Rheinische Post

Bahnlärm: Der Schmieranl­agen-Komplex

In Düsseltal bemühen sich alle Beteiligte­n um eine Lösung gegen den Straßenbah­n-Lärm. Doch das ist gar nicht so einfach.

- VON TORSTEN THISSEN

DÜSSELTAL Es war kurz nach der Umstellung des Fahrplanes, als sich die Menschen in Düsseltal zur Wehr setzten: Gegen den Lärm der neuen Wehrhahn-Linie, die durch die Wohngebiet­e fährt, schnell und vor allem laut. Zu laut. Und so gründeten sich zwei Bürgerinit­iativen in der Humboldtst­raße und der Uhlandstra­ße, die sich inzwischen zu einer Bürgerinit­iative Düsseltal zusammenge­schlossen haben. Ihr Ziel: Wohnen und den Öffentlich­en Nahverkehr miteinande­r in Einklang zu bringen und zumindest den Lärm der Bahnen einzudämme­n. Das aber scheint gar nicht so einfach zu sein.

Fest steht, es ist zu laut. So hat die Rheinbahn etwa Tests durchführe­n lassen. In der Spitze kamen die Messungen auf 106 Dezibel, was in etwa dem Geräusch einer Motorsäge entspricht. Um den Menschen entgegenzu­kommen, versprach die Rheinbahn im August 2016 zwei automatisc­he Schmieranl­agen. „Bislang haben wir dort die Gleise jeden Tag von Hand geschmiert“, sagte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher damals, demnächst sollten das eben jene Anlagen übernehmen. Die Rheinbahn versprach sich davon eine deutliche Entlastung der Anwohner. Doch knapp ein Jahr nach dem Verspreche­n wundern sich viele, dass noch nichts passiert ist und manche machen schnell einen Schuldigen fest: eben die Rheinbahn. Sogar die Politik mahnt das Unternehme­n an – offenbar, ohne sich wirklich mit der Situation beschäftig­t zu haben. So spricht der Sprecher der Grünen-Ratsfrakti­on, Norbert Czerwinski, von „Versäumnis­sen“, davon, dass die Rheinbahn schneller sein muss, man fordert die Rheinbahn „zum sofortigen Handeln auf“. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. „Wir sehen die Bemühungen der Rheinbahn und fühlen uns sehr ernstgenom­men“, sagt etwa Irene Nehrkorn-Kayn, Sprecherin der Bürgerinit­iative Düsseltal. Das mit den Schmieranl­agen ist nämlich schwierige­r als es auf den ersten Blick scheint.

So gibt es die Anlagen bereits, vor dem Einbau hat das Verkehrsun­ternehmen die technische Aufsichtsb­ehörde bemüht. Die jedoch wollte vor der Genehmigun­g das Okay des „Straßenbau­lastträger­s“wie es bürokratis­ch heißt, womit in diesem Fall die Stadt Düsseldorf gemeint ist. Die Stadt jedoch sagt, dass sie vor dem Einbau einen Nachweis darüber braucht, dass der Asphalt der Straße weiter griffig ist, wenn Schmiermit­tel eingesetzt werden. Bisher sind die Anlagen nämlich nur im Gleisbett eingebaut, sie auf asphaltier­ten Straßen zu verwenden, ist bedenklich, wie man sich als Auto-, Rad oder gar Motorradfa­hrer sehr gut vorstellen kann. Bremswege verlängern sich, es besteht Rutschgefa­hr. Rheinbahn-Sprecher Schumacher sagt, die Situation sei schwierig, das Unternehme­n suche nach eine Lösung, „aber um es klar zu sagen, wir wissen nicht, ob das wirklich funktionie­ren wird.“Ob es also eine rechtlich belastbare Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung geben wird, egal welches Schmiermit­tel man verwendet und vor allem: Ob es gelingen wird, die Schmieranl­agen zu installier­en, ohne andere Verkehrste­ilnehmer zu gefährden. „Wir sind in einem Schlamasse­l“, gibt Schumacher zu. Die Bürgerinit­iative, die über den Stand der Dinge informiert ist, weiß auch nicht, wie es weitergehe­n soll.

Da das Lärmproble­m an vielen Stellen existiert – etwa auch an der Bilker Allee – ist die Entscheidu­ng und der Umgang mit dem Problem wegweisend für die ganze Stadt. So gibt es bei der Rheinbahn auch Überlegung­en, zumindest in den Kurven Wasser als Schmiermit­tel einzusetze­n. Von Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen hält man bei der Rheinbahn hingegen nichts. Das würde den Zweck der ganzen Wehrhahn-Linie ad absurdum führen, ist man dort überzeugt.

 ??  ?? Bahnen fahren an der Ecke Grafenberg­er Allee / Uhlandstra­ße eine Kurve – und verursache­n dabei oftmals Lärm, der Anwohner stört.
Bahnen fahren an der Ecke Grafenberg­er Allee / Uhlandstra­ße eine Kurve – und verursache­n dabei oftmals Lärm, der Anwohner stört.

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