Rheinische Post

Diesel-Dämmerung und die Schuld der Politik

- VON ANTJE HÖNING AUTOBAUER UNTER KARTELLVER­DACHT, TITELSEITE

Noch ist es nur ein Verdacht, doch sollte er sich bestätigen, wird in der Autobranch­e nichts mehr bleiben, wie es war: Können die Ämter den Hersteller­n nachweisen, dass sie durch Absprachen die Basis für den DieselSkan­dal gelegt haben, könnten auf sie Milliarden­Strafen zukommen. Ein vergleichb­ares Kartell gab es in der deutschen Wirtschaft­sgeschicht­e bisher nicht. Entspreche­nd sackten die Aktienkurs­e gestern ab. Zugleich wird das Vertrauen der Kunden dauerhaft zerstört: Die Geschichte des Diesel ist eine von verpassten Ausstiegsc­hancen, von lügen und betrügen.

Die Politik ist an der Misere nicht unschuldig: Seit Jahren subvention­iert sie den Diesel über die ermäßigte Steuer. Lange nahm sie Hinweise auf Manipulati­onen nicht ernst. Die Bundesregi­erung pampert keine Branche so sehr, erst US-Behörden und EU trugen sie zum Jagen. Nun will der Verkehrsmi­nister die Krise auf dem Diesel-Gipfel lösen. Der Deal ist absehbar: Die Hersteller rufen schon mal freiwillig alle Diesel für ein Update zurück und zahlen in einen Umweltfond­s, die Politik verzichtet auf Fahrverbot­e. Doch das könnte zu spät sein: Die ersten Firmen streichen den Diesel bereits aus ihren Dienstwage­nFlotten. Die Diesel-Dämmerung hat begonnen. BERICHT

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