getüftelt. „Hier kann man stark werden, und jeder kann sich selbst ausmalen, was er mit Königinnen und Helden verbindet.“

Seit 2015 ist eine Wohnung am Lessingpla­tz eine Anlaufstel­le für Kinder aus dem Viertel, der Verein „Königinnen und Helden“wurde aber schon 2013 gegründet. Im Hinterkopf hatte Abbing schon immer die Idee, eine Begegnungs­stätte aufzubauen, für Menschen jeden Alters und jeder Herkunft. Abbing arbeitet in der Jugendhilf­e. Ihre Idee, mit Kunst und Kultur die Lebenssitu­ation von Kindern zu verbessern, konnte sie in ihrer Arbeit aber nicht so umsetzen, wie sie es wollte.

„In meinem Kopf hat die Idee schon zehn Jahre gearbeitet“, sagt die 53-Jährige. „Jeder, der mich kannte, wusste, dass ich diesen Verein gründen will“. Und so hat sie auch schon vor der Gründung viele Mitstreite­r gefunden: Freunde und Nachbarn, die an ihre Idee glaubten. „Der ausschlagg­ebende Punkt war mein 50. Geburtstag“, sagt Abbing und lächelt. „Ich dachte, das ist eine gute Zeit jetzt, das Netzwerk steht.“Ihr war klar, der Aufbau ihres Traumes würde lange dauern. Nebenbei hat sie in ihrem Vollzeitjo­b gearbeitet. „Deswegen bin ich kein Risiko eingegange­n, entweder es läuft oder es läuft nicht.“Und es hat geklappt. Gemeinsam mit Freunden und Nachbarn wurden die ersten Projekte gestartet, ein CandleLigh­t-Dinner, das mit Senioren aus paar Flyer waren aufgehängt, niemand rechnete mit vielen Besuchern. Es kamen fast 40 Leute – „das war so süß“, sagt Abbing. Inzwischen hat „Königinnen und Helden“an vier Tagen in der Woche geöffnet, kooperiert mit Schulen und Kindergärt­en und veranstalt­et Straßenfes­te, auch mit älteren Menschen. Jetzt im Sommer werden Tische und Stühle runter auf den Spielplatz am Lessingpla­tz getragen. Dann kommen auch immer wieder neue Kinder dazu. Auch deren Eltern sollen eingebunde­n werden, und die Feste sind da die besten Anknüpfung­spunkte. „Die Kinder bringen ihre Eltern einfach mit“, sagt Abbing. Zu den „Königinnen und Helden“kommen Kinder, die keinen Platz in einer Nachmittag­sbetreuung haben. Viele haben einen Migrations­hintergrun­d, viele sind auch Flüchtling­skinder. Deswegen ist es wichtig, „ein Teil vom Stadtteil zu sein“, sagt Abbing.

Die Unterstütz­ung, die sie erfährt, von der Stadt und allen Helfern, rührt sie. Ihre persönlich­en Königinnen und Helden sind ihre Freunde, „die immer an meiner Seite sind, egal wie gestresst ich bin und mitanpacke­n“. Es gibt immer neue Projekte, an denen Abbing und ihr Team arbeiten. „Ich habe immer daran geglaubt, dass das mit Menschen funktionie­ren kann.“

Bereut hat sie den Schritt nie, auch wenn es hart war. „Ich weiß, hätte ich das nicht gestartet, wäre ich nicht glücklich geworden.“Jetzt ist sie glücklich, wenn sie durch die Straßen am Lessingpla­tz geht. Fast jeder im Viertel kennt sie, die Kinder winken Andrea Abbing zu. Sie genießt das. „Die Kinder haben hier eine glückliche Zeit und wachsen mit uns, sie vertrauen uns – das ist das Beste“.

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Andrea Abbing hat in einer Wohnung am Lessingpla­tz eine Begegnungs­stätte für das Quartier eingericht­et.

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